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Das IASS feierte sein zehnjähriges Bestehen

© Ottmar Winter PNN

Potsdams Klima-Think Tank: Nachhaltigkeits-Institut IASS feiert 10. Jubiläum

Die Forschungseinrichtung hat sich zu einem wichtigen Ansprechpartner für Politik und Medien entwickelt - die Existenz des IASS stand in den letzten Jahren aber zeitweilig auf der Kippe.

Welche Rolle kann Wasserstoff für die Verkehrswende spielen? Brauchen wir den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken? Und wie kann die Energiewende sozial verträglich ablaufen? Es sind viele Fragen, die das IASS (Institute for Advanced Sustainability Studies) dieser Tage beantworten muss, immer wieder werden Expert:innen des Potsdamer Instituts für Nachhaltigkeitsforschung in den Medien zu den drängenden Problemen der Gegenwart befragt.

Mit seinem Netzwerk von rund 150 Wissenschaftler:innen aus verschiedensten Disziplinen von Energieerzeugung über Stadtplanung bis hin zu Meeresforschung ist das IASS einer der wichtigsten Klima-Think Tanks Deutschlands.

Am Donnerstag feierte das Institut sein zehnjähriges Bestehen mit rund 300 Gäst:innen in der Schinkelhalle Potsdam unter dem Titel „10 + 2“, denn tatsächlich war das Jubiläum bereits vor zwei Jahren angesetzt, musste aber wegen Corona ausfallen. Zu den Anwesenden gehörten unter anderem Gründungsrektor Klaus Töpfer und der Chef des Umweltbundesamtes, Dirk Messner. Feierlich verabschiedet wurde der aktuelle wissenschaftliche Direktor Ortwin Renn, der sein Amt Ende 2022 niederlegen wird.

Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister, ist der Gründungsrektor des IASS.
Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister, ist der Gründungsrektor des IASS.

© Kai-Uwe Heinrich

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) übermittelte per Video ihre Glückwünsche zum Jubiläum: „Angesichts der aktuellen Krisen müssen wir die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft dringend vorantreiben. Das IASS bleibt dabei ein wichtiger Mittler zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.“

Ein wesentlicher Initiator für die Gründung des Instituts war der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber: Dieser hatte 2007 in Potsdam das Nobelpreisträger:innen-Symposium „Global Sustainability – A Nobel Cause“ veranstaltet, bei dem Führungspersönlichkeiten aus Forschung und Politik zusammengekommen waren.

Das daraus entstandene „Potsdam Memorandum“ fasste die Kernidee dessen zusammen, was das IASS später einmal werden sollte: Eine transdisziplinäre Wissenschaftseinrichtung, die gesellschaftliche Wandlungsprozesse hin zu mehr Nachhaltigkeit erforschen und fördern soll. Zentrale Themen sind dabei die Energiewende, neue Technologien, Klimawandel, Luftqualität und demokratische Mitgestaltung.

Mit jemandem wie Töpfer war das Institut zum Erfolg verdammt.  

Ernst Rietschel über IASS-Gründungsdirektor Klaus Töpfer

Gründungsmitglied Ernst Rietschel verriet am Mittwoch, welche Rolle das Bundesforschungsministerin bei der Entstehung des IASS gespielt hatte, nachdem Schellnhuber der damaligen Ministerin Anette Schavan (CDU) die Idee dafür nähergebracht hatte: „Frau Schavan hat viel Druck gemacht und gesagt, wir brauchen so eine Institution.“

Zum Gründungsdirektor wurde der ehemalige Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) ernannt, der damals wie heute zu den international angesehensten Klimaforschern Deutschlands zählt. „Mit jemandem wie Töpfer war das Institut zum Erfolg verdammt“, sagte Rietschel.

Nicht nur forschen, sondern auch kommunizieren

Die Gründung erfolgte gemeinsam durch die Bundesregierung, das Land Brandenburg und die Wissenschaftsallianz. Potsdam wurde nicht nur wegen der räumlichen Nähe zu Politik und Medien ausgewählt, sondern auch wegen der Nachbarschaft zum Geoforschungszentrum (GFZ) und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Bund und Land förderten das IASS jährlich mit rund neun Millionen Euro.

In den Folgejahren baute das Institut nach und nach ein immer größeres Team auf, betrieb eigene Forschung und sprach auch darüber: Regelmäßig veröffentlicht das IASS eigene Studien sowie „Policy Briefs“ mit politischen Handlungsempfehlungen und „Fact Sheets“ mit aktuellen Kennzahlen zu bestimmten Themen.

Der Anspruch, Schnittstelle zwischen Forschung, Politik und Zivilgesellschaft zu sein, standen dabei immer im Vordergrund, so Rietschel. Dieses Profil gebe es „es in Deutschland so in keiner anderen Einrichtung“, befand der Wissenschaftsrat 2021. Im Global Go To Think Tank Index 2019 der Universität von Pennsylvania belegte das IASS Platz 109 in der Kategorie „Top Think Tanks in Western Europe“.

Fortbestand des IASS war zeitweilig gefährdet

Trotz allem Renommee, den das IASS vorweisen kann, stand die Existenz des Instituts in den letzten Jahren zeitweilig auf der Kippe: Der Bundesrechnungshof hatte mehrfach gerügt, dass die Projektfinanzierung des IASS durch Bund und Land nicht fortwährend verlängert werden könne. Auf Dauer müsse eine institutionelle Finanzierung sichergestellt werden, andernfalls müsse das IASS aufgelöst werden.

2021 folgte daher die Entscheidung, die Einrichtung künftig rechtlich in das Helmholtz-Zentrum Potsdam, dem GFZ zu integrieren. Wissenschaftlich soll das IASS Teil des Forschungsbereiches „Erde und Umwelt“ der Helmholtz-Gemeinschaft werden. 2023 soll der Übergang vollzogen sein: „Wir sehen einer sehr vielversprechenden Zukunft in der Helmholtz-Gemeinschaft entgegen und sind sehr erfreut über das große Potential, dass wir dadurch bekommen“, sagte der geschäftsführende wissenschaftliche IASS-Direktor Marc Lawrence.

Der Standort in der Kleist-Villa in der Berliner Vorstadt bleibt erhalten, schon allein deshalb, weil es auf dem Telegraphenberg, wo das GFZ seinen Sitz hat, zu wenig Platz gibt. Allerdings ändert sich der Name des Instituts. Ab dem 1. Januar 2023 nennt sich die Einrichtung „Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam“ (Research Institute For Sustainability – Helmholtz Centre Potsdam (RIFS)).

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