Berlin-Wannsee – Wegen Wartungsarbeiten ist der Forschungsreaktor BER II in Berlin-Wannsee vom 10. September bis zum 7. Oktober nicht in Betrieb. Diese Pause nutzte das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB), um erstmals in diesem Jahr einen Informationstag für Anwohner mit Führungen durch das Reaktorgebäude zu veranstalten; rund 180 Bürger nutzten das Angebot. BER II dient zur Neutronenproduktion, mit dessen Hilfe Materialien auf ihre Beschaffenheit untersucht werden können. Vor allem Anwohner aus Wannsee und Babelsberg – den im Fall einer Reaktorkatastrophe an stärksten betroffenen Gebiete – nutzten die Möglichkeit, sich ein Bild von der Arbeit der rund 1100 Mitarbeiter des HZB zu machen. „In dem Wasserbecken mit den Brennelementen herrscht Normaldruck und das Wasser erwärmt sich nur bis 40 Grad, also nicht wie ein einem Kernkraftwerk, wo unter großem Druck Hitze entsteht – wir sind nicht mit Kraftwerken wie Tschernobyl oder Fukushima vergleichbar“, sagte Reaktormitarbeiter Dietmar Krüger während der Führung.
Nach der Kernschmelze im japanischen Fukushima waren 2011 kritische Stimmen gegen den Forschungsreaktor laut geworden, eine Babelsberger Bürgerinitiative hatte sogar dessen Abschaltung gefordert. Die Besucher wirkten jedoch eher neugierig als besorgt, viele stellten technische Fragen und waren beeindruckt von dem neun Meter hohen Becken, in dem hinter zwei Meter dicken Wänden der Reaktorkern liegt. „Etwa auf unserer Hüfthöhe“, zeigte Krüger dessen Position an. Rund um den Beton-Turm stehen dicht an dicht komplizierte Forschungsanlagen, deren Funktion sich oft nicht einmal erahnen lässt. In dem labyrinthischen Gewirr aus Rohren, Kabeln, engen Metalltreppen und Messgeräten stehen immer wieder Schreibtische mit Computern. „Ich war schon öfter im Forschungsreaktor, aber man muss ja auf dem Laufenden bleiben“, meinte Lothar Dreßler nach der Führung. „Man muss wissen, wovon man spricht, bevor man ins allgemeine Geheule einstimmt. Das stört mich immer etwas“, so der Babelsberger. Auch der Ingenieur Kuno Schulze aus Babelsberg, der das erste Mal im Reaktor war, hält nichts von der „überspannten Hysterie“ im Fall des BER II: „Ich vertraue den Betreibern hier.“ Erik Wenk
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