Weisse Flotte: Planspiele am Lustgarten
Nach der Absage an den Flottenbau am Neptunbassin beginnt nun erneut die Debatte um den richtigen Standort
- Jana Haase
- Henri Kramer
- Katharina Wiechers
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Für die Weisse Flotte geht es zurück auf Los: Nachdem am Montag bekannt wurde, dass der zuletzt beschlossene Entwurf für einen Neubau des Flottengebäudes vom Tisch ist, läuft die Debatte um eine geeignete Alternative. In der Stadtverordnetenversammlung zeichnet sich schon jetzt eine – wenn auch knappe – Mehrheit für einen bereits 2010 beschlossenen Erweiterungsbau am Hotel Mercure ab. Dies ergab am Dienstag eine PNN-Anfrage an alle Fraktionschefs im Stadtparlament. Demnach sind Linke, CDU, Bürgerbündnis, Die Andere und die Potsdamer Demokraten für den Standort Mercure – zusammen haben sie 30 der 56 Stimmen im Plenum. Dagegen favorisieren Grüne und FDP, dass die Flotte am Bahndamm am südlichen Ende des Lufthafens baut – ebenso wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Seine SPD-Fraktion gab sich am Dienstag noch unentschieden. Wie berichtet ist der umstrittene Winkens-Entwurf am Neptunbassin vom Tisch, weil auch die Befürworter einen langwierigen Urheberrechtsstreit mit dem Architektenbüro Dietz-Joppien fürchten.
Was spricht für die jeweiligen Standorte?
Für den Standort direkt am Mercure-Hotel spricht zum einen, dass es für diesen bereits genehmigte Pläne gibt. Allerdings könnte es Probleme geben, wenn das Hotelhochhaus irgendwann einmal tatsächlich abgerissen wird. Dies würde wiederum für den Standort am Bahndamm, also am südlichen Ende des Lustgartens sprechen. Kritiker stören sich ohnehin daran, dass dieser den Lustgarten verschandelt. Voraussetzung wäre aber eine Beerdigung der von SPD und CDU seit Jahren diskutierten innerstädtischen Entlastungsstraße (Ises): Für Oberbürgermeister Jakobs ist dieser Schritt „überfällig“, die Stummel-Ises-Pläne ohnehin. Allerdings hatte Jakobs noch im Januar in der Stadtverordnetenversammlung gesagt, er halte die Lage am Bahndamm für unattraktiv.
Wann kann die Weisse Flotte da bauen?
Offensichtlich recht zügig. Ein Bauantrag für den Bau am Mercure ist bereits gestellt, die Planungen liegen laut Lehmann bereits vor.
Wie wird der Bau dort aussehen?
Geplant ist ein Zweigeschosser mit 700 Quadratmetern Fläche für Gastronomie und bis zu 250 Gäste – angrenzend an das Mercure-Hotel, in etwa dort, wo im Winter das Palmenzelt steht. Mitte 2010 hatten die Stadtverordneten diesem Kompromiss, um den zuvor jahrelang gerungen wurde, zugestimmt. Erst im Zuge der Offerte Hasso Plattners, anstelle des Mercure eine Kunsthalle zu bauen, musste die Weisse Flotte ihre Pläne vor einem Jahr ändern. Der Entwurf kommt vom Berliner Architekten Karl-Heinz Winkens – der auch den jetzt gescheiterten Neubau am Neptunbassin gestaltete. Neben dem Restaurant soll ein zweites, kleineres Gebäude als Service Point entstehen.
Wer bezahlt all die nötigen Umplanungen?
Diese Frage ist offen. Lehmann von der Weissen Flotte sagte, erst nach der Entscheidung werde man sehen, „wo und wie die entstandenen Kosten zuzuordnen sind“. Insgesamt seien durch die Diskussion der vergangenen acht Jahre aber „horrende Kosten angefallen“.
Wie realistisch ist ein Kauf des Hotels durch die Stadt oder eine kommunale Firma?
„Ein Kauf und Abriss aus städtischen Mitteln ist nicht machbar“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs den PNN. Auch im Stadtparlament gibt es für diese Idee keine Mehrheit – alle Fraktionen sind strikt dagegen. „Die Stadt wächst und braucht vernünftige Schulen, Sportplätze und Verkehrswege. Für den Ankauf eines Hotels ist daher schlicht kein Geld da“, sagte etwa SPD-Chef Mike Schubert. Ähnlich äußerte sich auch Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg.
Der Oberbürgermeister will das Hotelgrundstück ins Sanierungsgebiet aufnehmen – was bedeutet das?
Die Stadt kann sich damit für den Fall, dass das Hotel irgendwann einzeln zum Verkauf steht – momentan wird es nur als Teil eines Immobilienpaketes angeboten –, ein Vorkaufsrecht sichern. Denn derzeit sei sie bei der Entwicklung der Immobilie nur Zuschauer. „Das ist ein reines Instrumentarium, um den Fuß in die Tür zu bekommen“, betont Jakobs. Ob die Stadt ein Vorkaufsrecht auch nutzen kann, weil sie etwa einen zahlungskräftigen Investoren findet, sei eine zweite Frage. Nach PNN-Informationen laufen Gespräche zwischen Stadt und Insolvenzverwalter der Besitzgesellschaft.
Was, wenn heute einer das Hotel kauft?
Solange das Grundstück nicht im Sanierungsgebiet ist, hat die Stadt kaum Einfluss. Derzeit gibt es einen Franchise-Vertrag zwischen dem US-Investor Blackstone und Accor über den Hotelbetrieb. Dieser kann unter bestimmten Bedingungen gekündigt werden.
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