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Von Hella Dittfeld: Perfekt im Beineschmeißen

Potsdams Karneval kehrt in die City zurück: PKC feiert im „Nachtleben“ – allerdings fehlte es an Gästen und Witz

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Obwohl Potsdam gleich drei Karnevalsvereine hat – eine Hochburg des närrischen Treibens war die Stadt noch nie. Daran hat sich nichts geändert. Auch feiern die Potsdamer schon immer ein wenig anders als anderswo: Bereits zu den Hochzeiten des Faschingstreibens in der DDR, als im Kulturhaus „Hans Marchwitza“ oder im Klub der Künstler und Architekten, in dem jetzt die Spielbank residiert, gefeiert wurde, legte man weniger Wert auf ein Programm, auf Tätä und Helau, sondern auf Stimmung, Musik in allen Räumen und Amüsement in lauschigen Ecken. Da zogen als Transvestiten kostümierte Narren ihre eigene Show ab oder ganze Indianerstämme nuckelten an der Friedenspfeife.

Seit der Wende ist eine Menge experimentiert worden. Manchmal zwangsläufig: Der Potsdamer Karneval Club (PKC) verlor alle angestammten Feierdomizile und wich an den drei tollen Tagen nach Alt-Drewitz aus, was den Narren bei aller guten Zusammenarbeit mit dem „Lindenhof“-Wirt einen sehr langen Anmarschweg bescherte. In diesem Jahr nun ist der PKC und damit auch der Karneval in die City zurückgekehrt. Das neue Domizil heißt „Nachtleben“, befindet sich in der Schopenhauerstraße und kann wie in alten Zeiten ein ganzes Haus für das närrische Treiben zur Verfügung stellen. Etwa 600 bis 800 Feierlustigen bietet es laut PKC-Präsidentin Birgit Däßler Platz. In Amt und närrischen Würden seit 2010, hat Däßler den Umzug in die City konsequent in Angriff genommen. „Wir sind der Potsdamer Karneval Club und da gehören wir auch hin“, meint sie. Am Samstag kamen die Massen noch nicht zusammen. Der große Saal war zwar gut gefüllt und in der oberen Raucheretage dicker Nebel angesagt, doch ringsherum und im Keller hätten sich noch ganze Narrengruppen etablieren können. Nach dem offiziellen Programm wurde allerdings bis weit nach Mitternacht geschwoft. Füllt sich das Haus bis in den letzten Winkel, könnte das Programm vielleicht auch geteilt und an verschiedenen Orten angeboten werden.

In dieser Saison konzentrierten sich die Darbietungen auf den Beginn des Abends und den großen Saal – und da klappte eindeutig das Beineschmeißen am besten. Der Tanzsportclub „Potsblitz“ legte einen Cancan hin, der sich sehen lassen konnte und sicher auch ein Hingucker bei den Deutschen Meisterschaften der Tanzgarden wird, an denen sich die „Potsblitz“-Mädchen beteiligen. Furore machte das Männerballett, das die Landesfahne schwenkend nur in Unterhosen und Pickelhaube über die „Märkische Heide“ marschierte. Ansonsten kam der Witz leider nur kalauernd daher. Potsdam mit seinen Eskapaden hält für Büttenreden genug Ironie bereit, kam aber gar nicht vor.

Im Gegensatz zum PKC hat der Lindenpark Karneval Club (LKC) eine ungebrochene Tradition und war am Samstag ausverkauft; ausgelassen feierten auch die Narren des Groß Glienicker CarnevalClubs in der Preußenhalle.

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