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Landeshauptstadt: Nachhilfe für Kinder

Für ihre Sprachkurse im Flüchtlingsheim wurde Elisabeth zur Ehrenamtlerin des Monats gekürt

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Als Lehrer ist man bei Kindern nicht immer der Beliebteste – ganz anders sieht es bei Elisabeth Kuck aus: Wenn die ehemalige Grundschullehrerin im Flüchtlingswohnheim am Nuthetal vorbeischaut, um ehrenamtlich Sprachunterricht zu geben oder bei den Hausaufgaben zu helfen, freuen sich die meisten der rund 60 Kinder und Jugendlichen, die derzeit hier wohnen. Für ihr Engagement erhielt die 70-jährige Potsdamerin am Mittwoch von Staatssekretär Alfred Gerber (SPD) die Auszeichnung „Ehrenamtlerin des Monats“ des Landes Brandenburg.

Die aus Essen stammende Kuck war bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2006 selbst 15 Jahre lang Leiterin einer Grundschule gewesen und 2009 nach Potsdam gezogen. Noch im selben Jahr wurde sie auf einen Aufruf der evangelischen Ausländerseelsorgerin Monique Tinney aufmerksam, die heute die Ehrenamtsarbeit in Kooperation mit der Wohnheimleitung koordiniert: „Ich hatte eine Anzeige gesehen, wo sie nach Nachhilfelehrern für eine versetzungsgefährdete Drittklässlerin aus dem Libanon suchte.“

Kurz entschlossen nahm Kuck Kontakt auf und besuchte das Mädchen regelmäßig im Wohnheim. Nach und nach wurden die Noten besser und Kucks Nachhilfe sprach sich herum: „Als die Bewohner Vertrauen gefasst hatten, war das fast ein Selbstläufer. Sogar Erwachsene wollten in den Deutschkurs und mit mir ihre Hausaufgaben besprechen.“ Mittlerweile gehört sie fest zum Wohnheim-Team und verbringt rund sechs Stunden pro Woche mit den Kindern, die aus 13 verschiedenen Ländern stammen – unter anderem aus Tschetschenien, Afghanistan, Irak, Iran und Somalia. Zwei Tage in der Woche ist sie hier, an weiteren zwei Tagen besucht sie auch ehemalige Heimbewohner in Potsdam.

Es klingt nach einer anspruchsvollen und schwierigen Aufgabe, Flüchtlingskinder zu unterrichten, die oft traumatische Erfahrungen hinter sich haben, doch Kuck sieht das anders: „Es war ganz einfach, mit den Kindern zu arbeiten.“ Ihr Motto als Pädagogin laute: Freude macht glücklich, Angst macht dumm. Wenn man einem Kind Freude gebe, sei es auch motiviert zu lernen, Angst hingegen erzeuge Lernblockaden: „Viele dieser Kinder haben schon viel Angst erlebt, aber wir können ihnen jetzt ein bisschen Freude geben.“ Dies scheint zu funktionieren, wie Kuck berichtet: „Ein Mädchen hatte mich einmal bei den Hausaufgaben gefragt, ob es nicht eine Schule gebe, wo Biologie nicht auf dem Lehrplan steht. Mittlerweile geht sie in die achte Klasse und Biologie ist ihr Lieblingsfach.“

Für Kuck sei die Auszeichnung zur Ehrenamtlerin des Monats stellvertretend für ihre zahlreichen ehrenamtlichen Kollegen, denn ohne Teamwork laufe nichts: „Im letzten Jahr machte uns eine Praktikantin auf ein Wohnheimkind aufmerksam, das besondere sportliche und akrobatische Fähigkeiten besaß und meinte, das müsse man fördern.“ Kuck nahm den Vorschlag auf und fragte den Potsdamer Zirkus Montelino, ob die Flüchtlingskinder nicht bei ihnen ein Zirkustraining machen könnten. Die Kooperation kam schnell zustande, heute besucht regelmäßig eine Gruppe von bis zu sieben Kindern den Zirkus im Volkspark.

Für die Zukunft hat Kuck schon neue Ideen: So könne zum Beispiel ein Kinderbuchautor das Wohnheim besuchen, der im Rahmen der Lese- und Sprachförderung mit den Kindern spricht. „Und vielleicht kann man danach sogar ein Buch daraus machen“, sagt Kuck. Erik Wenk

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