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Landeshauptstadt: Prima Klima für Libellen

Internationale Tagung im Logenhaus mit 160 Gästen: Afrikanische Feuerlibelle nun „in unseren Gärten“

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Nauener Vorstadt – Erwärmung und weniger Niederschlag, wie die Klimaforscher voraussagen, muss nicht zum Artensterben führen. Eine Fachtagung zum Thema „Libellen im Spannungsfeld von Klimaveränderungen“ am Wochenende im Logenhaus in der Kurfürstenstraße sagte für die Flugakrobaten an heimischen Gewässern teilweise sogar noch bessere Lebenschancen voraus. „Die Artenzahl in unseren Breiten wird zunehmen“, prognostiziert Jürgen Ott, Tagungsteilnehmer aus Trippstadt in der Pfalz. Der frühere langjährige Vorsitzende der „Gesellschaft der Odonatologen (Libellenforscher)“ (GdO) hat besonders die Verbreitung der Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) , die aus Afrika stammt, untersucht. „Diese Art finden Sie jetzt in unseren Gärten“, berichtet er.

Mit Unterstützung des Landesumweltamtes versammelte die GdO Libellenspezialisten aus zehn europäischen Ländern, neben Deutschland waren zum Beispiel Teilnehmer aus der Schweiz, Österreich, Polen Ungarn und der Ukraine angereist. „Die Wahl auf den Tagungsort Potsdam ist gefallen, weil es im Land Brandenburg eine große Zahl aktiver Entomologen gibt“, berichtet Michael Kruse, einer der Organisatoren der Tagung. Zirka 30 Spezialisten würden sich allein mit den Odonaten, so der wissenschaftliche Name für Libellen, beschäftigen. Dieses Interesse im Land Brandenburg kommt nicht von ungefähr, denn Brandenburg ist ein „Libellenland“, wie ein Vortrag von Rüdiger Mauersberger und Michael Kruse am Samstag hervorhob. Von 81 in Deutschland vorkommenden Arten, leben allein 66 im Land Brandenburg. Einige haben hier ihr deutschlandweites Hauptvorkommen. Dazu zählen die Große Moorjungfer und die Grüne Flussjungfer, die den höchsten Schutzstatus in Europa genießen. Libellen fliegen von April bis zum ersten Frost im Herbst. Nur die Winterlibellen, davon gibt es in Deutschland zwei Arten, überdauern im Wald oder im Schilf die kalte Jahreszeit.

Zwar sei die Artenzahl durch die vorausgesagten Erwärmung der Region nicht gefährdet, es seien jedoch Verschiebungen zu erwarten, sagt Ott. Libellen sind an Gewässer gebunden. Bekanntlich überwintern die Eier und Larven im Wasser und starten im nächsten Frühjahr in ihren Libellensommer. Wenn die Gewässer aufgrund von Klimaveränderungen oder menschlichen Maßnahmen zur Trockenlegung verlanden, wandern sie in feuchtere Gebiete ab. Davon seien laut Ott besonders die in den Mooren beheimateten Arten betroffen.

Im Nebenraum des Tagungssaals waren auch Fangnetze und anderes Gerät zur Untersuchung von Libellen ausgestellt. Tagungsteilnehmer Ole Müller aus Frankfurt an der Oder antwortet auf die Frage nach Fang und Präparation der zum Teil seltenen Insekten: „Das gibt es nur noch in ganz wenigen Fällen. Sammler unter den Odonatologen gebe es nicht, sogar die Artenbestimmung werde anhand der abgestreiften Larvenhäute vorgenommen. „Wir bewaffnen uns lieber mit Fotoapparat und Teleobjektiv als mit dem Fangnetz“, sagt Libellen-Forscher Müller. Im Foyer ausgestellte Fotografien, Einsendungen zu einem Libellen-Fotowettbewerb, bestätigten das eindrucksvoll.Günter Schenke

Günter Schenke

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