
© A. Klaer
Tourismus in Potsdam: Potsdam ist fast ausgebucht
Der Barberini-Effekt und die unsichere Weltlage machen Potsdam für immer mehr Touristen attraktiv. Freie Hotelzimmer werden bereits knapp.
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Potsdam - Wer aktuell in Potsdam ein Hotel sucht, bekommt auf Reiseportalen wie Trivago oder Hotel.de für die kommenden Tage wenig Auswahl für freie Zimmer. Nur rund ein Viertel der Hotels und Pensionen bietet überhaupt noch Gästeräume an.
Von steigenden Gästezahlen und Engpässen im Sommer spricht auch Potsdams Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs. „Gerade in den Sommermonaten sind viele Hotels völlig ausgebucht.“ Seit Jahren steige das Interesse an der Stadt bei Touristen.
Potsdam profitiert vom Berlin-Boom und Barberini-Effekt
Diese Sicht bestätigen auch Hotel-Inhaber. Der Chef des Hotels Mercure an der Breiten Straße, Marco Wesolowski, sagte, auch sein Haus sei bis in den frühen Herbst hinein schon durchaus gut bis sehr gut ausgelastet. „Es war in den Vorjahren schon schwierig, in den Saisonzeiten zwischen Ende April und Oktober für einen Gast kurzfristig ein Zimmer in Potsdam zu erhalten“, so seine Beobachtung. Dieses habe sich in den vergangenen Jahren durch den anhaltenden Berlin-Boom verstärkt, den auch Potsdam zu spüren bekommt. „Und auch das Museum Barberini als Touristenmagnet zeigt jetzt schon seine Wirkung“, so Wesolowski.
So wird es auch im derzeit fast ausgebuchten B&B-Hotel gesehen, das Ende vergangenen Jahres neben den Bahnhofspassagen eröffnet hat. In den ersten Monaten sei es zwar noch etwas schleppend verlaufen, sagte Hotelchef Gerald Dickert. Seitdem sei es sprunghaft nach oben gegangen – vor allem nach der Eröffnung des Museums registriere man deutlich mehr Buchungen: „Jeder dritte Gast wollte dort hin.“ Inzwischen liege die durchschnittliche Belegung bei fast 80 Prozent. Zudem hätten Arbeiter der nahen Großbaustellen – das Hauptquartier der Investitionsbank Brandenburg (ILB) und das neue Schwimmbad – für zusätzliche Auslastung gesorgt.
Schon 2016 hatte die Stadt 1 139 000 Übernachtungen registriert – ein Rekordwert. Zum fünften Mal lag die Zahl der Übernachtungen damit über der Millionenmarke. Im Durchschnitt blieben die Gäste 2,4 Tage in Potsdam.
Im Sommer sind alle Zimmer ausgebucht
Von „zunehmend mehr Gästen“ in den vergangenen Jahren spricht auch Burkhard Scholz vom Inselhotel auf Hermannswerder. Vornehmlich in den Sommermonaten gebe es Tage und Wochen, in denen alle Zimmer ausgebucht seien. Bemerkenswerterweise würde sich für sein Haus auch die unsichere Weltlage positiv bemerkbar machen: „So machen immer mehr deutsche Gäste gern auch sieben oder 14 Tage Urlaub in unserem Hause.“ Diese werden etwa mit Spa- und Wellnessangeboten gelockt. Allerdings schränkte Scholz ein: „Die durchschnittliche Zimmerauslastung über ein ganzes Jahr liegt aber noch hinter den Zahlen vergleichbarer Regionen in den alten Ländern.“
Gerade für die Zeit von Herbst bis Frühjahr müsse es daher saisonverlängernde Maßnahmen geben, sagte Wirtschaftsförderer Frerichs – um die Nachfrage weiter zu steigern. Aktuelle Übernachtungs- und Gästezahlen für das Frühjahr gibt es zwar noch keine, das Landesamt für Statistik erhebt diese immer mit drei Monaten Zeitunterschied. Demnach wurden aber zumindest im Januar und Februar mehr als 49 000 Übernachtungsgäste registriert – ein Plus von 4,9 Prozent. Dagegen sank die Gesamtzahl der Übernachtungen für die beiden Monate – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – leicht um 3,2 Prozent auf 114 686. Insgesamt gibt es in Potsdam 51 Beherbergungsbetriebe mit insgesamt mehr als 5700 Betten.
Daher will der Chef des Hotels- und Gaststättenverbands Brandenburg, Olaf Lücke, auch noch keine vorläufige Bilanz für dieses Jahr ziehen – zumal das schlechte Wetter im April potenziell Spontantouristen abgeschreckt haben könnte. Generell sei die Auslastung der Hotels in Potsdam aber gut, so Lücke – zumal sich die Stadt auch als Ort für Tagungen mit vielen Gästen empfehle.
Jetzt müssen Touristen nur noch in der Nebensaison kommen
Am Alten Markt arbeitet auch die kommunale Potsdam Marketing und Service GmbH daran, speziell in der Nebensaison mehr Touristen anzulocken. Vor allem der noch unzureichende Bereich der digitalen Vermarktung werde noch aufgebaut, sagte Geschäftsführer Raimund Jennert: „Die ersten Schritte passieren.“ So ist ein Auftritt in den sozialen Netzwerken geplant. Die neue Tourist-Information am Alten Markt werde auch ein freies WLAN für Touristen erhalten. Wenn Gäste das benutzen, sollen sie automatisch zu touristischen Angeboten in der Stadt weitergeleitet werden. Auch Jennert sagte, die Zahl der Besucher am Alten Markt habe mit dem neuen Museum stark zugenommen: „Diese Entwicklung ist beeindruckend.“ Für ein besseres Tourismusmarketing hatten die Stadtverordneten in diesem Jahr rund 1,23 Millionen Euro bewilligt.
Und noch ist kein Ende der steigenden Zahlen absehbar. Daher unterstütze die Stadt auch Pläne für neue Hotels, sagte Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs. Unter anderem sei ein Areal in der nördlichen Speicherstadt als Hotelfläche vorgesehen. Zudem erinnerte er an die Planungen von Filmpark-Chef Friedhelm Schatz für ein großes Hotel- und Kongresszentrum in der Babelsberger Medienstadt (PNN berichteten). Auch im mittleren und Backpacker-Bereich würden noch Hotelkapazitäten benötigt.
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