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Landeshauptstadt: Mit den Kindern auf der Flucht
Das neu eröffnete Frauenasyl in der Hegelallee bietet ab sofort bis zu 13 Flüchtlingsfrauen Unterkunft: Die Einrichtung speziell für Mütter mit Kindern ist bislang einzigartig im Land Brandenburg
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Innenstadt - Es sei eine bislang einmalige Einrichtung in Brandenburg, betont Elona Müller-Preinesberger (parteilos), Potsdams Sozialbeigeordnete: Am gestrigen Montag wurde die neue Gemeinschaftsunterkunft für asylsuchende Mütter mit Kindern in der Hegelallee offiziell eröffnet. Die etwa 200 Quadratmeter große Zwölf-Zimmer-Wohnung mit Gemeinschaftsraum und Gemeinschaftsküche hat insgesamt Platz für bis zu 13 Personen. Drei Mütter mit insgesamt vier Kindern haben die Einrichtung bereits bezogen.
Das Frauenasyl sei jedoch keine Wohnung und funktioniere auch nicht wie ein Frauenhaus, erklärte Elona Müller-Preinesberger: Ziel sei es vielmehr, die aus ihrer Heimat vertriebenen und teils traumatisierten Frauen nach einem halben Jahr in einer eigenen Wohnung unterzubringen. Über das genaue Vorgehen müsse aber je nach der individuellen Situation der Betroffenen entschieden werden. Anders als ein Frauenhaus ist die Adresse der Einrichtung nicht geheim. Trotzdem gibt es in den Nachtstunden einen Wachschutz für das Frauenasyl.
Die drei Frauen, die bislang in der Asylwohnung lebten, haben eine lange Odyssee durch Europa und den Nahen Osten hinter sich: Zwei von ihnen sind Afghaninnen, die vor dem Krieg in den Iran geflüchtet waren, eine stammt aus Tschetschenien. „Die Afghanen sind durch den Krieg überall verstreut und flüchten in viele Staaten, unter anderem in den Iran“, sagt Einrichtungsleiterin Hala Kindelberger vom Verein Soziale Stadt: „Aber die iranische Regierung geht hart gegen Minderheiten im Land vor.“ Die meisten Mütter auf der Flucht seien jünger als 40 Jahre, oft wurden sie unterwegs von ihren Männern getrennt.
Die vier Kinder der Frauen im Potsdamer Asyl sind zwischen vier und acht Jahren alt – die Unterkunft ist nur für Frauen mit Kindern bis zu zehn Jahren gedacht. Die Jüngeren gehen in die Kita, der älteste Junge wurde gerade eingeschult, bald kommt noch ein Baby dazu. Sowohl Kinder als auch Mütter erhalten in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule mehrmals in der Woche Sprachunterricht: „Sie lernen Deutsch, damit sie sich wenigstens erstmal vorstellen können, außerdem Lesen und Schreiben, zum Beispiel ganz elementare Dinge wie Klein- und Großschrift“, sagt die 28-jährige Pädagogin Joanna Banaszewska, eine der vier Mitarbeiterinnen in der Gemeinschaftsunterkunft. Auch einige Schüler des benachbarten Einsteingymnasiums und des Lenné-Gymnasiums geben den Kindern ehrenamtlich Sprachunterricht. Den Frauen soll durch das Frauenasyl vor allem bei ihren ersten Schritten in der Stadt sowie bei den nötigen Behördengängen geholfen werden.
Ausgeschrieben worden war das Frauenasyl von der Stadtverwaltung, Träger ist der Verein Soziale Stadt, der damit zum ersten Mal Träger einer Wohneinrichtung ist. Den Zuschlag hatte der Verein erst vor etwa zwei Wochen erhalten, die Räume wurden unter Hochdruck eingerichtet. Elona Müller-Preinesberger bescheinigte dem Verein, „in kurzer Zeit ein hervorragendes Ergebnis“ geschaffen zu haben. Erik Wenk
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