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„Weckruf für die Politik“: Potsdams Schlösser bringen laut IHK Jobs und Umsatz
Eine neue IHK-Studie weist eine überdurchschnittliche Wertschöpfung durch die Besucher von Schlössern und Gärten aus. Pro Förder-Euro vom Land werden 5,54 Euro Umsatz ausgelöst.
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Potsdams Schlösser und Gärten sind ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Die Hälfte der Touristen komme wegen der Sehenswürdigkeiten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) nach Potsdam, heißt es in einer im Auftrag der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam erstellten Studie der Universität Potsdam. Die Besucher würden in der Region für eine überdurchschnittliche Wertschöpfung sorgen.
„Die Schlösser schaffen Nachfrage, Frequenz und Jobs“, sagte IHK-Präsidentin Ina Hänsel. Das gelte auch für die Schlösser in Rheinsberg und Paretz. Jeder in die Schlösser und Gärten investierte Euro bringe „messbare Rückflüsse in Hotels, Gastronomie, Einzelhandel und bei regionalen Dienstleistern“, erklärte Studienleiterin Uta Herbst vom Lehrstuhl für Marketing der Uni Potsdam. Pro eingesetztem Euro Landeszuschuss würden 5,54 Euro Umsatz ausgelöst.
„Diese Zahl ist ein echter Weckruf für die Regionalpolitik“, erklärte Hänsel. „Kultur ist nachweislich kein Add-on, sondern das Fundament für touristische Wertschöpfung.“ Potsdams Stadtverordnete hatten den Pflegevertrag der Stadt mit der SPSG für den Park Sanssouci vorzeitig aufgekündigt, um jährlich 800.000 Euro einzusparen. Das Kulturministerium übernimmt den Betrag nun, um den ersatzweise von der Schlösserstiftung geplanten Pflichteintritt für den Park ab 2026 zu verhindern.

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„Dass wir nun belegen können, wie stark die Schlösser tatsächlich als Reiseziel wirken, ist auch für kleinere Kommunen eine wertvolle Erkenntnis“, so Herbst. Entwicklungspotenzial gebe es in Paretz und Rheinsberg. Investitionen in „Gastronomie, Erreichbarkeit und touristische Ergänzungsangebote“ könnten dort den wirtschaftlichen Effekt der Kulturstätten steigern, heißt es in der Studie.

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Im Februar hatte die IHK erste Zahlen veröffentlicht. Der zweite Teil der Studie untersetze die Analyse mit konkreten Besuchsdaten. Übernachtungsgäste würden in Potsdam durchschnittlich 176 Euro ausgeben. In Paretz sind es mit 32 Euro deutlich weniger.
Zufriedene Besucher
Kai Schlegel, Vertreter des Stiftungsdirektors, wertet die Studie als klares Signal: „Insbesondere das Schloss Sanssouci beweist eindrucksvoll, dass sich mit Kultur Geld verdienen lässt.“ Fast alle Gäste der Schlösser und Gärten seien mit ihrem Besuch zufrieden oder sehr zufrieden. „Damit dies so bleibt, müssen nicht nur das Land Brandenburg und die SPSG, sondern auch die Kommunen investieren“, fordert Schlegel. Bei guter Erreichbarkeit der Schlösser und einem guten touristischen Umfeld würden alle Seiten profitieren.

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Die IHK fordert mit Blick auf die Haushaltsdebatten, Kulturförderung als Standortpolitik zu begreifen. Die SPSG stehe beispielhaft für den doppelten Effekt von Kulturerhalt und regionalem Wachstum. „Wenn die Hälfte der Gäste allein wegen unserer Schlösser kommt – dann ist klar: Ohne Kultur gibt es keine Tourismusstrategie für Brandenburg“, sagte Hänsel. Die touristischen Strukturen müssten daher gesichert und weiterentwickelt werden. Laut Studie beliefen sich die direkten ökonomischen Effekte aus dem touristischen Bereich in Brandenburg 2023 auf knapp 60 Millionen Euro.
Von den 813.957 Besuchenden im Park Sanssouci seien 626.747 von auswärts. 55 Prozent kämen wegen der Kulturstätten. Die Hälfte der Besuchenden bleibt für mindestens eine Übernachtung, die andere Hälfte sind Tagesgäste. Von den Übernachtungsgästen, die den Park Sanssouci besuchten, blieben fast 60 Prozent zwei bis drei Nächte oder länger.

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Die Gruppe der 50- bis 65-Jährigen macht in Sanssouci mit mehr als 30 Prozent die größte Altersgruppe aus. Knapp dahinter folgen die 30- bis 49-Jährigen, dann die 18- bis 29-Jährigen. In Paretz und Rheinsberg sind die Besucher durchschnittlich älter. Fast die Hälfte der Besucher kommt mit der Familie nach Sanssouci, mehr als ein Viertel reist allein an.
Gut 40 Prozent haben Sanssouci in den vergangenen Jahren mehrfach besucht. Die Studie zitiert eine Mehrfachbesucherin: „Ich komme jedes Jahr mit meinem Partner – es gibt immer etwas Neues zu entdecken.“ Knapp ein Drittel der Befragten besuchte Sanssouci zum ersten Mal. Viele Befragte verbinden den Aufenthalt in Potsdam mit einem Besuch anderer Sehenswürdigkeiten wie dem Pfingstberg, dem Museum Barberini, Schloss Cecilienhof oder der Biosphäre. 64 Prozent gaben an, dass sie ohne Sanssouci diese und andere Orte nicht besucht hätten.
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