
© Johanna Bergmann
Potsdams Oberbürgermeister Jakobs im Interview: "Reiche bestimmen nicht die Stadtentwicklung"
Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) will enger bauen, um der Gentrifizierung entgegenzutreten. Gleichzeitig erteilte er im Interview einer rot-roten Rathauskoalition eine Absage.
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Potsdam - Potsdams neue Mitte darf nicht zu einer Spaltung der Stadt führen. Das sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im PNN-Interview. „Ziel ist es zu verhindern, dass über die Frage, wie sich die Mitte entwickelt, ein Spalt durch die Stadtgesellschaft geht“, so Jakobs. Dazu habe die Stadt aber „alle Mittel“ zur Verfügung. In den neuen Quartieren werde es günstigen Wohnraum, Studentenwohnungen, Cafés und Kneipen geben, versprach Jakobs.
Die Bebauung der Flächen im Zentrum, auf denen derzeit noch der von der Fachhochschule genutzte DDR-Bau steht, sei „ein Schlüssel“, um das Gleichgewicht in der Stadt zu halten, so der Oberbürgermeister. „Dort müssen wir eine Architektur und eine Nutzungsstruktur finden, die ein möglichst breites Publikum anspricht.“ Er wies die Auffassung zurück, wonach Reiche wie Hasso Plattner und Günther Jauch die Potsdamer Stadtentwicklung bestimmten. „Das ist eine Minderheitsmeinung“, sagt Jakobs. Er finde die aktuelle Eineinhalb-Millionen-Euro-Spende des TV-Moderators Jauch für den Wiederaufbau des Garnisonkirchenturms klasse. Gleichzeitig sagte Jakobs seine Unterstützung dafür zu, das ehemalige Rechenzentrum an der Breiten Straße als Künstlerhaus länger als geplant zu erhalten.
Jakobs lobt Engagement gegen rechts
Angesichts des steten Bevölkerungswachstums in der brandenburgischen Landeshauptstadt sagte Jakobs, die Stadt müsse der Gentrifizierung entgegentreten. Dazu müssten schnell Flächen für die Bebauung mit neuen Wohnungen vorbereitet werden und es müsse enger gebaut werden. Dabei will Jakobs auch das Konzept für die Entwicklung des ehemaligen Kasernenareals Krampnitz im Norden der Stadt überprüfen: „Es kann sein, dass Krampnitz dichter bebaut wird.“ Statt Einfamilienhäusern könne dort Geschosswohnungsbau entstehen. Dies müsse geprüft werden.
Jakobs warb für einen dauerhaften Dialog mit denjenigen, die die Flüchtlingspolitik kritisch sehen. „Wenn es uns nicht gelingt, das zu thematisieren, was diese Menschen bewegt, dann sind sie für die demokratischen Parteien verloren.“ Auch in Potsdam erlebe er eine gespaltene Haltung, so Jakobs. Nach wie vor herrsche jedoch große Hilfsbereitschaft und Toleranz, positioniere sich eine große Mehrheit gegen rechts. „Das zeichnet diese Stadt aus. Darauf können wir alle stolz sein.“
Im Rathaus will Jakobs mit wechselnden Mehrheiten regieren
Bis zum Ende seiner Amtszeit im November 2018 will Oberbürgermeister Jakobs nach dem Auseinanderbrechen seiner Rathauskooperation aus SPD, CDU/ANW und Bündnisgrünen mit wechselnden Mehrheiten regieren. Dabei ist er Befürchtungen entgegengetreten, wonach dies unberechenbar und „der Untergang der Stadt“ sei. Man könne mit der Linken Politik machen, sie sei sich „ihrer Verantwortung für die Stadtentwicklung durchaus bewusst“. Ein rot-rotes Bündnis strebe er für Potsdam jedoch nicht an. Auch das hätte nur eine dünne Mehrheit.
In Konsequenz des von den PNN aufgedeckten Stadtwerke-Skandals um Begünstigung und Vetternwirtschaft kündigte Jakobs einen Generations- und Kulturwechsel bei dem Stadtkonzern an. Es seien „Dinge zutage getreten, die ich mir nicht hätte vorstellen können“. Die Stadtwerke bräuchten jetzt neue Konzepte, um mehr Kunden zu gewinnen.
2017 werde in Potsdam politisch ein Jahr der Vorbereitungen und Personalien, sagte Jakobs. Die neuen Beigeordneten für Bauen sowie für Bildung, Kultur und Sport werden gewählt, und auch bei den Stadtwerken müssen Chefposten wieder besetzt werden. Ob er selbst noch einmal als Oberbürgermeisterkandidat antritt, ließ Jakobs offen. Zu einem möglichen Nachfolger äußere er sich nicht, sagte er, weil „derjenige, der geht, nie vorschlagen sollte, wer ihm folgt“.
Das ganze Interview finden Sie in der Freitagsausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten.
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