
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: „Pillen danach“ – gegen HIV
Welt-Aids-Tag: 1 903 Euro gespendet / Vier Neudiagnosen 2011 / Aidshilfe informiert über Medikament
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Juliana Hoffmann weiß schon, worauf es ankommt. Zusätzlich zur Strumpfhose unter der Hose trägt sie zwei Paar Socken. Wintermantel, Handschuhe und Schal verstehen sich von selbst. Denn es ist kalt auf der Brandenburger Straße, wo die 26-Jährige am gestrigen Welt-Aids-Tag Spenden für in Not geratene HIV-Betroffene sammelte – und die symbolischen roten Schleifen verteilte. Nicht zum ersten Mal. Seit fünf Jahren engagiert sich die Studentin für den Potsdamer Aidshilfe-Verein. „Ich war damals neu in der Stadt und wollte gern etwas mit Menschen machen“, erzählt sie.
Sie war eine von zehn Ehrenamtlern, die am Donnerstag für die Aidshilfe in der Innenstadt und in den Bahnhofspassagen mit der Sammelbüchse unterwegs waren. Zudem beteiligten sich Schüler der Voltaire-Gesamtschule und der Käthe-Kollwitz-Schule, auch Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) und Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos), Ärzte des Bergmann-Klinikums sowie Stadt- und Landespolitiker warben für den guten Zweck. Am Abend konnte sich die Aidshilfe über eine Spendensumme von 1903,88 Euro freuen, wie Mitarbeiterin Sabine Frank den PNN sagte. Das Geld fließt in den Nothilfefonds der Aidshilfe für HIV-Betroffene.
Insgesamt 35 HIV-Neudiagnosen registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) in diesem Jahr bis 1. Dezember im Land Brandenburg, vier davon wurden in Potsdam gemeldet – vor zehn Jahren waren es laut RKI noch 21 im Land, davon drei in Potsdam, 2010 gab es mit 69 Neudiagnosen in Brandenburg allerdings einen erheblichen Ausschlag nach oben.
Sabine Frank von der Aidshilfe Potsdam geht davon aus, dass das auch mit den verbesserten Test- und Behandlungsmöglichkeiten zusammenhängt. „Heute ist es möglich, mit HIV arbeiten zu gehen, Kinder zu haben – oder Freunde“, sagt sie: „Deshalb wird auch der Mut, zum Test zu gehen, größer.“ Unter den neu diagnostizierten HIV-Patienten seien zunehmend Menschen, die bereits lange infiziert waren, berichtet sie.
Auch wenn die Immunschwächekrankheit Aids vielen als Thema gilt, zu dem alles gesagt ist, gibt es immer wieder neue Entwicklungen. So informierte die Aidshilfe gestern auch über eine Art „Pille danach“ zur Verhinderung einer Ansteckung mit dem HI-Virus. Die sogenannte HIV-PEP – kurz für Post-Expositions-Prophylaxe – kann etwa nach einem „Kondomunfall“ das Risiko der Ansteckung erheblich verringern, erklärte Sabine Frank. Betroffene müssten dafür so schnell wie möglich zur Rettungsstelle des Ernst-von-Bergmann-Klinikums kommen – am besten innerhalb von zwei Stunden nach dem Risikokontakt. Dann könne eine Ansteckung noch in 80 Prozent der Fälle verhindert werden. Ob mit der PEP begonnen wird, entscheidet ein HIV-Spezialist nach einer Untersuchung. Anders als bei der „Pille danach“ müssen dann vier Wochen lang starke Medikamente eingenommen werden. Für Menschen mit einem HIV-positiven Partner sei das jedoch eine große Erleichterung, betont Sabine Frank.
Auch die Aufklärung über andere Geschlechtskrankheiten rückt in den Fokus: Denn die Zahl der Syphilis-Fälle sei gestiegen – für Erkrankte aber steigt auch das HIV-Risiko, so Frank. Darüber geredet wird viel zu wenig, weiß die Ehrenamtlerin Juliana Hoffmann aus Uni-Alltag und Freundeskreis – weder Aids noch Geschlechtskrankheiten seien da Thema: „Viele haben immer noch Angst, weil sie über die Übertragungswege nicht genau Bescheid wissen“, glaubt die angehende Literatur- und Sozialwissenschaftlerin.
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