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UPDATE: Am Dienstagabend starteten die „Sehsüchte“ in den Potsdamer Thalia-Kinos. HFF-Präsident Wiedemann appellierte an die Landespolitik, die Hochschulen zu stärken
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Babelsberg – Mit einem Besucheransturm startete am Dienstagabend das 41. Internationalen Studentenfilmfestival "Sehsüchte" im Potsdamer Thalia-Kino. Vor einem bis auf den letzten Platz besetzten Kinosaal sagte Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos), dass das Festival der Potsdamer Filmhochschule HFF einer der kulturellen Höhepunkt des Jahres sei. „Vor allem, weil es am künstlerischen Puls der Zeit steht und uns einen Vorgeschmack gibt, was die kommende Generation von Filmemachern bewegt“, sagte Kunst zur Eröffnung der „Sehsüchte“. Kunst zeigte sich beeindruckt von der originellen und professionellen Eröffnungsfeier, zu der neben Filmemachern und Prominenz auch Filmnachwuchs aus rund 30 Ländern nach Babelsberg gekommen waren.
Der Präsident der Filmhochschule HFF, Dieter Wiedemann, verband die Eröffnung mit einem eindringlichen Appell an die Landespolitik. Wer eine solch kreative Szene wie die der jungen Filmemacher betrachte, müsse begreifen, dass die Zukunft des Landes in der Ausbildung des Nachwuchses liege. Die Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Sabine Kunst, habe dies im Gegensatz zu einigen ihrer Ministerkollegen verstanden. Wiedemann wandt sich damit gegen die von der rot-roten Landesregierung vorgesehenen Sparmaßnahmen bei den Hochschulen. Auch forderte Wiedemann die Landesregierung auf, den Filmstandort Babelsberg stärker zu fördern. Wenn in den vergangenen Jahren mehr Geld in die Filmförderung als in andere Industrien geflossen wäre, dann würde das Land heute erfolgreicher dastehen. Wiedemann gibt am Donnerstag seinen offiziellen Abschied, bevor er in den Ruhestand geht. Er leitete 17 Jahre die Geschicke der HFF. Allerdings wird er noch als Interims-Chef im Amt bleiben, bios ein geeigneter Nachfolger gefunden ist.
Der Programmmacher der Berliner Filmfestspiele "Berlinale", Thomas Hailer, zollte dem Potsdamer Studentenfilmfestival großen Respekt. Die "Sehsüchte" würden heute Grundlagen für die Berlinale legen, bei manchem Wettbewerbsbeitrag bewege man sich mittlerweile auf Augenhöhe.
Das von Potsdamer Studenten der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) veranstaltete Festival läuft bis zum 29. April, es werden 130 Filme aus 30 Ländern zu sehen sein. Darunter sind vor allem Spielfilme, aber auch Dokumentationen, Kinderfilme und Musikvideos. Themen sind unter anderem Jugend, Arbeit und das Älterwerden. Wie die Festivalmacher betonen, zechnet die Filme in diesem Jahr ihre hohe Qualität aus.
Die „Sehsüchte“ gelten als größtes Studentenfilmfestival seiner Art in Europa, es wird seit rund 40 Jahren von Studierenden der Hochschule jährlich in Eigenregie organisiert. Im vergangenen Jahr sind laut Organisatoren 6000 Besucher gekommen. Auf dem Festival werden mehrere Preise vergeben. Filmprominenz wie Schauspielerin Nora Tschirner („Keinohrhasen“, „What a Man“) oder der Filmemacher Jan Tenhaven („Herbstgold“) sitzen dazu in diesem Jahr in den Jurys. An prominenten Filmemachern wird es zudem nicht mangeln. So wird die Filmemacherin Doris Dörrie („Kirschblüten – Hanami“) zu ihrer Retrospektive erwartet, wie auch der Skandal-Regisseur Jörg Buttgereit („Nekromantik“). Am Donnerstag dann gibt HFF-Präsident Dieter Wiedemann an der Filmhochschule seinen offiziellen Abschied, die Laudatio wir Berlinale-Chef Dieter Kosslick halten.
Neu ist auf dem Festival ein Jugendfilmblock. „Wir hatten viele Einreichungen, die nicht für den Bereich Kinderfilm geeignet waren, die wir aber trotzdem zeigen wollten“, sagte Lydia Bienias vom Organisationsteam. Zugleich ist die Zahl der Bewerbungen gestiegen. Insgesamt sind laut Festivalteam 1300 Filmprojekte für dieses Festival eingereicht worden – 100 mehr als im vergangenen Jahr.
Ein besonderer Fokus in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bundestag beschäftigt sich in diesem Jahr mit dem Thema Nachhaltigkeit. Ziel ist es, Filme zu zeigen, die sich dem Thema auf unterschiedliche Weise nähern. Die acht Fokus-Filme sind am Freitag im Thalia zu sehen (16 und 18 Uhr).
Zudem haben die Programmmacher den „Midnight-Movie-Madness-Block“ wieder belebt: Am heutigen Mittwoch gibt es verrückte Film zu sehen, um Mitternacht bei freiem Eintritt. Am Samstag steigt dann ab 22 Uhr die große „Sehsüchte“-Party im HFF-Atrium. Jan Kixmüller
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