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Schnelle Rechner: Plattner verteidigt Schufa-Projekt
Der Softwaremilliardär Hasso Plattner hat das geplante Wissenschaftsprojekt seiner Potsdamer Forschungseinrichtung mit der Kreditauskunft Schufa nachträglich verteidigt.
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Potsdam - Das Hasso Plattner Institut (HPI) und die Auskunftei wollten im Internet frei zugängliche Daten von Nutzern sammeln und abgleichen. Gegner fürchteten, das Institut könnte erforschen, ob und wie Informationen auch aus sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter bei der Bewertung der Bonität helfen könnten. Nach heftiger Kritik von Datenschützern und Politikern wurde das Vorhaben gestoppt.
„Jeder in der Welt macht das“, sagte Plattner dazu am Donnerstag auf einem Symposium des HPI in Griebnitzsee. Im Internet frei zugängliche Nutzerdaten zu sammeln, gehöre zum Geschäftsmodell vieler IT-Unternehmen, wie auch dem Suchmaschinengiganten Google. Die Daten würden gescannt, reduziert und kondensiert, um beispielsweise Trends zu bestimmen. „Je weniger über ein Produkt gesprochen wird, desto geringer ist dessen Erfolg“, erläuterte Plattner.
Vor 100 Informatikern sprach Plattner, Mitbegründer des weltweit viertgrößten Softwareherstellers SAP, über die Zukunft der Informationstechnik und die Auswirkungen auf die Wirtschaft. Künftig würden hochkomplexe Datenanalysen zum Beispiel in sozialen Netzwerken – also der Umgang mit der Datenflut an alltäglichen Dingen des Lebens – in ungeheuren Geschwindigkeiten möglich. Schnelle Rechner, die auf langsame, mechanische Festplatten verzichten, würden hochkomplexe Berechnungen in kurzer Zeit erledigen können. Damit seien neue Geschäftsmodelle denkbar, sagte Plattner. „Geschwindigkeit zählt.“
Schon heute seien Rennboliden in der Formel 1 mit jeweils 300 bis 600 Sensoren ausgestattet. Die Datenbanken im Rennsport verarbeiteten bis zu 4000 neue Einträge in der Sekunde, von der Temperatur der Reifen bis zur Drehzahl. Die rasante Technik werde bald auch in der Geschäftswelt einziehen, sagte Plattner. Damit könnten beispielsweise Fluggesellschaften die Preise ihrer Tickets im Sekundentakt der Nachfrage anpassen. Warenlager auf der ganzen Welt könnten Informationen in Echtzeit über ihre Bestände liefern, auch wann und wohin sie verkauft haben. Selbst persönliche Kreditauskünfte sollen in Zukunft weltweit innerhalb von weniger als drei Sekunden verfügbar sein, sagte Plattner. „Das ist möglich, weil sie alles über den Kunden in jeder Sekunde wissen.“
Einmal im Jahr spricht der Softwaremilliardär auf dem Symposium der HPI Research School in Potsdam, dem Forschungskolleg des HPI. Noch bis zum heutigen Freitagabend sind die Informatikforscher der vier HPI-Standorte Potsdam, Kapstadt, Haifa und Nanjing zu Gast. Sie diskutieren unter anderem über die Analyse komplexer Computernetzwerke, digitale Archivsysteme oder Sprachverarbeitungstechnologien.
„It will only get better in the future“, sagte Plattner zum Abschluss seines Vortrages – „Es kann nur in der Zukunft besser werden .“ Tobias Reichelt
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