
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Mehr Platz für Impfstoff-Suche
Golmer Max-Planck-Institut eröffnet Erweiterungsbau. Stadt will Masterplan für Wissenschaftsstandort
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Golm - Mehr Platz zur Erforschung von Impfstoffen, neuen Materialien und umweltfreundlichen Energiequellen: Das Golmer Max-Planck-Institut (MPI) für Kolloid- und Grenzflächenforschung hat am Montag seinen neuen, millionenschweren Erweiterungsbau offiziell in Betrieb genommen. Auf knapp 3000 Quadratmetern sind dort Labore und Arbeitsräume für 70 Forscher geschaffen worden. Dazu kommen neue Geräte wie Elektronenmikroskope oder neue Serverräume für eine bessere Rechnerleistung für die Wissenschaftler.
Der neue Bau sei ein wichtiger Baustein des stetig wachsenden Wissenschaftsparks in dem nördlichen Ortsteil, hieß es in den Festreden zur Eröffnung unisono. Denn schon seit Jahren benötige das Institut die neuen Flächen, betonte der Generalsekretär der Max-Planck-Gesellschaft, Ludwig Kronthaler. Der Platzmangel zeige zwar das attraktive Umfeld in Golm – allerdings habe der Standort auch noch Schwachstellen, machten sowohl Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs als auch Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (beide SPD) deutlich.
So kündigte Jakobs eine Art Masterplan für den Wissenschaftspark und dessen Umfeld an, damit in dem Gebiet „mehr Leben einzieht“ und es stärker ins städtische Geschehen einbezogen werde. Der Standort müsse insgesamt „wahrnehmbarer“ werden. Kunst sprach von Golm als dem „Schrittmacher für die Wissenschaft in Brandenburg“ – sie sagte aber auch, für den Standort wären noch mehr produktionstechnische Anlagen wünschenswert, um Forschungsergebnisse direkt in die Praxis umzusetzen.
Junge Forscher sollen in Potsdam bleiben
Jakobs sagte, es müsse verhindert werden, dass junge Studenten, die in Golm ausgebildet würden, später wegen mangelnden Entfaltungsmöglichkeiten zum Beispiel auf den Science-Campus Berlin-Adlershof wechseln. Daher werde die Stadt ihre Plänen umsetzen, für die dringend benötigten Flächen für Gründerfirmen im Wissenschaftspark selbst als Bauherr aktiv zu werden – und einen Erweiterungsbau für das naturwissenschaftlich orientierte Innovations- und Gründerzentrum Go:In errichten (PNN berichteten).
Nächstes Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen, zuständig ist die stadteigene Technologie- und Gewerbezentren Potsdam GmbH. Erste Schätzungen der Stadt gehen von einem Investitionsvolumen von rund sechs Millionen Euro aus. Am Go:In hat die angespannte Raumsituation bereits zur Abwanderung einzelner Firmen geführt. Über Jahre hatten die Unternehmen vor Ort auf die Platzprobleme aufmerksam gemacht.
Auch die MPI-Forscher warteten schon zehn Jahre auf den nun eröffneten Erweiterungsbau. Grund war auch die Weltfinanzkrise, wie Institutsdirektor Reinhard Lipowsky erklärte: Wegen der Krise konnten zehn Prozent weniger investiert werden als geplant – die Gesamtbaukosten lägen jetzt bei 18,8 Millionen Euro. Das Land unterstützte den Bau mit circa 4,7 Millionen Euro.
In Golm lernen 9000 Studenten
Derzeit beschäftigt das Institut rund 360 Mitarbeiter – auf dem gesamten Golmer Campus sind mehr als 2500 Menschen in der Forschung tätig. Hinzu kommen über 9000 Studenten. Neben drei Max-Planck-Instituten gibt es in Golm unter anderem zwei Fraunhofer-Institute und einen Campus der Potsdamer Universität. MPI-Architekt Leopold Horinek kündigte an, für 2018 sei der nächste Erweiterungsbau für das Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie geplant – dort wird zum Beispiel zu besser anbaubaren Nutzpflanzen geforscht.
Beim Rundgang im neuen MPI-Erweiterungsbau wurden zum Beispiel neue Apparaturen vorgestellt, mit denen sogenannte komplexe Zuckerketten hergestellt werden können. Mit diesen Bausteinen könnten wirksamere Medikamente und Impfstoffe entwickelt werden, so die Hoffnung der MPI-Forscher. Die Herstellung, für die man früher Jahre brauchte, dauere dank der neuen Technik nur noch Stunden. Unter anderem forscht man an Impfstoffen gegen Malaria, aber auch gegen eine Art der Hirnhautentzündung, hieß es weiter. Solche Arbeiten finden nun wieder in Potsdam statt: Wegen des Platzmangels hatte die MPI-Abteilung für Biomolekulare Systeme bereits provisorischen Räumlichkeiten der Freien Universität Berlin nutzen müssen. Nun könne man wieder mit Kollegen in einem Haus forschen, hieß es weiter.
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