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Zeitpfeil e.V. kann dabei helfen: Ein Gespräch mit den Studentinnen Sandra Schramm und Katja Kahle

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Sandra Schramm und Katja Kahle sind wieder einmal in Eile. Keine Zeit an diesem schönen Wochenendtag, die Sonne zu genießen oder durch das Holländische Viertel zu bummeln. Die Studentinnen haben zu tun, wie fast immer. Sie engagieren sich in dem Verein „Zeitpfeil“. Mit weiteren acht Frauen und Männern organisieren sie Seminare, Workshops und Studienreisen für Schüler, Studierende und junge Erwachsene. Politik ist ihnen wichtig.

Sie hatte immer eher langweiligen Geschichtsunterricht und unmotivierte Politiklehrer, sagt Sandra. Sie ist 28 Jahre, kommt aus Sachsen-Anhalt, studiert in Potsdam und Berlin Germanistik und Gender Studies – und interessiert sich heute trotzdem für Politik. Nur in eine Partei will sie nicht eintreten. Früher wusste sie nicht, welche Alternativen es gibt, hatte keine Idee wie man ein Projekt auf die Beine stellt. Woher bekommt man inhaltliche oder finanzielle Unterstützung? Dann lernte sie Christian Ernst kennen, einen Kommilitonen. Gemeinsam entwickelten sie ein Konzept, wie sie politisches Engagement in praktische Form gießen könnten. Aus der Verbindung zu Anneliese Knopp-Graf, der Schwester des Widerstandskämpfers Willi Graf, entstand die Idee zum deutschen Widerstand zu arbeiten. Im Sommer 2003 wurde ein erstes Seminar zum Thema angeboten. Dabei machten die Studenten positive Erfahrungen mit Institutionen wie der „Gedenkstätte für deutschen Widerstand“, mit Zeitzeugen und anderen Engagierten. Das motivierte sie, einen Verein zu gründen.

Und der findet inzwischen regen Zuspruch im Land Brandenburg. Allein im vergangenen Jahr fanden Workshops zu Themen wie „Wer bin ich? Identitäten“ in Rotterdam, „Europa vor Ort“ in Straßburg sowie Lesungen und Podiumsdiskussionen in Potsdam statt. Der Verein bietet Studienfahrten nach Verdun, Lissabon und Genf an. Mit gut 30 Veranstaltungen wie Exkursionen und Podien beteiligte sich der Verein am Festival „Berlin 05“, das von der Bundeszentrale für politische Bildung im vergangenen Sommer veranstaltet wurde.

Katja Kahle kam auf einen Umweg zu Zeitpfeil. Die 29-Jährige Chemnitzerin hatte über ein Seminar polnische Lehramtsstudenten kennen gelernt und sie nach Potsdam eingeladen. Als die Reise an den zu hohen Kosten zu scheitern drohte, suchte Katja nach einer Lösung. Über ihren Dozenten bekam sie Kontakt zu Zeitpfeil. Der 2003 gegründete Verein stand für die Reise Pate, bei der Beantragung der Fördermittel zum Beispiel und bei der Umsetzung des von Katja geplanten Tagesprogramms. Das Projekt konnte 2004 zum Thema „Lehrerbildung in Polen und Deutschland“ durchgeführt werden. „Der Verein bietet ein Netzwerk für junge Menschen mit Ideen. Wir helfen, Konzepte umzusetzen“, erklärt Sandra.

Im vergangenen Jahr haben die beiden Studentinnen eine einwöchige Fahrt nach Auschwitz initiiert, mit Vorträgen, Führungen, einem Besuch der pädagogischen Fachhochschule in Krakau. Gefördert wurde das Projekt von der Landeszentrale für politische Bildung Brandenburg und dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk. Nun suchen sie Kontakt zu Hochschulen in Polen, um einen Workshop mit deutschen und polnischen Studierenden zum Thema „Rezeption von Auschwitz“ auf die Beine zu stellen. Dabei stoßen sie auf eine Reihe von Problemen: die ganz unterschiedliche Rezeption des Lagers, sprachliche Barrieren, das Problem für polnische Dozenten, das Thema in den Lehrplan zu integrieren. Doch das hält sie nicht ab, weiterzuplanen.

Wie es weiter geht bei Zeitpfeil, wissen die beiden noch nicht. Im Moment sei der Verein im Umbruch. Zeitpfeil stoße auf reges Interesse. Ihre Arbeit sei sehr gefragt. Was ein Erfolg sei. Aber das Ehrenamt koste eben auch sehr viel Zeit. Wenn die Studentinnen allerdings erst einmal mit einem Projekt angefangen haben, vergessen sie das Problem mit der Zeit sehr schnell wieder. So wie die Sonne, die auf das Holländische Viertel scheint, während sie sich mit Erinnerungsarbeit befassen. Ulrike Strube

Ulrike Strube

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