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Landeshauptstadt: Potsdamer wollen Neonazi-Aufmarsch blockieren

Die rechtsextremistische NPD will vom Hauptbahnhof aus durch die Innenstadt ziehen

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Offiziell will keiner der Gegner des geplanten NPD-Aufmarsches davon sprechen, dass die am Samstag geplante Demonstration der Neonazis blockiert werden soll. Doch selbst die Organisatoren des breiten städtischen Bündnisses „Potsdam Nazifrei“ sprechen offen davon, dass der Marsch der Rechtsextremisten durch die Stadt verhindert werden soll. „Es geht darum, dass die NPD nicht durch die Stadt kommt“, sagte Anne Pichler, Chefin des Stadtsportbunds und Sprecherin von „Potsdam Nazifrei“, am Mittwoch vor Journalisten. Man wolle friedlich, kreativ und lautstark gegen die Neonazis protestieren – und ihnen „keinen Raum lassen“, so Pichler. Dem Bündnis haben sich fast alle in Potsdam aktiven Parteien angeschlossen, dazu kommen Vertreter aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Kultur, Sport, Wissenschaft und Kirchen.

Auch bei einem Bündnis linker Gruppen, die unter dem Motto „They shall not pass – sie werden nicht durchkommen“ mobilisieren, ist von einer Blockade nicht die Rede. Dennoch heißt es in einem Aufruf unmissverständlich, man werde „zivilen Ungehorsam“ und „mit allen nötigen Mitteln“ Widerstand gegen den Aufmarsch leisten. „Von uns geht dabei keine Eskalation aus“, heißt es weiter.

Auch die geplante Marschroute der NPD, die von der Polizei bisher nicht genannt wird, ist schon durchgesickert. Demnach wollen sich die Neonazis um 11 Uhr auf dem kleinen Parkplatz am Südausgang des Hauptbahnhofs treffen. Von dort aus wollen sie ab 12 Uhr über die Lange Brücke in die Innenstadt ziehen. Die Polizei geht von bis zu 200 Teilnehmern aus und will selbst mit rund 2000 Einsatzkräften vor Ort sein. Anmelder ist der Chef des NPD-Kreisverbands Havel-Nuthe, Michael Müller. Versammlungsleiter soll der Vize-Chef der Brandenburger NPD sein, der Cottbuser Ronny Zasowk. In der Lausitz hält er engen Kontakt auch zur Neonazis-Kameradschaftsszene. Die Sicherheitskräfte rechnen deshalb damit, dass auch die gewaltbereiten Freien Kräfte sich an dem Aufmarsch beteiligen.

2004 hatte es bei einer NPD-Demo, die auch durch die Innenstadt führen sollte, Krawalle gegeben. Auf der Breiten Straße und der Langen Brücke standen brennende Mülltonnen als Barrikaden. Pichler betonte, dass im Bündnis „Potsdam Nazifrei“ jede Form von Gewalt abgelehnt werde. In einer Mitteilung der Antifa heißt es dagegen lapidar, man wolle „den Nazis kräftig in den Arsch treten“.

Auch der Fahrplan der Proteste wird immer konkreter. Wie berichtet wollen linke Gruppen bereits am Freitag ab 19 Uhr am Hauptbahnhof eine Demonstration starten, um vor dem NPD-Aufmarsch „eigene Inhalte zu vermitteln“. Am Samstag plant das Bündnis „Potsdam Nazifrei“ ab 9 Uhr ein Picknick auf der Wiese am Brauhausberg. Um 11 Uhr beginnt eine Demo von Anhängern des SV Babelsberg 03 und der Aktionsgemeinschaft Babelsberg, die von der Glasmeisterstraße zum Hauptbahnhof führen soll. Dort findet auf der Nordseite an der Babelsberger Straße zwischen 11 und 20 Uhr ein Fest für Toleranz statt. Dieses wird von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) eröffnet. Geplant sind Angebote für Familien sowie Auftritte von Bands. Stadtkirchenpfarrer Simon Kuntze von „Potsdam Nazifrei“ sagte, das Fest sei gut abgesichert: Familien mit Kindern müssten keine Angst haben. Allerdings ist laut Polizei und Verkehrsbetrieb am Samstag in der Innenstadt mit Behinderungen und mit Verspätungen bei Tram und Bussen zu rechnen. Insgesamt sind acht Gegenproteste mit je 500 Teilnehmern auch an anderen Potsdamer Bahnhöfen angemeldet, um sich dort möglichst früh anreisenden Neonazis in den Weg zu stellen. Alexander Fröhlich/Henri Kramer

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