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Kochen im privaten Kreis: Küchenmeister Michael Knauer.

© Manfred Thomas

Von Hella Dittfeld: Michael, der Mietkoch

Ein Profi bekocht Kindergeburtstage, kleine Gesellschaften und hält auch Kochkurse ab

Stand:

Neumanns wollen eine kleine Gesellschaft für Freunde geben. Man möchte gemütlich am Tisch sitzen, zwischen den einzelnen Gängen schwatzen und es soll etwas Besonderes, nicht Alltägliches auf den Tisch kommen. Wie aber soll das funktionieren, wenn die Hausfrau ständig in die Küche rennt und der Hausherr mit Auftragen und Getränke eingießen beschäftigt ist? Da reicht dann schon das kleinste Malheur und die Stimmung ist im Eimer. Als Neumanns erfuhren, dass man sich einen Koch mieten kann, war das für sie die Lösung des Problems.

Küchenmeister Michael Knauer bietet diesen Mietkoch-Service seit November vorigen Jahres an. Die Idee brachte er aus Norddeutschland mit. Das Restaurant in Verden, in dem er Ende der 1990er Jahre arbeitete, bot ihn erfolgreich an. Doch bevor der Potsdamer in seine Heimatstadt zurückkam und sich selbstständig machte, hatte er sich erst einmal in internationalen Küchen umgeschaut. Als er 1992 seine Kochlehre beendet hatte, ging er in die Schweiz, dann nach England – dort allerdings in ein französisches Restaurant –, kochte in Brüssel in einem Fünf-Sterne- Hotel und wurde in der hohen Kochkunst in Pades Restaurant in Verden geschult, das einen Michelin-Stern trägt. Er war Küchenchef in Berlin und Potsdam und zwischendurch auch noch Bundeswehrsoldat. In Geltow bekochte er im Casino die Offiziere. 2008 machte er sich selbstständig und griff das Mietkochkonzept auf, bot seine Dienste zuerst von Zuhause aus an und kombiniert es nun mit seiner Arbeit als Gaststättenchef im Sportplatzrestaurant „04er“ in der Templiner Straße. Dort kann er für die Kochvorbereitungen und sein Cateringangebot die Küche nutzen. Dazu gibt Michael Knauer auch noch Kochkurse für Privatleute und für Kinder, zum Beispiel an Geburtstagen.

Ehe er bei den Neumanns zum Kochen erscheint, hat er erst einmal deren Küche und Geschirrschrank inspiziert und mit den Gastgebern abgesprochen, woraus das Menü bestehen soll. Mindestens drei Gänge werden im allgemeinen gefordert, es können aber auch mehr sein. Gewünscht wird immer wieder gehobene regionale Küche, dabei werden zarte Filets, aber auch sehr oft Fisch bevorzugt. Jetzt beginne auch wieder die Zeit des Wildbratens, sagt der Chef de Cuisine.

Sind Menü und Reihenfolge geklärt, macht sich Michael Knauer ans Einkaufen. Alles wird frisch vom Erzeuger geholt, da hat er seine Quellen und manches Kräutlein wird sogar eigenhändig gepflückt. Reichen die Kochgeräte oder aber auch Geschirr und Gläser beim Gastgeber nicht aus, bringt Knauer das Benötigte mit und er garantiert: „Nach dem Homecooking sieht die Küche genau so sauber aus wie vorher.“ Er hat die Erfahrung gemacht, dass die meisten Leute, die ihn ordern, in der Küche sehr gut ausgerüstet sind. Manche sogar professionell mit Tellervorwärmer und riesigen Kühlschränken. Es gebe aber auch andere Situationen, in denen Improvisationstalent gefragt sei, erzählt er. Gerade erst habe er auf einem Schiff gekocht und da sei eine Herdplatte ausgefallen. Ein Grill, der zum Glück an Bord war, habe einspringen müssen. Bis zu zwölf Gäste bekocht und bedient Knauer allein, werden mehr angemeldet, bringt er eine Hilfe mit.

Anders sieht die Sache bei Kochkursen oder Kindergeburtstagen aus. Da hat er die Helfer an seiner Seite und bringt ihnen so manche Besonderheit bei. Zum Beispiel das Herstellen von Pralinen sei in der Vorweihnachtszeit sehr gefragt gewesen. Seine Angebote reichen jedoch vom Überlebenskochkurs bis zum italienischen Menü, bei dem ausschließlich Pasta auf den Tisch kommt. Dann geht es um selbst gefertigten Nudelteig, gefärbt, gefüllt und sogar als süßer Nachtisch. Auch den Kindern mache es Riesenspaß, erst einmal selbst anzurühren und zu kochen, was dann gemeinsam verspeist wird.

Michael Knauer ist froh, wieder in Potsdam zu sein. „Wenn man längere Zeit weg war“, sagt er, „merkt man erst , wie schön es hier ist.“ Trotzdem rät er jedem jungen Koch, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. „Überall wird etwas anders gekocht und man kann von den Könnern immer wieder neue Geschmacksrichtungen und Kniffe abgucken.“

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