Landeshauptstadt: Potsdam trauert um Opfer von Beslan
Bewegende Andacht in der Potsdamer Newskij-Kirche / Bergmann-Klinikum bereit zu ärztlicher Hilfe
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Bewegende Andacht in der Potsdamer Newskij-Kirche / Bergmann-Klinikum bereit zu ärztlicher Hilfe Von Henri Kramer „Die eigenen Worte fehlen uns, aber wir können beten.“ Der Potsdamer Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulze spricht sanft aus, was viele nach dem blutigen Ende des Geiseldramas im südrussischen Beslan denken. Schulze steht in der russisch-orthodoxen Kirche des heiligen Alexander-Newskij. Dort findet an diesem Dienstagmittag ein stilles Gebet für die weit über 300 Toten und die Überlebenden der Geiselnahme statt. Die Andacht leitet Erzpriester Anatolij Koljada. Er ist noch immer erschüttert von dem Geschehen in Russland: „Wir als Gemeinde haben uns vergangenen Sonntag sofort zu einem speziellen Gottesdienst zusammen gefunden, bei dem wir für die Überlebenden und die Toten gebetet haben.“ Allerdings gäbe es keine Gemeindemitglieder mit Verwandten in Beslan: „Trotzdem haben wir schon viele Spenden gesammelt.“ Nun steht Koljada wieder in seinem weißen, ornamentbesetzten Priestergewand im engen Raum der Kirche, neben ihm Oberbürgermeister Jann Jakobs. Koljada blickt sich kurz um und sagt in getragenem Tonfall: „Dies ist ein symbolisch wichtiges Gebet.“ Gemeint ist damit auch die Anwesenheit von Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte, Superintendent Bertram Althausen und Peter Leinemann vom Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein. „Wir sind hier als Bürger der Stadt, das geht über die Ökumene hinaus“, meint Schütte. Gemeinsam mit einem schweigsamen Oberbürgermeister Jann Jakobs zünden die Männer schlanke Kerzen an und legen vor einem Altar einen Kranz und Blumen nieder. Hans P. Rheinheimer, Leiter des Fördervereins für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, hat seine dreijährige Tochter Julia mitgebracht: Vater und Kind ehren die Toten von Beslan mit jeweils einer weißen Rose. Eine Glocke hallt dabei mit bedächtigen Schlägen, Weihrauch-Duft durchzieht den Raum. Nach einem letzten Vaterunser ist die halbstündige Andacht beendet, vor der kleinen Kirche wartet leises Vogelgezwitscher und Sonnenschein. Koljada bedankt sich herzlich bei seinen Gästen: „Nach altem russischen Brauch lade ich sie alle in mein Haus zu einer Tasse Tee ein.“ Schütte gibt darauf zurück: „Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen zusammenleben sollten.“ Neben solch symbolischen Gesten bietet Potsdam auch konkret Hilfe an. Professor Michael Radke, Chefarzt der Kinderklinik im Potsdamer Ernst von Bergmann Klinikum: „Wenn uns Hilfsorganisationen oder Regierungsstellen bitten, Kinder aus Beslan ärztlich zu betreuen, dann werden wir sie hier chirurgisch oder konventionell behandeln“, sagt Radke. „Wir sind in jedem Fall bereit.“
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