Von Jana Haase: Mit dem Trabi zum Sandmännchen
Alice Lunow bietet Trabi-Stadtrundfahrten an / 198 „Rennpappen“ fahren mit Potsdamer Kennzeichen
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Innenstadt - Der Monteur ist immer dabei. „Aber wir haben ihn bisher noch nie gebraucht“, sagt Alice Lunow. Wenn die 27-jährige Veranstaltungsmanagerin mit Touristen in der Stadt unterwegs ist, sorgt das für Aufsehen: Denn sie bietet eine „Trabi-Safari“ für Reisegruppen an. Bis zu 25 „Rennpappen“ sind dann in einer Schlange unterwegs – im Sommer auf Wunsch auch Trabi-Cabrios. Und neben klassischen Potsdam-Sehenswürdigkeiten wie dem Schloss Sanssouci oder der Russischen Kolonie stehen dann auch die Neubaugebiete am Schlaatz auf dem Besichtigungsprogramm, die Glienicker Brücke oder ein Besuch beim „Sandmännchen“ im Filmpark.
16 Jahre nachdem die Produktion der legendären DDR-Kleinwagen in Zwickau eingestellt wurde, sind Trabis offenbar alles andere als tot: Gerade bei Touristen aus den Niederlanden oder den USA seien die Trabi-Touren durch den „wilden Osten“ beliebt, erzählt Alice Lunow: „Das hängt vielleicht mit dem Erfolg des Films „Das Leben der Anderen“ zusammen“, vermutet sie. Die Trabi-Safari bietet sie in insgesamt fünf Sprachen an, darunter russisch und spanisch.
Aber auch viele Potsdamer haben sich noch nicht von „ihrem“ Trabant verabschiedet: Nach Angaben der Stadt fahren momentan 198 Trabis mit Potsdamer Kennzeichen. Und wer keinen hat, kann sich einen kaufen: Auf Internet-Auktionsseiten wie „mobile.de“ gibt es mehr als 100 aktuelle Angebote – beginnend ab 250 Euro. Bei „Ebay“ kann man sogar schon ab einem Euro einsteigen.
Dagegen ist die Stadtrundfahrt durch Potsdam vergleichsweise teuer: Mit etwa 300 Euro pro Fahrzeug müssen Reisegruppen rechnen, sagt Alice Lunow. Denn die Haltung der Autos sei teuer, sie werden für die Safari in einem LKW aus Berlin oder Dresden angeliefert. Dort haben solche Stadtrundfahrten schon länger Tradition. In Berlin müssen die Autos sogar eine Ausnahmegenehmigung haben, um ohne Katalysator in der Umweltzone fahren zu können.
Lunows Veranstaltungsfirma „Fine Event“ hat die Trabi-Tour seit drei Jahren im Programm – neben anderen Angeboten wie Floß- und Kanufahrten oder Schnitzeljagden durch die Stadt. Auch bei der Trabi-Safari durch die Landeshauptstadt gibt es ein Quiz zur Stadt und ihrer Geschichte, das die Teilnehmer an den verschiedenen Stationen lösen müssen.
Einfach einsteigen und losfahren können jedoch die wenigsten Touristen, erzählt Alice Lunow. „Gewisse Berührungsängste“ mit dem Gefährt werden deshalb zunächst in einem Crash-Kurs abgebaut: Dabei lernen die Safari-Teilnehmer etwa, wann man den Benzinhahn aufdreht, wann man den „Choke“ zieht und wie man mit der Gangschaltung direkt neben dem Lenkrad umgeht.
Das musste auch Alice Lunow erst lernen. Trotzdem kennt sie den Trabi noch als Familienauto aus ihrer Kinderzeit: „Meine Eltern hatten einen gletscherblauen.“
Bei der Trabi-Tour durch die Stadt gibt es dann öfter Pausen für einen Fahrerwechsel. „Viele Touristen wundern sich, wie beengt es in so einem Trabi ist“, erzählt Alice Lunow. Im Winter kann sie die Tour nicht anbieten: „Die Autos haben ja keine Klimaanlage.“
Im Internet: www.fine-event.de
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