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Landeshauptstadt: Per Handball ins Glück

Migrations-Komödie über singhalesische Handballer / Potsdamer unterstützten das Team 2004

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Babelsberg - Es ist eine Geschichte, „die erzählt werden muss“. Das war für Henning Molfenter, den Chef von Studio Babelsberg Motion Pictures (SBMP), gleich klar, als ihm der Erfolgsproduzent Uberto Pasolini („Ganz oder gar nicht“) im vergangenen Jahr in Cannes von seinem neuen Projekt erzählte: „Eine deutsche Geschichte“, lockte er Molfenter, mit dem er Mitte der 1990er Jahre ein Büro in New York geteilt hatte. Aber damit nicht genug, es ist auch eine wahre Begebenheit.

Passiert ist sie vor fast drei Jahren: 25 Slumbewohnern aus dem Inselstaat im Indischen Ozean gelang es damals, als „singhalesische Handball-Nationalmannschaft“ an einem Handball-Wettbewerb im schwäbischen Wittislingen teilzunehmen. Dort blamierte sich das Team zwar mit mangelhaften sportlichen Fähigkeiten. Der Sport stand für die Asiaten aber auch nicht im Mittelpunkt der Reise: Spieler und Betreuer setzten sich im September 2004 ab – laut dem Abschiedsbrief nach Frankreich.

Bis heute fehlt von ihnen jede Spur, erklärt Prasanna Vithanage. Der 45-jährige Singhalese ist der Produzent des Films „No F*ing Handball“ („Kein Sch* Handball“), der jetzt in Koproduktion mit dem Studio Babelsberg entsteht. Mit einer 25-köpfigen Filmcrew aus Sri Lanka ist Vithanage momentan in Potsdam. Für acht Drehtage sollen hier die Ereignisse im bayerischen Wittislingen nachgestellt werden. Für den in London lebenden Uberto Pasolini ist es das Regiedebüt.

Vinthanage genießt den Dreh auf so geschichtsträchtigem Boden in Babelsberg: „Einer meiner Lieblingsregisseure ist Fritz Lang“, schwärmt der Produzent. Lang hat 1925/26 auf dem Studiogelände das Meisterwerk „Metropolis“ gedreht. Auch die anderen Regisseure der Stummfilm-Ära bewundere er, sagt Vinthanage, der in der singhalesischen Hauptstadt Colombo wohnt.

Den Großteil der Dreharbeiten haben er und das Team bereits hinter sich. Seit Januar 2007 stehen die Schauspieler – zum Teil Laiendarsteller – in Sri Lanka vor der Kamera. Von Handball haben sie keine Ahnung. „Das müssen wir auch nicht“, erzählt Saumya Liyanage, einer der Protagonisten. Schließlich sollen sie – genau wie ihre realen Vorbilder – nicht professionell spielen können. Populärster Sport in der ehemaligen britischen Kolonie sei das Cricket, so Liyanage, der zum ersten Mal in Europa ist. Den Ausreisewunsch seiner als Handballer getarnten Landsmänner erklärt der Schauspieler mit der politischen Instabilität und den harten Lebensbedingungen in seinem Heimatland.

Gedreht wird der Film in der Landessprache Singhalesisch. Denn die Geschichte soll „so authentisch wie möglich“ erzählt werden, erklärt Produzent Vinthanage. Deshalb soll er mit Untertiteln ins Kino kommen – geplant sei der Kinostart im nächsten Jahr. Deutscher Verleiher der „Komödie mit starkem sozialem Hintergrund“ ist „Fox“, so Henning Molfenter.

Es sei ihm wichtig, Geschichten zu machen, „die was bedeuten“, erklärt der SBMP-Chef. „Kino öffnet nicht oft die Tür zu einer anderen Welt“, sagt er. „Diesmal wird es uns gelingen“, ist er sich sicher. Den Handball-Streifen stellt er in eine Reihe mit den in Babelsberg produzierten Filmen „Der Pianist“ und „Der ewige Gärtner“. Migration sei momentan europa- und weltweit ein Thema. Vorbilder für eine humoristische Herangehensweise an das Thema gebe es dagegen keine. Dafür jede Menge Fernseh-Archivmaterial aus dem Jahr 2004.

Mit zwei Millionen Dollar habe der Film ein „ganz geringes Budget“. In Babelsberg arbeiteten deshalb alle mit einer „Minimal-Gage“, erklärt Molfenter. Das will sich der SBMP-Chef, der momentan auch mit den Brüdern Andy und Larry Wachowski („Matrix“) einen neuen Film in Potsdam produziert, jedoch leisten.

Aber auch vor Molfenter haben sich Potsdamer bereits für den singhalesischen Handball interessiert, allerdings nicht aus cineastischem, sondern sportlichem Interesse: Dass das selbsternannte Handball-Team damals überhaupt zum Wettbewerb fahren konnte, war mit Unterstützung aus der Landeshauptstadt möglich geworden. Der Sportstudent Björn Rupprecht, der ein dreimonatiges Praktikum auf Sri Lanka absolvierte, brachte den ausreisewilligen Sportlern die Grundregeln des Mannschaftsspiels erst bei. Auch die Trikots und Turnschuhe, in denen die Mannschaft in Wittislingen spielen sollte, kamen aus Potsdam: Sponsor war Klaus Ott, der Inhaber des Intersport-Hauses Olympia.

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