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Landeshauptstadt: Mit Handikap zu den Sternen

Schüler der Potsdamer Sportschule sahen im UCI-Kino einen Film über Sportler mit Behinderungen

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Zu Tränen gerührt seien viele Schüler gewesen, als sie vorab den Trailer zum Film sahen, erzählt Sophie Lau. Ein Film voller Emotionen und ergreifender Schicksale. Beeindruckend sei es, was Menschen wie die Protagonisten des Films in ihrem Leben erreichen können. Als die 15-jährige Sophie, Schülerin der Potsdamer Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ an diesem Mittwochmittag ihren Gedanken zu „Gold – du kannst mehr als du denkst“ freien Lauf lässt, sind ihre Eindrücke noch ganz frisch, der Abspann des Films lief erst vor wenigen Minuten über die Leinwand. Sophie und nahezu sämtliche Mitschüler aus der Sportschule haben gerade in zwei Sälen des Potsdamer UCI-Kinos jenen Film gesehen, in dem Regisseur Michael Hammon drei Sportler mit Behinderungen ein Jahr lang bis zu den Paralympics in London begleitet hat.

Drei Sportler aus drei Kontinenten: Da ist der Australier Kurt Fearnley, der in seinem Rennrollstuhl Rekorden nachjagt. Man sieht ihn, wie er sich in seiner Garage auf einer Art Heimtrainer für Rennrollstuhlfahrer schindet. Das Ziel London immer vor Augen. Seine Goldmedaillensammlung soll bei den Paralympics größer werden. „Gold“-Regisseur Michael Hammon hatte ihn auch als ziemlich sicheren Goldmedaillenkandidaten auf der Rechnung, wie er den Schülern der Potsdamer Sportschule im anschließenden Filmgespräch verrät. Doch in London kommt es etwas anders als erhofft.

Mit besonderer Begeisterung spricht Hammon im Gespräch mit den Schülern über den Kenianer Henry Wanyoike, einen lebenslustigen Enddreißiger, der mit Anfang 20 aufwachte und nichts mehr sehen konnte. Ein Schlaganfall hatte ihm urplötzlich das Augenlicht geraubt. Nach einer Phase der Depression entdeckte Wanyoike das Laufen für sich und wurde zum Leistungssportler. „Das ist wirklich sein Leben“, sagt Hammon über die Laufleidenschaft des Kenianers. Im Film ist zu sehen, wie Wanyoike während des 5000-Meter-Laufs bei den Paralympics in Sydney im Jahr 2000 fast an seinem Begleitläufer gescheitert wäre. Wanyoike, der den Lauf gewinnt, zieht seinen Begleiter, mit dem er während des Laufs durch ein Band verbunden ist, schließlich über die Ziellinie. Regisseur Hammon erzählt den Potsdamer Schülern auch eine noch viel erstaunlichere Geschichte über Wanyoike, die in dem Film nicht zu sehen ist: Bei einem Marathon in Tokio soll der Kenianer zehn seiner Begleiter, die man ihm während des Laufs nacheinander stellte, mit seinem Tempo „fertiggemacht“ haben. Einer nach dem anderen stieg aus. Nur Wanyoike rannte wie besessen weiter.

Auch der querschnittsgelähmten deutschen Schwimmerin Kirsten Bruhn hat Regisseur Hammon ein cineastisches Denkmal gesetzt. In dem Film, der auch auf der vergangenen Berlinale gezeigt wurde, berichtet Bruhn sehr emotional über ihren Motorradunfall in Griechenland, durch den sie querschnittsgelähmt wurde. „Und der Albtraum geht weiter“, sei ihr nach dem Unfall bald deutlich geworden. Doch heute ist sie offenbar eine glückliche Sportlerin.

Der Optimismus aller drei Sportler habe ihn beeindruckt, sagt Hammon. Dass sie „aus allen Widerständen“ etwas Positives gemacht hätten, sei wunderbar. Die 16-jährige Pauline Bremer, Schülerin der Sportschule und Spielerin von Turbine Potsdam, findet an dem Film „Gold“ besonders gut, dass man als Zuschauer „so nah an den Sportlern dran“ ist und auf diese Weise einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Athleten erhält.

Die Idee, den Film in der Potsdamer Sportschule zu behandeln, hatte die 19-jährige Maxie Borchert, die selbst als Schülerreporterin für die Paralympics-Zeitung des Tagesspiegels im vergangenen Jahr bei den Paralympics vor Ort war, und Schülerin der Potsdamer Sportschule ist. Sie selbst habe vor London eine Barriere zu den Sportlern mit Behinderungen gespürt. Viele Behinderungen seien nun einmal sehr sichtbar. „Ich hatte Angst, diesem Anblick nicht standzuhalten.“ Schulleiter Rüdiger Ziemer sieht die Filmvorführung als einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit diesem Thema. Schließlich gebe es in der Sportschule auch Schüler mit Behinderungen. Einer von ihnen war sogar unter den Schwimmern bei den Paralympics in London.

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