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Bikes gab es keine zu sehen  die Hells Angels reisten mit Autos an.

© Michael Urban

MOTORRADCLUBS: Nur 100 Hells Angels im Blauhaus

Kein Motorrad-Korso bei Potsdamer Gründungsfeier, Polizei kontrollierte

Stand:

Weltweit agierende Motorradclubs (MC) wie die Hells Angels sind umstritten, weil Mitglieder wegen Mord, Drogenhandel, Prostitution, Menschenhandel, Körperverletzung und unerlaubtem Waffenbesitz verurteilt wurden. Neben Hells Angels gibt es noch Bandidos und Gremium als größere MCs. Cottbus und Berlin gelten als MC-Schwerpunkte. Insgesamt, schätzt das Brandenburger Landeskriminalamt, haben die MCs mehrere tausend Mitglieder in Berlin und Brandenburg, die meisten jedoch in der Bundeshauptstadt. Experten schätzen die Gefahr für Außenstehende als gering ein, Kämpfe um Revierstreitigkeiten würden intern ausgetragen. KG

Teltower Vorstadt - Das Wetter! Regen und Kälte zeigten den harten Jungs vom Motorradclub „Hells Angels“ ihre Grenzen auf. Nicht nur, dass weitaus weniger der umstrittenen „Hells Angels“ zur Gründungsfeier des Potsdamer Clubs am Samstagabend ins Blauhaus gekommen waren als erwartet. Nein sie reisten ganz konventionell mit vierrädrigen Fahrzeugen an. Durchaus zur Enttäuschung Doch bevor sich die rund 100 Motorradrocker – bis zu 400 aus dem gesamten Bundesgebiet waren erwartet worden – mit ihres Gleichen feiern konnten, wurden sie von der Brandenburger Polizei begrüßt, die auf beiden Seiten der Heinrich-Mann-Allee Kontrollstellen aufgebaut hatte. Zur Gefahrenabwehr, nicht, um die Veranstaltung zu verhindern, wie Polizeioberrat Mathias Tänzer sagte.

Beim seltenen Blick in die Halle – Öffentlichkeit ist bei den „Hells Angels“ unerwünscht – offenbarte sich vor allem Biederkeit. Das ohnehin eher schmucklose Blauhaus wurde auch nicht durch die Motorradrocker aufgewertet. Die akkurat gestellten Tische mit Platzdeckchen erinnerten an konventionelle Parteiveranstaltungen. Lediglich die monströse Sound- Anlage und große Videoleinwände bewiesen, dass hier nicht CDU oder Linkspartei einen neuen Ortsverband feierten sondern die „Hells Angels“.

Gegründet hatte sich das so genannte Charter Potsdam, wie bei den Hells Angels die örtlichen Niederlassungen genannt werden, mit geschätzten zehn Mitgliedern wohl schon Ende des vergangenen Jahres in einem Potsdamer Tattoo-Studio, vermuteten Ermittler des Brandenburger Landeskriminalamtes.

„Solch ein Motorradclub-Treffen ist eine neue Erfahrung für die Potsdamer Beamten“, gestand Tänzer. Bislang hatte lediglich der Motorradclub Gremium eine Dependance in der Brandenburger Landeshauptstadt. Daneben gibt es noch die Bandidos, die in Brandenburg bereits vier Niederlassungen betreiben und insbesondere im südöstlichen Raum um Cottbus aktiv sind. Die Potsdamer Polizei, so Tänzer, habe sich deshalb Beamte dazugeholt, die bereits Erfahrungen mit solchen Clubs haben, beispielsweise szenekundige Kollegen, so der Polizeioberrat. Mit „angemessen starken Kräften“ aus dem ganzen Land Brandenburg sowie dem Bereitschaftsdienst hatte sich die Polizei vorbereitet. Dass nicht die angekündigte Zahl von rund 400 „Hells Angels“-Besuchern gekommen war, schuldete Tänzer dem Wetter. „Da werden einige die Fahrt nach Potsdam unterlassen haben.“ Doch sei es grundsätzlich eine Sache des Respekts in den hierarchisch organisierten Motorradclubs, dass Vertreter aller Charter zu einer Neugründung kommen würden. Die Hells Angels sollen rund 40 Niederlassungen in ganz Deutschland haben.

In Höhe der Friedhöfe und an der Kreuzung zum Horstweg waren die Polizeikontrollstellen aufgebaut. Jedes Fahrzeug wurde gecheckt, jeder Fahrer in Augenschein genommen. Offensichtliche Besucher des Hells Angels-Treffen oder andere Motorradclub-Anhänger wurden kontrolliert und auf Waffen durchsucht. „Clubmitglieder lassen sich wegen der Kuttenpflicht leicht erkennen“; so Tänzer. Mit der Kutte, eine Leder- oder Jeansweste, wird die Clubzugehörigkeit deutlich gemacht. Meist steht auf der Kutte neben dem Charter-Namen auch noch die Funktion des Trägers im Club. Bei den rund 80 kontrollierten Personen wurde laut Aussage der Polizei nichts gefunden, alle konnten ihre Fahrt fortsetzen. Und feiern. Noch bis in die Morgenstunden des Sonntags funkelte die Lichtshow im Blauhaus. Kay Grimmer

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