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Heimatgefühl in der Ferne. Karola Stahlberg 2005 bei einer Wanderung durch den brasilianischen Urwald, eines ihrer Lieblingsreiseziele.

© privat

Landeshauptstadt: Reisen mit Heimvorteil

Bei Karola Stahlberg kann man Urlaub bei Auswanderern buchen – und selbst auf Probe auswandern. Die Potsdamerin gründete die weltweite Online-Quartierbörse Travel-Friends

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Das Urlaubsland jenseits ausgetretender Pfade entdecken, Ungewöhnliches erleben und sich in der Fremde doch ein bisschen wie zu Hause fühlen: Wer seinen Urlaub bei deutschsprachigen Auswandererfamilien verbringt, hat mehr davon, ist Karola Stahlberg überzeugt. Die 47-jährige Postdamer Journalistin und Unternehmerin ist selbst schon viel im Ausland unterwegs gewesen – immer als Individualtouristin. Oft lernte sie dabei Auswanderer aus Deutschland, der Schweiz und Österreich kennen und wurde als Gast aufgenommen. Das Kennenlernen des Urlaubslandes aus Sicht des Auswandereralltags fand sie dabei stets bereichernd. Jetzt gibt Karola Stahlberg ihre Erfahrungen weiter, indem sie ihre weltweiten Kontakte professionell vermarktet. Ihre Internetplattform Travel-Friends ist laut der Berliner Tourismusbörse, auf der sie sich präsentierte, das erste Touristiknetzwerk, das Kontakte zu Auswanderern anbietet.

Dabei möchte sich die Unternehmerin in zwei Dingen vom herkömmlichen Reiseveranstaltermarkt unterscheiden: Sie könne einerseits ganz auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen, vom Zielort bis zur Reisegestaltung, mit mehr oder weniger Kontakt zur Gastfamilie. Andererseits, und darauf legt sie viel Wert, biete sie nachhaltigen Tourismus. Was der Kunde bei Stahlberg für die Reiseunterkunft bezahlt, fließt direkt an den Quartiergeber, also in das Urlaubsland. Es komme damit den Angestellten vor Ort zugute und nicht der Verwaltung eines Pauschalreiseanbieters. Damit möchte sie das Land und auch die Auswanderer unterstützen, die sich dort selbstständig gemacht haben. „Ich haben großen Respekt vor ihnen, es ist schon schwer genug, hier eine Firma zu gründen“, sagt die Geschäftsfrau.

Ihre Partner im Urlaubsland, derzeit etwa 100 Familien und Kleinunternehmer in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Südafrika, sucht sie sich genau aus. Ein Rechercheteam prüft beispielsweise Bewertungen in Onlineportalen, wertet Facebook-Seiten aus. Sie kann für jede Preisklasse etwas anbieten, für Rucksacktouristen oder die Fünf-Sterne-Zielgruppe.

Der Reisende bekommt bei Karola Stahlbergs Auswanderern aber nicht nur Quartier: Unter dem Stichwort Aktivurlaub vermittelt sie Erholung beim Reiten und Segeln, Trekking und Wandern, inklusive Yogakurs oder Städteerkundung in New York City. Auch Urlaub auf dem Rücken von Elefanten gibt es. In diesem Jahr sollen 400 Quartiere und Anbieter hinzukommen.

Der Kontakt zu Auswanderern im Reiseland bietet viele Vorteile, findet Stahlberg: „Der Mehrwert besteht darin, dass ich einerseits schnell Kontakt zu Einheimischen finde und das Land nicht nur durch die Touristenbrille kennenlerne, andererseits die Sprachbarriere wegfällt.“ Zusätzlich biete die Anbindung an deutschsprachige Gastgeber ein gewisses Sicherheitsgefühl, sollte man einen Arzt brauchen, Hilfe bei unerwarteten Behördengängen oder der Reiseplanung.

Einen ganz besonderen Service findet hier, wer sich selbst mit dem Gedanken trägt, demnächst auszuwandern. „Es ist natürlich nicht so wie bei den Fernsehsendungen, wo die über Nacht losfliegen und dann alles schiefgehen muss“, sagt Karola Stahlberg. Damit das keiner nachmacht, schlägt sie vor, auf Probe auszuwandern: Im Wunschland kann dann der Alltag ausprobiert werden, der Gastgeber organisiert Sprachkurse, auf Wunsch Termine beim Anwalt, Steuerberater oder eine Rundreise durch das künftige neue Heimatland.

Karola Stahlberg nimmt sich immer noch Zeit zum Reisen. Gern sucht sie sich exotische Ziele aus, den brasilianischen Urwald, Kuba, auch Länder, die sie in die Kategorie „verlorene Länder“ einordnet, weil sie aufgrund politischer Krisen dem Tourismus nicht mehr oder bald nicht zur Verfügung stehen, wie Libyen, wo sie vor einigen Jahren eine Wüstentour mit Tuareg unternahm. Immer mit dabei: ihr Laptop, um Neuigkeiten, neue Ziele, Quartiere und Attraktionen für ihre Firma festzuhalten. „Das ist doch wunderbar, ich kann Arbeit und Reisen verbinden.“

www.travel-friends.de

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