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Landeshauptstadt: Neuer Verlegetermin für „Stolpersteine“

Arbeitsgemeinschaft gebildet: Initiative für jüdische Geschichte in Potsdam / Neuer Termin im Juli 2008

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Potsdam könnte doch noch „Stolpersteine“ bekommen. Nachdem in der Vergangenheit bereits zwei Verlegungstermine gescheitert sind (PNN berichteten), hat sich auf Initiative der Stadtverwaltung jetzt eine Arbeitsgemeinschaft gebildet. Das sagte Birgit-Katherine Seemann, Fachbereichsleiterin Kultur und Museum, auf PNN-Anfrage.

Demnach will die etwa 20-köpfige Runde, die sich bereits zweimal getroffen habe, die Verlegung der Gedenksteine für jüdische Opfer des Nationalsozialismus in Potsdam vorantreiben. Beteiligt seien unter anderem Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Potsdam, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Mitarbeiter der Stadt- und Landesbibliothek sowie Privatpersonen. Die Koordinierung habe das Potsdam Museum übernommen, sagte Seemann. Sie will den aktuellen Arbeitsstand in der kommenden Woche im Kulturausschuss und im Hauptausschuss vorstellen.

Zum Hintergrund: Die „Stolpersteine“ sind ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Es handelt sich um Gedenktafeln aus Messing, in die die Namen und Lebensdaten von Opfern des Nazi-Regimes eingraviert sind. Sie werden vor der letzten frei gewählten Wohnung der Ermordeten in den Bürgersteig eingelassen. Bei der Verlegung ist der Künstler selbst immer anwesend. In Potsdam ist die Verlegung zuletzt im Juli 2007 gescheitert. Grund war das offenbar spurlose Verschwinden der Initiatorin, einer Potsdamer Historikerin. Anfang 2006 hatten die Stadtverordneten auf Antrag der Fraktion der Grünen die Unterstützung des Projekts beschlossen.

Da die Historikerin weiterhin „nicht auffindbar“ sei, arbeite die neu gebildete Arbeitsgemeinschaft „bedauerlicherweise“ ohne ihre Teilnahme weiter, erklärte Seemann nun. Dazu wolle man zunächst die Namen und Adressen der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Potsdam recherchieren. Auch die von der ehemaligen Koordinatorin bereits ausfindig gemachten 123 jüdischen Namen müssten wegen der unklaren Quellenlage neu überprüft werden, so Seemann.

Den Künstler habe man ebenfalls kontaktiert, erklärte die Fachbereichsleiterin. Uta Franke, die Koordinatorin des Künstlers, bestätigte gestern auf PNN-Anfrage, dass ein neuer Termin in Potsdam geplant ist: Die ersten „Stolpersteine“ werden hier demnach Anfang Juli 2008 verlegt. Zwei potenzielle Spender haben sich laut Seemann bereits bei der Stadt gemeldet. Die Steine kosten pro Stück 95 Euro.

Die Arbeitsgemeinschaft will sich aber nicht auf die Verlegung der Gedenktafeln beschränken: Geplant sei vielmehr eine „breite Initiative, die sich mit jüdischer Geschichte in Potsdam auseinandersetzt“, sagte Seemann. Dies sei ein „unheimlich wichtiges Thema“, betonte sie.

Die Recherchearbeit, die für das Projekt geleistet werden muss, soll deshalb begleitet werden: Denkbar seien Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen oder eine Broschüre über jüdisches Leben, sagte die Fachbereichsleiterin. Man habe dafür auch Schulen, die Universität Potsdam sowie freiberufliche Wissenschaftler und Autoren angesprochen. Mit der Einbindung verschiedener Gruppen soll für Öffentlichkeit gesorgt werden.

Bundesweit gibt es nach Angaben des Künstlers bereits 12 500 „Stolpersteine“ in insgesamt 277 Ortschaften. Auch in Österreich und in Ungarn gibt es bereits „Stolpersteine“. Die ersten Gedenktafeln hatte Gunter Demnig 1997 in Berlin-Kreuzberg verlegt. Jana Haase

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