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Marion Kaufmann schreibt den heutigen Newsletter.

© Grafik TSP

Potsdam HEUTE, 11. Juli 2025: Parkausweisposse mit Happy End

Die interessantesten Themen und News, die wichtigsten Termine. Alles, worüber Potsdam spricht, im PNN-Newsletter „Potsdam Heute“.

Stand:

Guten Morgen, liebe Freundinnen und Freunde der gepflegten Newsletter-Unterhaltung! 

Heute: Parkausweisposse Teil 2. Schauplatz: Weberplatz Babelsberg. Montagmorgen. Eine Armada des Ordnungsamtes, vier Personen, durchstreift die umliegenden Straßen.

Erster Akt: 
Mir bricht der Schweiß aus. Angstschweiß, denn die Temperaturen haben sich merklich abgekühlt. 
Ich hechte (nein, nicht im Schlafanzug, wir wollen mal nicht übertreiben in der Dramatik) hinterher, bekomme einen Ordnungshüter zu fassen und stoße mit flehendem Blick hervor: „Sie verteilen doch nicht etwa Knöllchen?!“ 

Doch genau das ist sein Auftrag, denn seit 30. Juni sind Teile Babelsbergs anwohnerparkausweispflichtig. Und ich habe, wie Sie als treuer Leser wissen, zu diesem Zeitpunkt noch keinen. Kann ihn nicht haben, weil zwar rechtzeitig beantragt, aber noch kein Abholtermin, wie wohl die komplette Nachbarschaft.

Zweiter Akt:
„Wir wissen, dass es Verzögerungen gibt“
, entgegnet der Stadtmitarbeiter sehr freundlich und verständnisvoll. 

Nachsatz: Wer den Zettel, der zeigt, dass er einen Anwohnerparkausweis rechtzeitig beantragt habe, hinter die Windschutzscheibe gelegt habe, habe nichts zu befürchten.

Ich hetze weiter, im Zickzackkurs wie ein hakenschlagender Hase. Zwei Fahrzeuge an unterschiedlichen Stellen abgestellt, müssen begutachtet werden, bevor das Ordnungsamt dort eintrifft. Oder die Polizei: Zwei Uniformierte schreiten über den Weberplatz. Ich renne. Ach so, wieder nur Soko Potsdam. Und dann: Jauchzen, frohlocken! Die Zettel liegen gut sichtbar auf den Armaturenbrettern! 

Dritter Akt: 
Am Dienstag schließlich die vermeintliche Erlösung, das Ende des Dramas naht: Die Anwohnerparkausweise können unter Vorlage üppiger Unterlagen zur gebuchten Uhrzeit abgeholt werden. 

In der Abholstelle warten schon mehrere Anwohnende auf das Abzuholende. Teils, wie sie sagen, seit etwa einer Stunde. Bis sich einer nachzufragen traut: Was ist denn da los?

Mitarbeiterin: Die beiden Kollegen, die für das Aushändigen der Anwohnerparkausweise zuständig sind, sind krank

Letzter Akt:
Die eigentlich nicht zuständige Mitarbeiterin ist erschüttert und schickt die Wartenden nicht ohne Anwohnerparkausweis nach Hause. Die Heldin des Stücks schnappt sich beherzt einen dicken Aktenordner und nimmt die Sache eigenmächtig in die Hand. Frenetischer Applaus! Dankesrufe! Vorhang. 

Dabei gilt als Erfinder des „absurden Theaters“ gemeinhin nicht die Potsdamer Stadtverwaltung mit „Warten auf den Anwohnerparkausweis“, sondern Samuel Beckett mit seinem Stück „Warten auf Godot“. Um das Warten auf die Parklizenz zu überbrücken, am Montagabend vor Abholungstermin also noch rasch ins Berliner Ensemble, wo der moderne Klassiker zum letzten Mal in dieser Spielzeit gezeigt wird.

Beim Warten auf Godot bin ich in guter Potsdamer Gesellschaft. Unter den Theaterbesuchern: Brandenburgs frühere Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Ihren Mann hat sie auch mitgebracht: Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz. Sie sichtlich vergnügt nach der Vorstellung mit Blick zum ebenfalls gut gelaunten Gatten: „Jetzt hat er ja mehr Zeit für sowas.“ Und Zeit für ein Selfie mit einer Gruppe Jugendlicher hat er auch noch.

Den Sohn des einstigen SPD-Kanzlers Willy Brandt, Matthias Brandt, in der Rolle des Estragon erlebte der jüngste SPD-Ex-Kanzler übrigens mitnichten in der ersten Reihe, sondern ganz unprätentiös ohne Tamtam und Beinfreiheit zwischen anderen Besuchern auf dem ersten Rang, links. 

Zwei Tage zuvor besuchte Scholz, weiter Potsdamer Bundestagsabgeordneter, an seinem Wohnort eine andere Vorstellung: die des Berliner Staatssekretär Severin Fischer bei der Mitgliederversammlung der Potsdamer SPDDort wurde der 41-Jährige mit knapp 90 Prozent zum Kandidaten für den Oberbürgermeisterwahlkampf gekürt – der, bevor er überhaupt richtig losgeht, schon jetzt bühnenreif ist. 

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