Von Jana Haase: Potsdam, ein Mozartschutzgebiet
Befürworter der Seefestspiele werden im Internet aktiv, auch frühere Gegner scheinen kompromissbereit
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Hermannswerder - Seerosen, Bäume, Biber oder Insekten sind schon als Argumente gegen die geplanten Seefestspiele im Naturschutzgebiet auf Hermannswerder ins Feld geführt worden – jetzt drehen die Befürworter des Freiluft-Opern- Festivals den Spieß um und erklären Hermannswerder zum „Mozartschutzgebiet“: So jedenfalls lautet der Name einer Gruppe auf der Internet-Kommunikationsplattform „Facebook“ – eine Anspielung auf die geplante Inszenierung der Mozart- Oper „Die Zauberflöte“, mit der die Veranstalter die Seeoper im August 2011 aus der Taufe heben wollen. 220 Mitglieder zählte die Gruppe am gestrigen Abend bereits. Unter dem Motto „Natur und Kultur geht zusammen!“ bitten die Initiatoren, darunter auch Seefestspiele-Intendant Christoph Dammann, um Unterstützung. Und auch die „Bürgerinitiative Pro See Festspiele“ ist auf Facebook online – gestern verzeichnete die entsprechende Seite 59 „Freunde“, darunter die DDR- Bürgerrechtlerin und CDU-Politikerin Vera Lengsfeld.
Aber auch bei früheren Skeptikern des Seeopern-Vorhabens zeichnet sich im Vorfeld der Stadtparlaments-Debatte zu dem Thema am kommenden Mittwoch eine Zustimmung für das Projekt ab: So gab es am gestrigen Freitag ein Treffen der Veranstalter mit dem Kreisverband und dem Landesverband des Naturschutzvereins Nabu. „Das Gespräch hat in sehr konstruktiver Atmosphäre stattgefunden“, sagte Christoph Dammann danach auf PNN-Anfrage: „Wir haben den neuesten Stand unserer Planungen erörtert.“ Er gehe davon aus, dass der Nabu nun von der bislang angekündigten Klage gegen das Projekt absehen wird. Nabu-Landesvorstand Tom Kirschey hatte die Klageabsicht des Kreisverbandes bereits vor dem Treffen mit Dammann gegenüber den PNN als „unklug“ bezeichnet.
Wie berichtet wollen die Veranstalter von der Deutschen Entertainment AG für zunächst zehn bis 15 Jahre ein sommerliches Opern-Festival auf Hermannswerder mit bis zu 4700 Zuschauern pro Aufführung etablieren. 2011 soll es den Planungen zufolge zwölf Veranstaltungsabende geben. Die Genehmigung für das Vorhaben steht noch aus, die Stadt prüft derzeit den Bauantrag für die notwendigen temporären Bauten – eine Seebühne auf der Havel und die Zuschauertribüne, die auf dem Schulhof des evangelischen Gymnasiums errichtet werden soll.
Um die Veranstaltung langfristig abzusichern, will die Stadtspitze ein Bebauungsplanverfahren mit breiter Öffentlichkeitsbeteiligung einleiten – ob es dazu kommt, das sollen die Stadtverordneten am kommenden Mittwoch entscheiden. Das Verfahren selbst würde dann voraussichtlich viele Monate dauern. Festspiel- Intendant Dammann hofft für den Mittwoch auf ein positives Votum. Nach der Vorstellung der Planungen in allen Stadtfraktionen habe er das Gefühl, „dass das allgemein gut ankam und mit viel Wohlwollen aufgenommen wurde“, sagte er: „Von niemandem kam die Reaktion, gegen unser Projekt zu sein.“
Allerdings hatte eine Bürgerinitiative gegen die Seeoper in dieser Woche die Absicht bekräftigt, im Fall der Genehmigung eine Klage zu prüfen. Die Anwohner-Initiative befürchtet unter anderem Lärmbelästigung und Schmutz. Dammann setzt auch hier auf Gespräche.
Zu den in dieser Woche bekannt gewordenen Bedenken der Unteren Naturschutzbehörde – sie hatte in einem Gutachten vom Dezember 2010 eine Reihe von Naturschutzregelungen aufgeführt, gegen die das Vorhaben verstoßen würde – hatte die Umweltbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger bereits erklärt, es handele sich lediglich um eine Sammlung von „Punkten, die zu beachten sind“.
Dass Bewohner des in unmittelbarer Nähe zum Festival-Standort geplanten Hospizes gestört werden könnten, wies Frank Hohn, Vorstand der Hoffbauer-Stiftung, gestern zurück. Das Hospiz sei durch das Gymnasiums-Gebäude relativ geschützt. Er gehe davon aus, dass die Opernmusik von den Bewohnern „eher als ganz angenehm“ empfunden wird. Genau könne das nach einem Probelauf eingeschätzt werden.
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