Landeshauptstadt: Mr. Hoffman statt Lola
Der Potsdamer Tonmeister Roland Winke war für den Deutschen Filmpreis nominiert
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Der Potsdamer Tonmeister Roland Winke war für den Deutschen Filmpreis nominiert Von Sabine Schicketanz Wie gern hätte Roland Winke die Nacht mit Lola verbracht. Der zierlichen, goldenen Dame, mit der die Deutsche Filmakademie am Freitagabend in Berlin die besten Filmschaffenden des Jahres ausgezeichnet hat. Gleich zweimal war der Potsdamer Tonmeister für die Trophäe nominiert, für seine Leistungen in den Filmen „Schneeland“ und „(T)Raumschiff Surprise“. Doch die mehr als 600 Akademie-Mitglieder kürten die Tonkünstler des Dokumentarfilms „Touch the Sound“ als die Besten. Ein bisschen enttäuscht, so musste er zugeben, war Roland Winke darüber schon. Doch lange wird ihn dieses Gefühl nicht plagen. Morgen beginnt die Produktion des nächsten Films, bei dem Winke als O-Tonmeister am Set sitzen wird: Zunächst in München verfilmen Regisseur Tom Tykwer und Produzent Bernd Eichinger Patrick Süskinds Bestsellerroman „Das Parfum“ – mit Hollywood-Star Dustin Hoffman in der Rolle des alternden Parfumeur Baldini. Und auch wenn Roland Winke schon bei vielen großen Filmen mitgewirkt hat, auf jahrelange Erfahrung zurückblicken kann, die bevorstehende Begegnung mit Mr. Hoffman lässt ihn doch ein wenig aufgeregt sein. Schließlich ist Winke ganz nah dran an den Stars wenn sie vor der Kamera stehen, hört per Kopfhörer ihre Stimmen, muss auf Aussprache, Grammatik und Texttreue achten. „Wir müssen den Moment haben, es muss glaubwürdig sein“, sagt Winke über die Filmarbeit. Was bringt es schon, wenn der Star in Mimik und Gestik überzeugt, die Stimme aber nicht zu hören ist, weil gerade ein Laster vorbeirattert – oder die Betonung nicht zur Szene, der Dialekt nicht zum Landstrich passt? Seine Leidenschaft für Klang und Ton hat der heute 42-jährige Roland Winke, Vater von zwei Söhnen (15 und 19) und glücklich verheiratet, schon früh entdeckt. Er legte als Discjockey auf, beschäftigte sich mit Musik und Technik – und landete als Babelsberger schnell beim Film. Von 1987 bis 1991 arbeitete er als festangestellter Tonassistent bei der Defa. Das Metier gefiel ihm, so absolvierte er ab 1990 an der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen ein Fernstudium zum Diplom-Toningenieur. Seit 1993 verdient Winke als freier Tonmeister sein Geld – und ist ein gefragter Mann. 1996 arbeitete er mit Bernd Eichinger am gefeierten TV-Film „Das Mädchen Rosmarie“, es folgten unter anderem „Charleys Tante“ von Sönke Wortmann, „Solo für Klarinette“ von Nico Hofmann, der TV-Hit „Der Tunnel“, „Leo und Claire“ von Joseph Vilsmaier, der in Berlin gedrehte Hollywoodfilm „Resident Evil“ und in jüngster Zeit die deutschen Erfolgsfilme „(T)Raumschiff Surprise“, „Der Untergang“ und „Sophie Scholl“. Meist kann Winke pro Jahr nur knapp fünf Monate in Potsdam bei seiner Familie verbringen – er ist an Drehorten in Deutschland und ganz Europa unterwegs. „Das ist nicht immer leicht, ich bin stolz, dass meine Familie es mitträgt“, sagt er. Überall sind die Geräusche seine Herausforderung: Für „Schneeland“ ging es nach Mittelschweden, bei 20 Grad minus und scharfem Wind, für „Der Untergang“ musste die komplizierte Bunker-Akustik ausgetüftelt werden. „Ich höre bewusster und besser als andere Menschen“, meint Roland Winke – und er kennt alle technischen Möglichkeiten und Tricks. Eine Lola wäre das bestimmt wert. Doch dafür ist es ja nicht zu spät. „Oder wir holen mit ,Das Parfum“ gleich den Oscar“, scherzt der Tonmeister.
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