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Landeshauptstadt: Opus Dei bereitet in Potsdam Jungen-Gymnasium vor

Ordensnaher katholischer Förderverein und Potsdamer Elterninitiative reagieren mit Genugtuung auf OVG-Urteil / Streit um Niederlage des Landes

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Potsdam - Nachdem das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) grünes Licht für ein Jungen-Gymnasium des fundamental-katholischen Laien-Ordens Opus Dei in Potsdam gegeben hat, wollen die Initiatoren durchstarten. Der Opus-Dei-nahe Trägerverein aus Köln und die ihm verbundene Potsdamer Elterninitiative reagierten am Donnerstag erleichtert, dass mit der Niederlage des Landes Brandenburg vor dem höchsten Verwaltungsgericht der Region und der Ablehnung einer Revision die zentrale Hürde für das Schulvorhaben genommen ist, das allerdings wegen des Hintergrundes von Opus Dei selbst für Katholiken umstritten bleibt. Die haben inzwischen ein Angebot in Potsdam, nämlich die vom Erzbistum unterstützte Marienschule in Babelsberg, zu deren Unterstützern unter anderem Günther Jauch zählt.

Trotzdem ist der Bedarf für ein JungenGymnasium da, ist Christoph Rüssel von der Potsdamer Elterninitiative überzeugt. „Die Entscheidung ist klipp und klar“, sagte er. Die Wahlfreiheit der Eltern und das Recht auf Privatschulgründungen stehe schließlich im Grundgesetz. Träger der geplanten Knabenschule – eine reine Mädchenschule soll in einer zweiten Stufe folgen – ist die „Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft e.V“ aus Köln, die in Jülich (Nordrhein-Westfalen) bereits seit 40 Jahren ein Mädchen-Gymnasium betreibt. Vorstand Horst Hennert, Chef der Berliner Dependance von Opus Dei, sagte den PNN, man werde nun nach einem Mietobjekt Ausschau halten. „Es ist leichter, in einem gemieteten Objekt zu beginnen.“ Die Ruinenberg-Kaserne, die ursprünglich geplant war, steht nicht mehr zur Verfügung. Man suche nach Lehrern, interessierten Eltern für die Schule, an der neben dem Unterricht auf Brandenburger Gesetzesgrundlage „ein Priester von Opus Dei für den Religionsunterricht und die seelsorgerische Betreuung der Jungen zuständig sein werde.“ Die Mädchenschule in Jülich ordne sich normal in das Konzept Nordrhein-Westfalens sein: „Nach dem Unterricht werden die Mädchen von ihren Freunden abgeholt“, sagte Hennert. 

Das Urteil und die Aussicht auf das Jungen-Gymnasium sorgen für Streit. Auf der einen Seite reagierten SPD und Linke im Landtag sowie das Bildungsministerium mit Bedauern. „Wir werden es gründlich auswerten“, sagte Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp den PNN. Vielleicht gebe es ja doch noch einen Ansatz, eine Revision zu erreichen. Die Bildungspolitiker von SPD und Linken im Landtag, Thomas Günther und Gerrit Große, forderten das Bildungsministerium auf, einen neuen Antrag besonders gründlich zu prüfen. Auf der anderen Seite erklärten CDU und FDP, dass sich Brandenburg wegen des rechtswidrigen Eingriffs in die Privatschulhoheit die absehbare Niederlage selbst zuzuschreiben habe. Tatsächliche hatte es 2007, als das Bildungsministerium den Antrag auf die Jungenschule allein unter Verweis auf die angeblich in Brandenburg allgemein vorgeschriebene Koedukation – für das OVG eine Fehlinterpretation – ablehnte, interne Warnungen des CDU-geführten Justizministeriums und Kritik der CDU-Landtagsfraktion gegeben. Nun erklärte der bildungspolitische CDU-Sprecher Gordon Hofmann, das Land bekomme „seine Grenzen aufgezeigt und sollte sich mit der Bevormundung der Brandenburger zurückhalten.“ Angesichts der nachgewiesenen Benachteiligung von Jungen gebe es wohl „eine Nachfrage nach speziellen Bildungsangeboten für Jungen.“ FDP-Fraktionschef Andreas Büttner forderte, dem Bildungsministerium als Konsequenz die Hoheit für die Genehmigung freier Schulen zu entziehen und einem Sachverständigenbeirat zu übertragen. „Politischer Gängelei bei der Gründung von Privatschulen muss ein Riegel vorgeschoben werden.“

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