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Von Jana Haase: Projekte, Projekte, Projekte

Es begann wie ein Western: High Noon beim Medienboard-Empfang im Ritz Carlton/Am Samstagabend traf sich die Filmbranche

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Berlin - Schon die Begrüßung war filmreif. Und trotz der glamourösen Kulisse im Hotel Ritz-Carlton am Potsdamer Platz erinnerte die Stimmung beim Medienboard-Empfang zur Berlinale am Samstagabend zunächst eher an einen Western: Denn unter den schweren Kristallkronleuchtern traf Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auf Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) – und das am Ende einer Woche, in der sich die beiden Politiker einen medienwirksamen Schlagabtausch zum Thema Tempelhof-Zukunft geliefert hatten (PNN berichteten). Als Wowereit Junghanns dann als „meinen ganz besonderen Freund“ begrüßte, hatte er die mehr oder weniger zynischen Lacher trotzdem auf seiner Seite. „Gut inszeniert“, konterte Junghanns – danach konnte die Party beginnen.

Und die ist im fünften Jahr ihres Bestehens längst eine feste Institution im Berlinale-Programm geworden. Unter den mehr als tausend Gästen, die das Medienboard als Filmförderungsgesellschaft eingeladen hatte, waren unter anderem die Regisseure Leander Haußmann („Sonnenallee“), Tom Tykwer („The International“), Detlev Buck („Knallhart“), Til Schweiger („Keinohrhasen“), Jürgen Vogel („Die Welle“) oder Heike Makatsch („Hilde“).

Anlass zum Feiern gibt es auch bei der momentanen Wirtschaftskrisenstimmung, wie Medienboard-Chefin Petra Müller betonte: Denn für die Filmmetropole Berlin-Brandenburg war 2008 „das zweite fantastische Jahr nach 2007“. Fast 300 Projekte wurden mit insgesamt knapp 30 Millionen Euro gefördert. Das Medienboard ist nicht nur mit 20 Filmen bei der Berlinale vertreten, sondern hat auch vier Filme im Rennen um die diesjährigen Oscars, darunter die fünffach nominierte Studio-Babelsberg-Koproduktion „Der Vorleser“.

Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller drückt der Literaturverfilmung mit Kate Winslet und David Kross für die Oscar-Verleihung am 22. Februar jedenfalls die Daumen: „Ich freue mich total für die Studios“, sagte Müller, die in Vertretung des verreisten Oberbürgermeisters Jann Jakobs (SPD) zum Empfang nach Berlin gekommen war: „Film ist ein ganz wichtiges Standbein für Potsdam.“

Und auch für 2009 ist bei den Potsdamer Filmschaffenden wieder viel geplant, wie bei dem einen oder anderen Glas Wein zu erfahren war. Für das Babelsberger Produzentenpaar Manuela Stehr und Stefan Arndt steht der große Berlinale-Auftritt am heutigen Montag bevor: Dann feiert die X-Filme-Produktion „The Countess“ (Die Gräfin) Premiere im Zoopalast. Auch Regisseurin und Hauptdarstellerin Julie Delpy will kommen – obwohl sie gerade vor zwei Wochen zum ersten Mal Mutter geworden ist, wie Manuela Stehr erzählte. „Letztes Jahr zur Berlinale haben wir noch gedreht“, erinnerte sie sich.

Beim Medienboard-Empfang traf die Produzentin einen alten Bekannten: Winfried Glatzeder, der momentan mit seiner „Paul-und-Paula“-Partnerin Angelica Domröse im Hans Otto Theater zu sehen ist. „Er war bei meinem ersten Spielfilm dabei“, erinnerte sich Manuela Stehr. In der 1985 entstandenen Krimikomödie „Va banque“ standen neben Glatzeder auch Joschka Fischer und Rio Reiser vor der Kamera.

Eine Komödie plant die X-Filme-Produzentin auch für das Jahr 2009: Der neue Film von Dani Levy soll entstehen, laut Stehr ein Film im Geiste von „Alles auf Zucker!“. Außerdem bereitet sie zwei Literaturadaptionen vor: Wolfgang Becker verfilmt „Ich und Kaminski“ von Bestsellerautor Daniel Kehl („Die Vermessung der Welt“), in dem Daniel Brühl („Good Bye, Lenin!“) die Hauptrolle spielen soll. Und auch den Krimi „Schilf“ von Juli Zeh will Stehr auf die Leinwand bringen: Als Regisseurin konnte sie Nachwuchstalent Claudia Lehmann aus Hamburg gewinnen. Es wird der erste Film der promovierten Physikerin, erzählte Stehr. Da es bei „Schilf“ auch um Quantentheorie geht, passe das „wie der Topf zum Deckel“.

Für Produktionsleiter Peter Hartwig („Wolke 9“) war der Abend im Ritz Carlton der einzige Berlinale-Termin in diesem Jahr: Denn am morgigen Dienstag ist Drehstart für den ZDF-Film „Wohin mit Vater?“ mit Dieter Mann („Der Untergang“) und der Potsdamerin Jutta Wachowiak („Rosenstraße“) in den Hauptrollen. Umso mehr freute sich Hartwig, am Samstag Marie Bäumer zu treffen: Mit der Schauspielerin hatte er 2008 „Haus und Kind“ abgedreht – der Film soll in diesem Jahr in die Kinos kommen, genau wie die Tragikomödie „Whisky mit Wodka“ von Andreas Dresen.

Auch der Potsdamer Schauspieler Hannes Wegener („Der Baader Meinhof Komplex“) wird in diesem Jahr wieder zu sehen sein: Er stand für das Kafka-Projekt „In der Strafkolonie“ vor der Kamera und dreht demnächst zwei Fernsehfilme.

Die HFF-Absolventen Dietrich und Anna Brüggemann („Berlin am Meer“) nehmen demnächst ein tragikomisches Projekt in Angriff: In zwei Wochen beginnt in Duisburg der Dreh zum Film „Renn, wenn du kannst“. Darin geht es um einen Rollstuhlfahrer und seinen Zivi, die sich beide in diesselbe Frau verlieben, erklärt Dietrich Brüggemann, der Regie führen wird – die Hauptrolle spielt seine Schwester. „Vielleicht läuft der Film ja 2010 auf der Berlinale“, überlegt der HFF-Absolvent.

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