
© Opferperspektive e.V.
Potsdamer Vereine stellen sich vor: Opferperspektive kämpft für Betroffene rechter Gewalt
Der in Potsdam ansässige Verein Opferperspektive berät seit 25 Jahren Betroffene von Diskriminierung sowie rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in ganz Brandenburg.
Stand:
Vereine sorgen für gesellschaftlichen Zusammenhalt, prägen in ihrer Vielfalt das Gesicht einer Stadt. Vereine integrieren, sind ein Mittel gegen Einsamkeit und Anonymität. Sie fördern das Miteinander, das Wir. Um der Bedeutung von Vereinen auch in Potsdam gerecht zu werden, stellen die Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) die Aktiven in der Serie „Vereinsmeierei“ vor.
Heute: Opferperspektive e. V. Die Fragen beantwortete Geschäftsführerin Judith Porath.
Was sollten Potsdamerinnen und Potsdamer über Ihren Verein wissen?
Der Verein Opferperspektive – Solidarisch gegen Rassismus, Diskriminierung und rechte Gewalt e. V. hat seinen Sitz in Potsdam und berät Betroffene von Diskriminierung sowie rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in ganz Brandenburg. Neben der direkten Unterstützung leisten wir Informations- und Öffentlichkeitsarbeit und tragen dazu bei, gesellschaftliche Prozesse, die zu Diskriminierung und rechter Gewalt führen, sichtbar zu machen und ihnen entgegenzutreten. Unser Ziel ist es, zu einer diskriminierungssensiblen und gewaltfreien Gesellschaft beizutragen, in der jeder Mensch frei und ohne Angst leben und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann.

© f Frederike van der Straeten
Warum ist die Arbeit Ihres Vereins bedeutsam?
Täglich erfahren Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Weltanschauung, sozialen Stellung, ihres Geschlechts, Alters, ihrer sexuellen Identität oder einer Behinderung Diskriminierung und Ausgrenzung. Rechte, rassistische und antisemitische Gewalt stellt eine akute Gefahr für viele Menschen in unserem Land dar. Niemand soll damit alleine bleiben. Wir stehen solidarisch an der Seite der Betroffenen und beraten und unterstützen sie dabei, sich gegen Diskriminierung zur Wehr zu setzen und mit den Folgen eines rechten Angriffs umzugehen.
Welches Vorurteil über Ihren Verein stimmt nicht?
Nach der massiven rechten Gewalt der 90er könnte man meinen, die Arbeit der Opferperspektive sei heute nicht mehr so wichtig. Doch das Gegenteil ist der Fall: Rechte Gewalt erreichte in Brandenburg und bundesweit im vergangenen Jahr erneute Höchstwerte. Das Auftreten und die Angriffe extrem rechter Akteure der vergangenen Monate – etwa auf alternative Jugendclubs und politische Gegner:innen – erinnern zunehmend an die Zustände der sogenannten Baseballschlägerjahre der 1990er Jahre.
Was ist Ihr größter Vereinserfolg?
Aufgrund des langjährigen Engagements auch durch die Opferperspektive ließ die Landesregierung Brandenburgs ab 2013 Tötungsdelikte mit mutmaßlich rechtem Hintergrund erneut überprüfen. Dadurch wurden acht Fälle nachträglich als rechte Gewalt eingeordnet, die bis dahin durch die Behörden nicht als solche anerkannt worden waren. Dies machte das Ausmaß der Gewalt der 90er und 00er Jahre noch deutlicher und war insbesondere für die Angehörigen ein wichtiges Zeichen.
Von welchem gemeinsamen Erlebnis spricht man in Ihrem Verein noch heute?
In den mehr als 25 Jahren unseres Bestehens haben wir unzählige mutige Menschen kennengelernt, die trotz der erlebten Ausgrenzungen, Bedrohungen und körperlichen Angriffe nicht aufgegeben haben. Und viele inspirierende Begegnungen mit Menschen gehabt, die sich in Dörfern und Städten gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt und für eine demokratische und vielfältige Gesellschaft einsetzen. Dafür sind wir dankbar – das gibt uns Kraft und Motivation für unsere Arbeit.
Was wünschen Sie sich vom neuen Potsdamer Stadtoberhaupt?
Wir wünschen uns vom neuen Potsdamer Stadtoberhaupt eine klare Positionierung gegen jede Form von Diskriminierung. Wichtig ist uns die Weiterentwicklung der Arbeit des Bündnisses „Potsdam bekennt Farbe“ und die Unterstützung zivilgesellschaftlicher Initiativen, die sich gegen Rechts und für die Teilhabe aller in Potsdam einsetzen. Dazu gehört auch, dass sich die neue Oberbürgermeisterin dafür einsetzt, das kommunale Antidiskriminierungsbüro Potsdam in Trägerschaft der Opferperspektive dauerhaft zu erhalten und zu fördern.
Wie kann man Ihren Verein am besten unterstützen?
Rechte Angriffe und Diskriminierung nehmen weiter zu. Damit steigt auch der Bedarf an Beratung und Unterstützung. Zugleich werden öffentliche Mittel für unsere Beratungsarbeit knapper. Darum freuen wir uns über jede Spende: opferperspektive.de/spenden
Wo und wie kann man in Ihrem Verein mitmachen?
Helfen Sie uns, unsere Beratungsangebote für Betroffene von Diskriminierung und rechter Gewalt bekannter zu machen. Bitte weisen Sie auf die Angebote unserer Fachberatungsstellen hin. Gerne stellen wir dafür Flyer in verschiedenen Sprachen zur Verfügung.
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