Landeshauptstadt: Mit Empathie und Handwerk
Nach acht Jahren als Leiter des Staatlichen Schulamtes geht Ulrich Rosenau in den Ruhestand Ulrich Rosenau freut sich auf Zeit für Familie und Hobbies
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Er hat sie alle erlebt, die Brandenburger Bildungsminister, von Birthler bis Münch. Hat mit ihnen zusammengearbeitet, erst als Referent im Ministerium, seit 2004 als Oberschulrat in Brandenburg /Havel. Am 31. März ist nun der letzte Arbeitstag von Ulrich Rosenau.
„Endlich Zeit für meine Hobbies“, freut sich der Schulexperte, der ohne Wehmut seinen Schreibtisch räumen wird, sagt er. „Ich werde im Café Heider gemütlich Zeitung lesen oder ins Museum gehen“, hofft er, der einst an der Freien Universität Berlin unter anderem Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft studiert und sein Lehramtsstaatsexamen absolviert hat. Zwölf Jahre unterrichtete er anschließend in Lichtenrade, erlebte die bildungspolitische Wende der Siebziger an einer fortschrittlichen Gesamtschule. Vielleicht hat ihm das genutzt, als 1992 das Angebot kam, an das Brandenburger Ministerium zu gehen. „Willste – oder willste nicht?“ fragte er sich damals selbst und sagte kurzerhand zu. Bereut habe er den Wechsel auf die andere Seite der Bildungsmaterie, vom Lehrertisch in die Verwaltung, nie. An seinem ersten Arbeitstag wurde er mit Stift und Papier an einen leeren Schreibtisch gesetzt. „Mach mal“, habe es geheißen. Und er machte sich an den Aufbau der gymnasialen Oberstufe. Ohne Rechner!
Damals habe an vielen Schulen eine Art vogelfreier Zustand geherrscht, massenweise wanderten alte Bücher in den Müll, wurde Neues ausprobiert, heiß diskutiert. Diese Aufbauzeit habe ihm enorm viel Spaß gemacht, gleichwohl er es mit einer nicht immer einfachen Klientel zu tun hatte. „Viele Lehrer mit zum Teil hohen Erwartungen an das neue System mussten zuerst einmal selbst Spaß am eigenen Entdecken, Erörtern und Vernetzen finden, bevor sie das den Schülern weitergeben konnten“, erinnert er sich. Den Vorwurf, als Wessi dem Osten ein neues System überstülpen zu wollen, wusste er zu entkräften. „Wir brauchten ein einheitliches System, es ging einfach nicht anders.“
Auch seinem Einsatz sei es zu verdanken, dass das Evangelische Gymnsaium Hermannswerder seine Profilierung erhalten durfte. „Religionsunterricht und Chor als Pflichtfächer, das konnten sich viele Pädagogen nicht vorstellen“, erinnert er sich. Heute kämpft er wieder für die Erhaltung sogenannter Neigungsfächer in der Oberstufe – Spezialisierung braucht eben Zeit, sagt er, zuviel Reglementierung schränkt ein.
Seit 2004 ist er Leiter des Staatlichen Schulamts Brandenburg/Havel, die Frage, ob er Lust hätte auf den Job, erreichte ihn im Urlaub. Wieder galt es, sich spontan zu entscheiden. Wieder griff er zu. Nun hatte er es mit Schülern, Eltern, Lehrern und Schulträgern zu tun. Ein spannungsgeladenes Arbeitsfeld. Das verleitete ihn aber nicht, hinter seinem Schreibtisch zu verharren. Gern war er vor Ort, suchte Kontakt und Gespräche, nahm an Terminen teil, „auch wenn es dort kein Bufett gab“. Ebenso war ihm das Zusammenwachsen der Kollegen in Brandenburg und das im Wortsinn offene Arbeitsklima – „die Tür zu meinem Büro war immer auf“ – ein wichtiges Anliegen.
Natürlich hatte er Kritiker: Er habe das Problem Unterrichtsausfall nicht in den Griff bekommen, heißt es, aber auch ein Schulrat könne nicht „eine Lehrerfeuerwehr aus dem Wandschrank zaubern“. Die Lösung sieht er in größerer Selbständigkeit der Schulen, die mit einem eigenem Budget flexibel reagieren könnten.
Dass es Lehrer nicht einfach haben, ist ihm bewusst: „Für diesen Beruf braucht man Handwerk und Empathie,“ so Rosenau. „Sonst steht man keine 10-tägige Klassenfahrt mit viereinhalb Stunden Schlaf und einem Bein im Knast durch – das muss man wollen.“
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