Von Matthias Matern: RBB sieht Potenzial für Einsparungen in Potsdam und Berlin Prognose: 15 Prozent weniger Einnahmen bis 2020 Strukturen der beiden Funkhäuser auf Prüfstand
Babelsberg - Für die kommenden zwei Jahre steht die Finanzierung, doch danach könnte es beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) eng werden. Einer Studie des ARD-Vorsitzenden Peter Boudgoust zufolge müssen sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten bis 2020 wegen der demografischen Entwicklung und wachsender Gebührenbefreiungen auf 15 Prozent weniger Einnahmen einstellen.
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Babelsberg - Für die kommenden zwei Jahre steht die Finanzierung, doch danach könnte es beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) eng werden. Einer Studie des ARD-Vorsitzenden Peter Boudgoust zufolge müssen sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten bis 2020 wegen der demografischen Entwicklung und wachsender Gebührenbefreiungen auf 15 Prozent weniger Einnahmen einstellen. Für den RBB würde das ein Verlust von jährlich rund 47 Millionen Euro bedeuten, teilte der Sender am gestrigen Freitag mit.
Auf Basis der Boudgoust-Schätzung hat die sogenannte Strategiegruppe „RBB Zukunft“ deshalb bereits mögliche Sparpotenziale analysiert. Neben einer Reduzierung der RBB-Radioprogramme von derzeit sechs auf vier und weniger Fernsehspielproduktion könnten auch Strukturveränderung in den beiden RBB-Funkhäusern Berlin und Potsdam die Kosten senken, hat die Strategiegruppe ermittelt. Vor dem RBB-Rundfunkrat sagte Intendantin Dagmar Reim am Donnerstagabend, „wenn es schlecht kommen sollte, dann müssen wir darüber nachdenken, an einem Standort nur noch Fernsehen und an dem anderen nur noch Radio zu betreiben“. Zudem sei jeder Abbau im Programm auch mit Einsparungen beim Personal, in der Produktion und in der Verwaltung verbunden, so Reim.
In der brandenburgischen Landeshauptstadt beschäftigt der RBB derzeit rund 600 festangestellte Mitarbeiter, in Berlin sind es immerhin um die 900. Während im Berliner Haus des Rundfunks an der Masurenallee gegenüber dem Funkturm die „Berliner Abendschau“ produziert wird und drei Radiosender (Radio Berlin, Inforadio, Kulturradio) angesiedelt sind, befinden sich in Potsdam-Babelsberg das moderne Fernsehsendezentrum und das neue Radiohaus des RBB. Im 1996 in Betrieb genommen Fernsehsendezentrum entstehen Programme wie „Brandenburg aktuell“, „RBB aktuell“ oder das Magazin „zibb“. Aus dem Radiohaus werden „Radio Eins“, Fritz“ und „Antenne Brandenburg“ gesendet. Somit verfügen beide Standorte sowohl über die Infrastruktur für Fernseh- als auch für Rundfunkproduktionen.
Ein Imageverlust als Medienstandort befürchtet Potsdams Medienbeauftragter Gerhard Bergfried durch die Sparüberlegungen nicht. „Dass der RBB sparen muss, ist klar“, meint Bergfried. Die Frage sei, ob sich die Anstalt angesichts nur knapp acht Millionen Einwohner in der gesamten Region die doppelten Strukturen weiter leisten könne. „Als Medienbeauftragter Potsdams müsste ich natürlich fordern, dass vor allem in Berlin gespart werden soll“, räumt Bergfried ein. Doch seien ungleichmäßige Kürzungen „bei aller wirtschaftlichen Vernunft“ ohnehin nicht zu erwarten. „Das lassen die politischen Rahmenbedingungen nicht zu“, glaubt der städtische Medienbeauftragte Bergfried. Am 7. November 2002 unterzeichneten die Länder Berlin und Brandenburg einen Staatsvertrag zur Gründung einer gemeinsamen Rundfunkanstalt.
Im Zusammenhang mit möglichen Strukturänderungen im RBB verweist die brandenburgische Landesregierung auf die Bedeutung der Stadt Potsdam als Produktionstandort für Nachrichtensendungen aus und für das Land Brandenburg. Auch RBB-Sprecher Ralph Kotsch betont: Die Überprüfung der Strukturen werde keinesfalls zu einer Ungleichbehandlung der beiden Standorte führen. Außerdem bezögen sich die Überlegungen bisher „nur auf den Fall, dass...“. Moment bestehe überhaupt kein Handlungsbedarf, versichert Kotsch.
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