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Die Feuerwehr musste das Auto nach dem Wildunfall löschen.

© Andreas Klaer

Fehlalarme bei der Potsdamer Feuerwehr: Nur bei jedem fünften Alarm brennt’s

Wenn Brandmelder Alarm schlagen, rückt die Feuerwehr aus – auch wenn nur ein Toast verkokelt ist. Vier von fünf Alarmen in Potsdam sind falsch.

Von Valerie Barsig

Stand:

Potsdam - Rund 20 Mal ist die Potsdamer Feuerwehr seit Anfang Mai wegen Fehlalarm bei Brandmeldeanlagen ausgerückt. Zumindest wenn man nach den Meldungen der Wehr im sozialen Netzwerk Twitter geht. Rund 700 Mal ging der Alarm in der Feuerwehr-Leitstelle im vergangenen Jahr los: In etwa 80 Prozent der Fälle handelte es sich dabei um einen Fehlalarm, schätzt Rainer Schulz, Bereichsleiter Gefahrenabwehr der Potsdamer Feuerwehr. 50 Fehlalarme gebe es pro Monat, sagt er.

Für Schulz ist die Zahl der falschen Alarme schon längst keine Neuigkeit mehr. Sie sei seit rund vier Jahren etwa gleichbleibend. Schuld sei die moderne Technik: Insgesamt 760 Hightech-Brandmeldeanlagen befinden sich in den sogenannten Potsdamer Sonderbauten, also Schulen, Hochhäuser, Krankenhäuser, oder historische Gebäude in der Stadt. In allen diesen Bauten sind Brandmeldeanlagen installiert, die direkt mit der Leitstelle der Feuerwehr verknüpft sind. Das bedeutet: wenn es brennt, sich Rauch oder Dampf entwickelt, wird das elektronisch per Computer sofort zur Leitstelle gemeldet. Ein Anruf bei der Feuerwehr ist gar nicht mehr nötig.

Brandmelder müssen gewartet werden

In großen Gebäuden wie Krankenhäusern sind Brandmeldeanlagen zwingend erforderlich, denn nicht immer ist in jedem Raum jemand, der einen möglichen Brand bemerken könnte.

Alle drei bis fünf Jahre müssen die Brandmeldeanlagen in den Potsdamer Sonderbauten gewartet werden – zuständig ist der Betreiber, also zum Beispiel die Schule, in der die Anlage installiert ist. „Die Wartung ist wichtig, damit Fehlalarme möglichst ausgeschlossen werden“, sagt Schulz. Doch das scheint angesichts der hohen Zahl an Fehlalarmen nicht gewährleistet: Immer wieder muss die Potsdamer Feuerwehr ausrücken und stellt vor Ort fest, dass es gar nicht brennt.

Die Ursachen für den falschen Alarm können eine Fehlfunktion der Anlage sein, austretender Wasserdampf oder dass bei staubigen Bauarbeiten ein Rauchmelder nicht abgedeckt wurde. Manchmal ist es auch nur ein verbrannter Toast. Bereichsleiter Schulz betont aber: „Wir rücken lieber einmal zu viel aus.“ Solange man zur Stelle sei, wenn es tatsächlich brennt, sei ein Fehlalarm unproblematisch.

50 Fehlalarme im Monat

250 bis 750 Euro kostet ein Einsatz der Feuerwehr bei falschem Alarm – je nachdem wie lange es dauert, bis die Ursache entdeckt ist. Bezahlen muss den Einsatz in einem solchen Fall der Anlagenbetreiber. Je größer ein Gebäude sei, desto häufiger sind Störungen in der Anlage, so die Faustregel. Dass rund 50 Fehlalarme im Monat ein Indiz seien, dass Brandmeldeanlagen nicht entsprechend gewartet wurden, verneint er. „Es gibt nur wenige Anlagenbetreiber, die nicht fristgerecht warten“, sagt Schulz.

Gebe es einen Fehlalarm gleichzeitig mit einem tatsächlichen Brand, stelle das für die Feuerwehr ebenfalls kein Problem dar, sagt Feuerwehrmann Schulz. Immer drei zusätzliche Löschfahrzeuge gebe es in Reserve. Dabei greift die Potsdamer Feuerwehr auf die vielen freiwilligen Wehren zurück.

Ab 2020 gilt in Brandenburg für Privathaushalte eine Rauchmelderpflicht – gerade befindet sich das Land also mitten in der Übergangsphase. Bundesweit ist Brandenburg gemeinsam mit Berlin, wo ebenfalls bis 2020 umgerüstet werden muss, Schlusslicht bei der Einführung von Brandmeldern. Trotz der gesetzlichen Pflicht drohen zumindest in Brandenburg keine Bußgelder, wenn man keinen Rauchmelder in seiner Wohnung hat. Damit künftige Vermieter dennoch Rauchmelder in ihre Wohnungen einbauen, arbeitet die Feuerwehr in Potsdam eng mit den Wohnungsgenossenschaften zusammen. Wird neu gebaut, werden automatisch Rauchmelder in den neuen Wohnungen installiert.

Wecker für Rauchmelder gehalten

Fehlalarme bei Rauchmeldern zuhause gebe es nur selten, sagt Rainer Schulz. „Eine Batterie hält heute acht bis zehn Jahre.“ Sollte der Brandmelder doch mal in der Nachbarwohnung losgehen und niemand öffnet, muss man einen Einsatz der Feuerwehr nicht bezahlen. „Damit erfüllt man seine Bürgerpflicht, ein solcher Einsatz wird selbstverständlich nicht abgerechnet“, betont Rainer Schulz. Bei Rauchmeldern in Privatwohnungen gebe es aber so gut wie keine Fehler. Es habe aber mal einen Fall gegeben, dass jemand den Wecker seines Nachbarn, der nicht zu Hause war, für einen losgegangenen Rauchmelder hielt und die Feuerwehr alarmierte. Auch in diesem Fall war der Einsatz kostenlos.

Damit man den Piepton einer leeren Rauchmelder-Batterie von dem eines ausgelösten Alarms unterscheiden kann, gibt es übrigens die Internetseite www.rauchmelder-lebensretter.de. Dort kann man sich die unterschiedlichen Töne anhören.

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