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Open-Air-Kino-Saison in Potsdam: Raritäten unter freiem Himmel

Die übersichtliche Potsdamer Open-Air-Kino-Saison nähert sich mit zwei Höhepunkten ihrem Ende.

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Innenstadt - Open-Air-Kino läuft in Potsdam unter der Rubrik „klein, aber fein“. Wer in diesem Sommer noch einmal einen guten Film unter freiem Himmel genießen möchte, sollte sich die wenigen verbleibenden Termine vormerken. Noch auf dem Programm steht die alljährlich einmalige Aufführung, zu der der Ortsbeirat Groß Glienicke am 28. August auf die Badewiese am Ufer des Glienicker Sees einlädt. Zu sehen ist hier – wie jedes Jahr – ein Film mit Ortsbezug: Der Defa-Streifen „Die Schlüssel“ von Egon Günther aus dem Jahr 1972 handelt vom Verhältnis der Deutschen zu ihrem Nachbarland Polen. Das Drama wurde erst nach zwei Jahren aufgeführt – und landete 1980 endgültig im Giftschrank des DDR-Regimes. Der Regisseur hat lange in Groß Glienicke gelebt. Die Autorin Helga Schütz und die Hauptdarstellerin Jutta Hoffmann sprechen vor dem Film um 20.30 Uhr mit Christine Handke vom Filmmuseum. „Die letzten beiden Jahre hatten wir enormen Zuspruch“, erzählt Winfried Sträter vom Ortsbeirat. Wegen der hohen Kosten sei allerdings nur eine Veranstaltung pro Sommer möglich.

Eine „absolute Stummfilm-Rarität“ zeigt das Potsdamer Filmmuseum am 4. September ab 20 Uhr auf der nördlichen Spitze der Freundschaftsinsel – passend zu den historischen Schaugärten: Der restaurierte Film „Das Blumenwunder“ von Max Reichmann (1926) illustriert das Wachstum von Pflanzen erstmals im Zeitraffer. Er entstand im Auftrag der BASF, die damit für Düngemittel warb. Dazu gibt es einen Vorfilm über den Staudenzüchter Karl Foerster von 1966 und Live-Musik des Babelsberger Filmmusikers Peer Kleinschmidt. Weitere Vorführungen seien daran gescheitert, dass Kooperationspartner absprangen, erzählt Programmgestalter Sachiko Schmidt. „Der finanzielle und technische Aufwand, Filme open air zu zeigen, ist sehr groß. Außerdem wollen wir in erster Linie Zuschauer ins Filmmuseum locken.“

Ebenfalls einmalig war eine Art Open-Air-Marathon auf Schloss Sacrow im Juni: Von 6 Uhr morgens an wurde hier parallel auf drei Leinwänden drinnen und draußen der Dokumentarfilm „24h Jerusalem“ von Volker Heise gezeigt – bis 6 Uhr am nächsten Tag. „Die Zuschauer pendelten, gingen nach Hause, aßen und kamen wieder“, erzählt Christiana Flessner vom Verein Ars Sacrow. „Eine schöne Veranstaltung, aber es hat zwischendurch gewittert.“ Die Zuschauerzahlen hätten besser sein können.

Demgegenüber erweist sich das Thalia Programm Kino nahezu als Open-Air-Gigant – allerdings ist die Saison hier schon zu Ende. Mehr als 4000 Besucher sahen in vier sommerlichen Wochen 13 Filme am Waschhaus in der Schiffbauergasse. Auf das größte Interesse stießen bekannte Filme wie „Monsieur Claude und seine Töchter“. Auch die Musikfilmreihe am Samstag sei positiv aufgenommen worden. „Wir planen definitiv eine Fortführung mit dem Waschhaus im nächsten Jahr“, sagt Daniela Zuklic vom Thalia.

Isabel Fannrich-Lautenschläger

Isabel Fannrich-Lautenschläger

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