
© Andreas Klaer
Von Jana Haase: Nach Westberlin nur am Samstag
Eine Ausstellung in der Stadt- und Landesbibliothek zeigt, wie sich die BVG vor dem Mauerfall verplante
Stand:
Innenstadt – Eigentlich war der Berliner Senat vorbereitet. Nach einem Treffen zwischen dem SED-Bezirkssekretär Günter Schabowski, Ostberlins Oberbürgermeister Erhard Krack und dem damaligen Regierenden Bürgermeister Walter Momper am 29. Oktober 1989 wurde sogar eine Komission ins Leben gerufen, die ein Nahverkehrs-Szenario für den Tag X vorbereiten sollten – den Fall der Berliner Mauer. Kaum zu glauben ist aus heutiger Sicht allerdings, was man damals erwartete: Lediglich an den Samstagen werde es mehr Besucher aus dem Osten geben, heißt es in einem Aktenvermerk vom 2. November 1989. Mit „gezielten Sonderzügen“ könne man den Bedarf jedoch decken. Bei der nächsten Kommissionssitzung am 6. November rechnete man immerhin schon mit täglich 100 000 Besuchern aus dem Osten – und lag damit immer noch weit daneben. Denn es sollten eine Million werden.
„Es brach einfach alles zusammen“, erklärte Udo Dittfurth, Stadtplaner und ehrenamtlicher Leiter des S-Bahn-Museums in Griebnitzsee gestern bei der Eröffnung einer Ausstellung zu Mauerfall und Nahverkehr in der Stadt- und Landesbibliothek – und manch einer musste ob des aktuellen S-Bahn-Chaos’ lächeln. Unter dem Titel „Mauerfall 1989 – Berlin und Brandenburg grenzenlos mit Bahn und Bus“ können sich Besucher noch bis zum 5. September auf mehr als 40 Tafeln über den Berliner Nahverkehr vor und nach der Wende informieren. Die Ausstellung wurde von den etwa zehn ehrenamtlichen Mitarbeitern des S-Bahn-Museums entwickelt und von der Bundesstiftung Aufarbeitung finanziell unterstützt.
Nach der anfänglichen Fehlplanung reagierten BVG und Verkehrskombinat Potsdam nach dem Mauerfall jedoch erstaunlich schnell auf die neue Situation: Bereits am Samstag, dem 11. November, verlängerten die Berliner Busse, die bis dato am Übergang Drewitz umkehren mussten, ihre Fahrten über Babelsberg bis an den Bassinplatz. In ganz Berlin wurden 120 zusätzliche Busse aus Westdeutschland angefordert, auch Militärbusse und längst ausrangierte Modelle waren wieder unterwegs. „Da war man auf Improvisation angewiesen, aber alle waren guten Willens.“ Aber auch wenn am 22. Januar 1990 wieder die erste Regionalbahn von Wannsee nach Potsdam fuhr, sollte es noch bis zum 1. April 1992 dauern, ehe der S-Bahn-Betrieb zwischen Potsdam und Berlin wieder aufgenommen wurde.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: