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Landeshauptstadt: Notruf Potsdam: Zu späte Hilfe unter dieser Nummer? Die Potsdamer Polizei weist Vorwürfe zurück, sie arbeite und ermittle zu langsam

Der Mann findet für das Vorgehen der Polizei klare Worte. „Das war für mich erschreckend“, sagt Heiko K.

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Der Mann findet für das Vorgehen der Polizei klare Worte. „Das war für mich erschreckend“, sagt Heiko K.(*). Es geht um einen Vorfall in der Berliner Vorstadt, an einem Sonntagabend im September. K. hatte etwas Ungewöhnliches gehört und sah, wie sich ein Mann an einem Fenster von K.s Haus in der Menzelstraße zu schaffen machte. Der Anwohner brüllte den Eindringling an, der Unbekannte floh über ein Nachbargrundstück in der Schwanenallee. Und K. rief die Polizei an.

Von diesem Telefonat ist K. vor allem in Erinnerung geblieben, dass er umständlich seine Personalien angeben und den Tathergang schildern musste und der Polizist in der Notrufzentrale häufig „Moment einmal“ sagte. Dagegen sei von dem Polizisten zunächst nicht erwähnt worden, ob Hilfe unterwegs sei oder nicht. Erst rund 50 Minuten nach dem Anruf hätten Polizisten an der Tür geklingelt. Nun fragt sich K.: „Wie schnell ist die Polizei, wenn wirklich etwas Schlimmes passiert?“

Die Schilderung von K. passt zu der aktuellen Debatte, ob die Polizei in Potsdam und Brandenburg noch in der Lage ist, schnell genug auf Notfälle zu reagieren – doch zu dem Einzelfall in der Berliner Vorstadt konnte die Potsdamer Polizei am Mittwoch kurzfristig nicht detailliert Stellung nehmen. Allgemein hieß es in einer Mitteilung an die PNN, bei der Meldung eines auf frischer Tat ertappten Einbrechers würden Zeugen „in der Regel“ gebeten, in der Leitung zu bleiben, so die Polizei – um Kollegen parallel zu alarmieren, dass diese sich unverzüglich zum Tatort begeben. Dann erst würden die Daten des Anrufers erfasst und gegebenenfalls auch Verhaltenshinweise gegeben, um ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Bei einer akuten Notlage träfen die Beamten innerhalb weniger Minuten ein, so die Behörde.

Die Einsatzakte zu dem Vorfall in der Berliner Vorstadt konnte die Polizei gestern nicht mehr beschaffen. Ein Sprecher sagte, möglicherweise sei dem Anrufer nicht mitgeteilt worden, dass bereits Hilfe unterwegs sei. Dass 50 Minuten bis zum persönlichen Kontakt zwischen Polizei und K. vergingen, könne dadurch erklärt werden, dass die Kollegen zunächst in der unmittelbaren Umgebung des Tatorts nach dem mutmaßlichen Einbrecher fahndeten, ehe sie den Zeugen befragten.

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass die Potsdamer Polizei ihre Arbeit erklären muss. Im Juni hatte es Schlagzeilen gegeben, weil die Polizeiinspektion Potsdam nicht unter der im Internet angegebenen Nummer erreichbar war. Zudem gibt es regelmäßig Irritationen, wenn die Polizei teilweise erst Monate nach einer Straftat ein Phantombild veröffentlicht, um noch einen Täter zu finden. Die Behörde sagte den PNN, es sei nicht immer „einfach und abschließend zu beantworten, warum so viel Zeit zwischen Straftat und Bildveröffentlichung vergeht“.

Bei der Erstellung von Phantombildern verstreiche schon deshalb Zeit, weil drei unabhängige Behörden – also Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte – involviert seien. Zunächst müsse ein Termin zwischen dem Sachbearbeiter, dem Zeugen und dem Zeichner des Landeskriminalamts gefunden werden. Später müsse der zuständige Staatsanwalt beim Gericht einen Beschluss zur Veröffentlichung des Portraits beantragen. Gibt es eine Entscheidung, müsse die Akte wieder zurück zur Polizei. Auch dort werde die Veröffentlichung noch einmal geprüft. „Trotz effizienten Zeitmanagements in den drei Behörden kann es gelegentlich zu Verzögerungen kommen“, so die Polizei, die auch auf die Vielzahl parallel zu bearbeitender Ermittlungsverfahren verweist.

Zur neuen Debatte um ins Leere gegangene Notrufe bei der Polizei sagte der Chef der Landespolizeigewerkschaft, Thomas Schuster, man müsse „selbstkritisch überprüfen“, ob die Notrufe durch mehr Mitarbeiter angenommen werden könnten. Dass derzeit in Potsdam-Eiche die Polizeinotrufzentrale erweitert wird, um die zweite Brandenburger Notrufstelle in Frankfurt (Oder) zu schließen, sieht Schuster sehr kritisch. „Wir hätten die Notrufzentrale in Frankfurt gern behalten“, so Schuster. „Wenn es zu technischen Schwierigkeiten oder einem Stromausfall kommt, dann haben wir in Brandenburg ein Problem.“ Bislang habe es immer eine zweite Leitstelle als Ausweichlösung gegeben. (*Name geändert)

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