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Harte Zeiten. Im Etat 27 Millionen Euro weniger, strukturelle Defizite überall – Ministerin Sabine Kunst hat in ihrem Ressort viele Baustellen. Sie will die Hochschulen reformieren, die Tröpfchen-Gießkanne in der Kulturförderung beenden.

© Manfred Thomas

Jüdische Theologie: Ministerin plädiert für Jüdische Fakultät

Die brandenburgische Wissenschaftsministerin Sabine Kunst hält ein Stufenmodell für denkbar.

Stand:

Die brandenburgische Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) hat ein klares Votum für die jüdische Theologie in Brandenburg abgelegt. Sie habe viel Sympathie für eine Fakultät für jüdische Studien, sagte sie in der Landtagssitzung vom 1. September. Kunst hatte auf eine Anfrage der SPD-Abgeordneten Klara Geywitz geantwortet. Die Ministerin erklärte, dass sie ein Stufenmodell favorisiere. Bei einer positiven Entwicklung der Kooperation der Rabbinerausbildung des Abraham-Geiger-Kollegs mit der Universität Potsdam sowie des Berlin-Brandenburgischen Zentrums für Jüdische Studien sei der weitere Schritt zu einer eigenständigen Fakultät denkbar. Eine Fakultät für Jüdische Theologie wäre in Deutschland ein Novum.

Seit Wochen wird um eine neue Ausrichtung der Jüdischen Studien in Potsdam gerungen. Das Geiger-Kolleg fordert den stärkeren Ausbau der jüdischen Theologie. Bei den Jüdischen Studien sieht man dies zwar als eine willkommene Ergänzung, lehnt aber eine Dominanz der Rabbinerausbildung ab (PNN berichteten). Die Potsdamer Jüdischen Studien haben neben dem religiösen Judentum auch das weltliche jüdische Leben zum Gegenstand. Die Kombination von Rabbinerausbildung und kulturwissenschaftlicher Breite macht den Studiengang nach Ansicht ihres Leiters Professor Christoph Schulte in Europa einzigartig. Einer Fakultät für jüdische Theologie gibt Schulte indes keine Zukunft. „Das hat heute niemand ernsthaft vor, es wäre auch nicht finanzierbar“, hatte er den PNN gesagt. Eine eigene Fakultät sei für eine Rabbinerausbildung auch nicht nötig. „Was wir in Potsdam brauchen, ist ein starkes Institut für Jüdische Studien innerhalb der Philosophischen Fakultät – mit Rabbinerausbildung.“

Das geplante Berlin-Brandenburgische Zentrum für jüdische Studien nimmt indessen Konturen an. Voraussichtlich werde das Bundesforschungsministerium dem Entwurf zustimmen, so die Uni Potsdam. Das Zentrum ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Potsdam mit der Freien Universität, der Humboldt-Universität und der Technischen Universität in Berlin. Jede der Einrichtungen bringt ihre Kernkompetenzen in das Wissenschaftszentrum ein. Das Zentrum soll in erster Linie für Forschung stehen, es soll bereits zum Wintersemester 2012/13 seine Arbeit aufnehmen. Die Jüdischen Studien der Universität Potsdam begrüßen die Entwicklung, fordern allerdings eine ausreichende Ausstattung auch für die Lehre. Bei den Jüdischen Studien werden derzeit insgesamt 300 Studierende ausgebildet, am Abraham-Geiger-Kolleg rund 25. Dass am Geiger-Kolleg Rabbiner der progressiven Richtung ausgebildet werden, wertete Wissenschaftsministerin Kunst als Alleinstellungsmerkmal des Potsdamer Studiengangs in Deutschland. Daher sei es von großer Bedeutung für Gesamtdeutschland, dass es eine solche Rabbinerausbildung gibt.

Ministerin Kunst verwies im Zusammenhang mit der Zukunft der Jüdischen Studien auch auf die Hochschulstrukturkommission, die derzeit die brandenburgische Hochschullandschaft nach Einsparpotenzialen und Synergiemöglichkeiten durchleuchtet. Vor diesem Hintergrund sollen auch zu einem Stufenmodell für rabbinische Studien Meinungen von außen eingeholt werden. Sollte der weitere Verlauf der Entwicklung zeigen, dass eine eigene Fakultät sinnvoll ist, würde auch das Brandenburgische Hochschulgesetz dahingehend geändert, erklärte Kunst. Jan Kixmüller

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