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Landeshauptstadt: Potsdam statt Panama

Den Spanier José Moruno verschlug es von Madrid in die Mark – hier gibt er nun Tanzunterricht

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Irgendwann wollten sie nur noch weg. José Manuel Moruno und Yoana Logrono wohnten in Madrid, hatten sogar Arbeit als Journalisten. Aber die Stimmung im krisengeschüttelten Spanien war nur noch hoffnungslos. „Die Preise gingen hoch, die Gehälter runter“, erzählt der 28-Jährige. Viele Jugendliche hatten erst gar keine Chance auf eine Arbeit. „Die Menschen waren wütend“, erinnert sich Moruno. Auch er ging mit auf die Straße, demonstrieren. „Die Leute waren müde und wütend zugleich, aber es gab keine Gewalt“, beschreibt er die Stimmung bei den Protesten in Madrid. Irgendwann fasste er gemeinsam mit der zwei Jahre älteren Freundin den Beschluss, Spanien zu verlassen. Und nach Panama auszuwandern. Ostern vor einem Jahr besuchten die beiden das mittelamerikanische Land gemeinsam: „Alles war perfekt.“

Neue Exilheimat sollte dann aber doch nicht Panama werden, sondern Potsdam. Dazu kam es durch einen Zufall, wie Moruno erzählt: Josés Freundin Yoana Logrono besuchte Freunde in Brandenburgs Landeshauptstadt, war vom Tanzzentrum Fabrik begeistert, hörte über drei Ecken von einer freien Wohnung und besichtigte sie kurzerhand. Dann ging alles schnell: „Sie hat mich angerufen und gesagt: Lass uns den Plan ändern, wir müssen hierherkommen.“ Die Freunde in Madrid hätten nur mit den Köpfen geschüttelt, als sie wenig später tatsächlich ihre Jobs kündigten und die Koffer packten: „Seid ihr verrückt?“

Seit September 2012 wohnen Moruno und Logrono nun in der Havelstadt. Der Spanier unterrichtet hier Salsa in der Fabrik in der Schiffbauergasse, im Sartori-Fitnessclub in Babelsberg und in Berlin. Und er lernt Deutsch. Denn aus Potsdam will er mit seiner Freundin, die mittlerweile bei einem Callcenter Arbeit gefunden hat, so schnell nicht wieder weg. „Die Stadt ist großartig“, sagt er mit strahlenden Augen. „Für immer“ wolle er hierbleiben. Und auch die Einwohner seien ziemlich freundlich, wenn man sie denn erst einmal kennengelernt habe, fügt er hinzu. Er schätzt die Natur, die vielen Parks und Seen in Potsdam. Selbst der kalte Winter war da zu verschmerzen: „Es war schon sehr kalt für mich“, räumt der Tanzlehrer ein.

Salsa im L.A. Style tanzt José Manuel Moruno bereits seit acht Jahren – sechs davon zusammen mit seiner Freundin. „Salsa zu lernen ist so ähnlich wie Deutsch zu lernen“, sagt er und lächelt. Man müsse die Schritte und Figuren immer wieder üben, brauche aber auch ein Gefühl für Rythmus und Bewegung. Dass der lateinamerikanische Tanz in Deutschland so populär ist, habe ihn nach früheren Erfahrungen aus den Niederlanden nicht mehr so sehr überrascht: Dort erlebte er den Salsa-Trend mit vielen Clubs und Tanzabenden, als er 2007 für einen Auslandsaufenthalt fünf Monate lang in Haarlem bei Amsterdam wohnte.

Heute tanzt er auch andere lateinamerikanische Tänze wie Merengue, Bachata, Cha-Cha-Cha oder Reggaeton. Seit Kurzem hat José Manuel Moruno außerdem die Lizenz für den Trend-Fitness-Tanz Zumba. Ab Mai will der 28-Jährige mit den Kursen starten. Dass Zumba derzeit so angesagt ist, liege daran, dass es ein Tanz ist, für den man keinen Partner braucht, meint der Tanzlehrer. Denn eines hat er in Potsdam schon festgestellt: Die deutschen Männer sind offenbar Tanzmuffel. Bei allen Kursen gebe es mehr Frauen. Beim Zumba hätte sich für die Tänzerinnen das Partnerproblem erledigt. Jana Haase

tropicalpotsdam.de

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