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17. Brandenburgball in Potsdam: Mit roten Nasen

Die Gäste des diesjährigen Brandenburgballs spendeten für Eckard von Hirschhausens Stiftung „Humor hilft Heilen“ eine Rekordsumme. Doch trotz dieser guten Nachricht blieb die Stimmung verhalten.

Stand:

Potsdam - Die gute Nachricht zuerst: Die Spendensumme, die beim Brandenburgball am Samstag im Dorint Hotel zusammenkam, war besonders groß. 35 000 Euro konnte Stargast Eckard von Hirschhausen am Ende für seine Stiftung „Humor hilft Heilen“ mitnehmen. Das Geld kommt Projekten in Kinderkliniken in Potsdam und Neuruppin, der neuen medizinischen Hochschule in Neuruppin und Weiterbildungsprojekten für Mitarbeiter im Gesundheitswesen zugute. Zum Vergleich: 2016 waren 25 000 Euro zusammengekommen – jedoch von wesentlich mehr Ballgästen.

Das war die weniger gute Nachricht des Abends. Mit „fast 600“ Gästen, wie IHK-Präsidentin Beate Fernengel sagte, war der Ball weitaus weniger gut besucht als früher. Vielleicht lag es am ungünstigen Datum, vermutete IHK-Sprecher Detlef Gottschling. Potsdam hat durch die Eröffnung des Museum Barberini ein langes Feierwochenende hinter sich, und so gab es noch an der Abendkasse gut 100 Flanierkarten, auf denen der Gastgeber allerdings sitzen blieb.

Brandenburg sei das Land mit dem drittstärksten Wirtschaftswachstum

Die neue Marke „Brandenburgball“, die seit 2016 den Namen „Ball der Wirtschaft“ ersetzt, habe sich aber gut etabliert, mehr und mehr Gäste kommen von weiter her. „Wir haben hier komplette Tischgesellschaften aus Cottbus“, so Gottschling. Man habe auch neue Zielgruppen ansprechen können, es kommen längst nicht nur Unternehmer. Verlass ist dabei auf die Branche Film und Fernsehen, Schauspieler wie Franziska Trögner und Andrea Kathrin Löwig, Wolfgang Bahro und Filmproduzent Artur Brauner waren am Samstag dabei. Olympia-Kanute Sebastian Brendel kam aus seiner Heimatstadt Schwedt nach Potsdam. Wirtschaftsminister Albrecht Gerber, Familienministerin Diana Golze, Finanzminister Christian Görke und Landtagspräsidentin Britta Stark zeigten Präsenz und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke war Ball-Schirmherr. Brandenburg sei das Bundesland mit dem drittstärksten Wirtschaftswachstum – Grund zur Freude, auch wenn sich der Brandenburger gern „nach innen freut“.

War das der Grund, dass die Stimmung verhalten blieb? Oder lag es am abgespeckten Programm? Anstelle von Debütantenpaaren eröffnete Profitänzerin Isabel Erdvardsson aus der TV-Show „Let’s dance“ mit Partner Ivo Lodesani den Tanzabend – mit Walzer und Slow Fox. Die Bands Night Support & Friends, Vintage Vegas und Livehouseband lieferten vertraute und solide Klänge. Special Guest war Casting-Sternchen Ivy Quainoo, Ex-Voice of Germany, die etwas Glamour versprühte. Alles in allem war das Programm in Ordnung, bot aber keine Überraschung.

Besseres gastronomisches Angebot erwartet

Dazu kam, dass auch beim Essen nicht alles so klappte. Viele Gäste waren verstimmt, weil man bis zu einer halben Stunde am Buffet anstehen musste. Wer auf Sushi auswich, hatte das Pech, dass ab 22 Uhr die Sojasoße aus war. Und manchmal suchte man einfach nur einen Löffel oder ein Schildchen mit der Beschreibung des Dargebotenen. Das sah ja nicht mal schlecht aus. Das Dorint hatte sich für das Ballevent extra Verstärkung aus anderen Häusern der Hotelkette geholt, sagte die neue Hotelchefin Bettina Schütt, für die es der erste Potsdamer Ball war. Bereits im November habe man mit der Planung und Vorbereitung begonnen, insgesamt waren 60 Servicekräfte eingeteilt. Aber: „Personal ist heutzutage Goldstaub“, so Schütt. Als bei manchen Gästen auch der beliebte Mitternachtssnack Currywurst geschmacklich durchfiel, war Schluss mit lustig: Bei Preisen von 130 Euro für Flanier- und 300 Euro für Saalkarten erwarte man ein deutlich besseres gastronomisches Angebot, hieß es.

Da kamen die roten Clownsnasen gerade recht, die Hirschhausen als Gute-Laune-Hilfe verteilte. Hirschhausen war gefragter Gesprächspartner des Abends und verbreitete mit seiner Comedyeinlage Spenderlaune. Tombolakarten wurden reichlich verkauft, dazu probierte man erstmals eine sogenannte Stille Auktion, bei der geheime Gebote für Sammler- und Designerstücke abgegeben werden konnten. Der Erlös beider Aktionen sowie manche Spende, die Gäste dem Sympathieträger des Abends bisweilen im Vorbeigehen still in die Hand drückten, kommt kranken Kindern und Krankenhauspatienten zugute. Hirschhausen will Humor und Lachen in den Krankenhausalltag holen, denn wer lacht und entspannt ist, kann mit Schmerzen und Stress besser umgehen. Das gelte für Patienten und Personal. Und den gemeinen Brandenburger sowieso. „Legen Sie sich eine rote Nase ins Handschuhfach Ihres Autos, und wenn Sie mal wieder im Stau stehen, setzen Sie sie auf. Sie werden sich wundern, was man damit bewirken kann.“

"Für Brandenburger Wirtschaft ist die Westanbindung wichtiger als die Ostanbindung"

Für Beate Fernengel war es der vierte Ball als Gastgeberin, 2013 hatte sie nach internen Problemen die Leitung der Kammer – zunächst kommissarisch – übernommen. In diesem Jahr werden Vorstand und Vorsitz turnusmäßig neu gewählt. Sie werde wieder antreten und als Vorsitzende zur Verfügung stehen, sagte Fernengel. Brandenburgs Arbeitsmarkt sei stabil, Sorgen bereite ihr derzeit eher die unsichere weltpolitische Lage. Das sahen nicht alle so. IT-Unternehmer Stephan Goericke mit Firmenstandorten in Potsdam und Boston, USA, sagte, es wäre jetzt das falsche Signal, nur wegen Präsident Trump alte Vorurteile gegen Amerika rauszuholen. „Für die Brandenburger Wirtschaft ist die Westanbindung wichtiger als die Ostanbindung.“

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