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PNN-Serie „Wählerwille“: Michaela Burkard: „Potsdam muss dringend ausreichend Frauenhausplätze ermöglichen“
Was erwarten die Potsdamerinnen und Potsdamer von den neuen Stadtverordneten? Was ist das wichtigste Problem in ihrem Kiez? Bis zur Kommunalwahl fragen die PNN täglich Menschen aus verschiedenen Stadtteilen.

Stand:
Bis zur Kommunalwahl berichten Wählerinnen und Wähler aus verschiedenen Stadtteilen, ohne Parteimitgliedschaft oder Amt, was sie von der neuen Stadtverordnetenversammlung (SVV) erwarten. Heute:
Michaela Burkard, 37 Jahre alt, Mitarbeiterin Autonomes Frauenzentrum Potsdam, wohnt in Waldstadt
Was muss die neue Stadtverordnetenversammlung als Erstes angehen?
Potsdam muss dringend ausreichend Frauenhausplätze sowie ausreichende Kapazitäten in der Beratungsstelle für Frauen und Mädchen ermöglichen. Außerdem braucht es eine Koordinierungsstelle zum Thema häusliche Gewalt, die Fachwissen und Informationen bündelt, vernetzt und die Zusammenarbeit verschiedener Stellen voranbringt. So gibt es in unserer Landeshauptstadt bisher kein Format, bei dem standardmäßig Hochrisikofälle besprochen werden, also Fälle häuslicher Gewalt, bei denen die betroffene Person oder ihre Kinder Opfer eines Tötungsdelikts werden könnten. Andere Kommunen und Bundesländer sind da längst weiter und haben Fallkonferenzen eingeführt, bei denen nach einer festen Struktur über konkrete Fälle gesprochen wird.
Was ist das wichtigste Problem in Ihrem Kiez?
In Waldstadt gibt es zu wenig soziale Strukturen, die die Anwohner*innen in ihren Lebenssituationen unterstützen. Es gibt eigentlich einen Beschluss der SVV, eine neue Familienberatungsstelle in den südlichen Stadtteilen Potsdams zu eröffnen. Umgesetzt wird dieser allerdings an anderen Orten in der Stadt. Das neue Gebäude für die Tafel auf dem viel zu engen Platz neben dem Kaufland konnte in einer Anwohner*innenversammlung glücklicherweise abgewendet werden. Es braucht eine Stadtplanung, die die Gegebenheiten vor Ort kennt und gute Lösungen für soziale Probleme schafft. Waldstadt I und II laden mich wenig dazu ein, meine Freizeit dort zu verbringen – es braucht mehr Aufenthaltsqualität und einladende Orte.
Was wünschen Sie sich für die Stadt?
Der Rechtsruck macht mir große Sorgen. Die Demonstrationen gegen rechts haben mir Mut gemacht, doch merke ich, wie Hass, Missgunst und soziale Kälte mehr und mehr Raum einnehmen. Von den demokratischen Fraktionen wünsche ich mir, die Brandmauer nach rechts aufrechtzuerhalten und vor allem auch, nicht selbst rechte Politik gegen Geflüchtete, Migrant*innen, Frauen und queere Menschen zu machen, um vermeintlich Wählerstimmen von rechts zu gewinnen. Im Hinblick auf die einzelnen Stadtteile wünsche ich mir mehr soziale Durchmischung. Nur so können wir einer immer größer werdenden Spaltung zwischen Arm und Reich entgegenwirken.
Sie wollen mitmachen? Schreiben uns an potsdam@pnn.de
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