Landeshauptstadt: Mut zur Taille
Berliner Mode aus dem Atelier „Quasi Moda“ gibt es nun auch in Potsdam. Designerin Catrin Ziegler schickt die Frauen mit viel Farbe durch die grauen Wintermonate
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Das Motto für das Modegeschäft liefert Heinz Erhardt. „Frauen sind die Juwelen der Schöpfung – man muss sie mit Fassung tragen“, steht auf der Tafel vor dem Haus und macht die Männer machtlos. Dann genügt oft ein Blick ins Schaufenster von „Quasi Moda“ in der Allee nach Sanssouci und alles ist zu spät.
Inhaberin Catrin Ziegler lacht. Und weil sie Farben liebt, ist die Männerwartecouch vor der Umkleide auch mit einem Wollbezug in Schweinchenrosa bespannt. Dort sitzen dann die Herren, während die Damen sich umsehen, geben Entscheidungs- oder Finanzierungshilfe. Wobei die bunte Pracht der Hausmarke „Quasi Moda“ für Frauen, die sich gern jenseits von Schwarz und Allerleigrau kleiden, im bezahlbaren mittleren Preissegment liegt. „Damit man sich auch zwei Stücke leisten kann, falls die Entscheidung schwerfällt“, sagt Catrin Ziegler.
Es ist ihre Leidenschaft, die Frauen, so wie sie sind, schön und bequem einzukleiden. Mit Modellen, die ganztagstauglich sind. „Damit gehen Sie zur Arbeit, treffen anschließend Freunde und besuchen abends noch eine Galerie. Und sehen immer angezogen aus“, sagt Catrin Ziegler. Die Designerin gründete 1989 in Berlin ihr Atelier und entwirft in den Hackeschen Höfen Alltagsmode für Frauen, die es gern etwas bunter und ausgefallener mögen. Und dabei so einkaufen wollen, dass alles gut zueinander passt, am Ende eben nicht das Sommerkleid ohne Jacke zum Fehlkauf wird.
Und so sind in der kleinen Boutique die Sachen farblich sortiert. Was zusammenpasst, was sich verträgt, hängt beieinander, der Bolero neben dem Kleid, das Oberteil neben Rock und Hose. „Find ich gut“, sagt eine Kundin, die am windigen Freitagvormittag hier mit ihrer Mutter einkauft. Eine Wintermütze muss her. Das Zwei-Generationen-Duo ist typisch für den Kundenkreis, sagt Verkäuferin Doreen Haupt. Viele Touristen kommen zu „Quasi Moda“, Mutter- und Tochter-Paare oder Freundinnen, die sich einen Potsdam-Trip gegönnt haben.
Alles ist hier Farbe, vom pinken Lüster, der an der Decke funkelt, bis zu kleinen Accessoires, Handtaschen, Modeschmuck, Seidenschals und Cashmirtücher. Schwarz macht alt, ist Catrin Ziegler überzeugt, aber man muss auch mit Farbe umgehen können und nicht wie eine „pinke Stehlampe“ umherlaufen. Zweimal im Jahr entwirft sie eine Kollektion, Rot und Petrol sind die Farben für Herbst und Winter, wenn sie damit die Fensterpuppen drapiert, sind die Kleider ratzfatz weg. Wem etwas gefällt, der sollte deshalb nicht zu lange zögern. Jedes Stück wird in einer geringen Auflage gefertigt, 15 oder 20 je Modell und Farbe, damit man im Theater nicht plötzlich neben demselben Kleid sitzt. Das schätzen auch diverse Potsdamer Kundinnen, beispielsweise „Gattinnen von Moderatoren und Kuratoren“, sagt Verkäuferin Doreen Haupt, ohne konkrete Namen zu nennen. „Und die wollen auch nicht in der Brandenburger einkaufen“, sagt sie.
Seit März gibt es das Sortiment aus dem Berliner Atelier auch in Potsdam, in der ehemaligen Galerie Zitrus, wo neben der Mode auch Produkte Potsdamer Künstler – von der Keramikerin Karin Klimsa sowie der Goldschmiedin Angelika Lüscher – angeboten werden. Dazu Malerei und lustige Weihnachtskarten von Mareike Felsch, handgemachte Seifen, kleine duftende Mitbringsel.
Die Damenmode wird in einer familiengeführten Manufaktur in Polen hergestellt. Entworfen werden die Stücke in Berlin. Weiblich soll die Mode sein, Catrin Ziegler favorisiert körperbetontes Design, zumeist tailliert. Auch in größeren Größen haben die Kleider eine Form. „Es gehört manchmal Mut dazu, diese zu tragen, aber es lohnt sich“, findet sie. Man sieht den Stücken an, dass sich hier jemand Gedanken macht, damit die Frau gekleidet, aber nicht verkleidet ausschaut. Jedes Stück ist durchdacht, ein pfiffiger Kragen oder eine asymmetrische Drapierung lenken den Blick weg von Problemzonen, ein buntes Muster kaschiert leichte Röllchen. Die klassische weiße Bluse wird neu erfunden. Bei „Quasi Moda“ bekommt sie einen praktischen, doch unsichtbaren Reißverschluss und einen romantischen Bauschkragen. Und ist aus bequemem Stretchmaterial. „Damit können Sie sich ohne Presswursteffekt in alle Richtungen bewegen“, sagt die Designerin. Jetzt im Herbst dominieren warme Jacken, knielange gemusterte Röcke, schmeichelnde Etuikleider.
Das „Quasi Moda“-Label wird ergänzt mit ausgesuchten Marken. Catrin Ziegler trägt selbst gern Strick von Kooi, daneben hängen Stücke von Zilch. Die sind aus Seide, Wolle oder Soja-Faser. 74 Euro kostet ein Pulli, hergestellt in den Niederlanden aus dem, was bei der Produktion von Soja-Produkten wie Tofu übrig bleibt. Diese Faser soll feuchtigkeitsbindend und luftdurchlässig sein und Wärme gut speichern, heißt es. Das sei doch mal was anderes, findet Doreen Haupt.
Der „Quasi Moda“-Laden befindet sich in der Allee nach Sanssouci 2
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