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Von Erik Wenk: „Phänomen Honigbiene“
Der Deutsche Imkertag findet zum ersten Mal in Potsdam statt / Bienen drittwichtigstes Nutztier
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Wer Imker ist, sich viel mit Bienen beschäftigt oder einfach nur gerne Honig isst, wird beim „Deutschen Imkertag“, der im Potsdamer Hotel Mercure stattfindet, genau richtig sein. Der eigentliche Imkertag ist erst am Sonntag, gestern erfolgte aber bereits die Begrüßung der Teilnehmer durch Oberbürgermeister Jann Jakobs im Stadthaus. Auch heute wird es ein Programm geben, das sich vor allem – aber nicht nur – an die Mitglieder des Deutschen Imkerbundes (DIB) richtet: Unter anderem gibt es von 16 bis 18 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema „Imkerei und Landwirtschaft – Friedliches Miteinander oder Spannungsfeld?“ „Das Thema hat gerade bei Imkern und Landwirten eine große Brisanz und wird intensiv diskutiert“, erläuterte Petra Friedrich, Pressesprecherin des DIB.
Zum ersten Mal überhaupt findet der bundesweite Imkertag in Brandenburg statt. Etwa 1800 Imker und insgesamt 17000 Bienenvölker gibt es in der Mark, damit hat ein brandenburgischer Imker statistisch 9,4 Völker (Bundesdurchschnitt 7,5). „Brandenburg hatte 2009 erfreulicherweise 2,5 Prozent mehr Bienenvölker als im Vorjahr, obwohl es bundesweit einen Abwärtstrend gibt“, sagte Friedrich.
Bei den Bienen selbst sieht es also eigentlich ganz gut aus, woran es hingegen mangelt, sind die Imker. Der Imker-Tag soll unter anderem bei jüngeren Leuten das Interesse am Imker-Beruf wecken, denn: „Es ist weniger das Image des Produktes Honig, an dem wir arbeiten müssen, sondern vor allem daran, neuen Nachwuchs zu finden. Das ist in den neuen Bundesländern, wo der Altersdurchschnitt relativ hoch ist, immer noch schwieriger als in den alten“, so Friedrich. Abgesehen davon, dass den Brandenburger Imkern der Rücken gestärkt und der Region mehr Aufmerksamkeit beschert werden soll, war dies sicherlich mit ein Grund, warum der Imkertag dieses Jahr nach Brandenburg kommt.
Agrarminister Jörg Vogelsänger unterstützt in diesem Jahr den Landesverband Brandenburgischer Imker mit 30 000 Euro aus Lottomitteln bei der Nachwuchsarbeit und verleiht zudem am Sonntag noch an fünf Imkervereine einen Nachwuchspreis. Imkern ist eigentlich eine lohnenswerte Tätigkeit, denn gerade mal 20 Prozent des Honigs, der in Deutschland vertilgt wird, kommt auch aus der Bundesrepublik. Kein Wunder, Deutsche sind mit dem jährlichen Verbrauch von 1,3 Kilo Honig pro Jahr Weltmeister im Honigverzehr.
Dass Bienen aber weitaus mehr als nur Honiglieferanten sind, wird am Sonntag, dem eigentlichen Imkertag, klar, der unter dem Motto „Phänomen Honigbiene“ steht. Die Veranstaltungen dazu werden im Hotel Mercure stattfinden und umfassen neben der Prämierung und dem Verkauf von Spitzenhonig und der Preisverleihung für einen Malwettbewerb auch Vorträge zu Themen wie „Wesensgemäße Bienenhaltung“ oder „Wege zu einer bienenfreundlichen Landschaft“. Das Wohlergehen der Bienen ist nicht unwichtig; aufgrund ihrer immensen Bestäubungsleistung sind Bienen nach Rindern und Schweinen das drittwichtigste Nutztier des Menschen. Dauerthema dabei wird das Bienensterben sein: „Imkerei in Deutschland ist schwieriger geworden. Schuld daran hat vor allem die Varroa-Milbe, aber auch andere Faktoren wie Pflanzenschutzmittel oder die Verarmung der Pflanzenvielfalt, so dass die Bienen weniger Nahrung finden“, meinte Friedrich. Grund für die beiden letzten Faktoren sei auch der verstärkte Maisanbau zur Biomassegewinnung in Brandenburg.
In Potsdam und Umgebung, wo keine Monokultur herrscht und weniger gespritzt wird, habe man diese Probleme weniger, meint Christel Lehmann, eine von 52 Potsdamer Imkerinnen. Auch sie freut sich über den Imkertag in Potsdam und wird definitiv dabei sein. Lehmann imkert in ihrer Freizeit – wie etwa 98 Prozent aller Imker. Sie hat sechs Bienenvölker, die ihren Anteil haben an den 1616 Tonnen Honig, die 2009 in Brandenburg geerntet wurden. Dieses Jahr soll die Honigernte sogar noch besser sein, aber Lehmann meint: „Jeder Imker schweigt dazu, wie viel Honig er erwirtschaftet hat. Ich sage immer: ‚Zu wenig!’“
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