zum Hauptinhalt
Der Prozess gegen Silvio S. begann nach einer Verzögerung am Dienstagvormittag.

© Alexander Fröhlich

Prozess am Landgericht Potsdam: Richter: Silvio S. wohl voll schuldfähig

Mutmaßlicher Kindermörder schweigt beim Prozessauftakt in Potsdam. Die Mutter von Elias sagte aus.

Stand:

Potsdam - Der mutmaßliche Mörder der zwei Jungen Elias und Mohamed soll lebenslänglich hinter Gitter. Das hat der Berliner Nebenklage-Anwalt Khubaib-Ali Mohammed am Dienstag zum Prozessauftakt gegen Silvio S. am Potsdamer Landgericht vor Journalisten gefordert. Der 33-jährige S. solle die maximale Strafe erhalten, die das deutsche Strafgesetzbuch zu bieten habe, sagte Jurist Mohammed, der die Familie des getöteten Flüchtlingsjungen Mohamed vertritt.

Wegen im Internet geäußerter Morddrohungen gegen den Angeklagten fand der Prozess unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Noch vor Verlesung der Anklage wurden Anträge von Verteidigung und Nebenklage auf gänzlichen beziehungsweise teilweisen Ausschluss der Öffentlichkeit abgelehnt. Der im Vergleich zu den Fahndungsbildern vom Herbst deutlich schlankere, inzwischen hagere S. wollte vorerst nichts zu der Anklage sagen. Einlassungen im späteren Prozessverlauf wollte sein Potsdamer Anwalt Mathias Noll aber nicht ausschließen.

Während der Verhandlung deutete Richter Theodor Horstkötter an, dass er von der vollen Schuldfähigkeit des Angeklagten ausgeht. Denn laut eines vorläufigen Gutachtens eines Sachverständigen komme die Unterbringung des Angeklagten in einer in einer psychiatrischen Anstalt oder Entzugseinrichtung nicht in Betracht. Sollte Silvio S. schuldig gesprochen und verurteilt werden, würde dies eine Haftstrafe nach sich ziehen. Für Mord gibt es lebenslänglich.

Die Potsdamer Staatsanwaltschaft wirft Silvio S. die Entführung der Kinder zum Zweck des sexuellen Missbrauchs, den Missbrauch Mohameds sowie die Tötung der beiden zur Verschleierung seiner Straftaten vor. Die Anklage stützt sich vor allem auf Aussagen, die S. in der Nacht nach seiner Festnahme vor sieben Monaten machte. Laut Anklage hatte der als Wachmann beschäftigte S. aus dem Ort Kaltenborn bei Jüterbog (Teltow-Fläming) den sechsjährigen Elias am 8. Juli 2015 von einem Spielplatz im Potsdamer Stadtteil Schlaatz entführt und noch am Abend in seinem Auto erwürgt. Am 1. Oktober soll er den vierjährigen Mohamed vom Gelände des Berliner Landesamts für Gesundheit und Soziales in sein Auto gelockt und ihn am Tag danach erdrosselt haben.

S. verfolgte die Anklageverlesung nervös, aber wie den Prozess aufmerksam. Dabei blieb es auch, als Elias’ Mutter als erste Zeugin über den Tag des Verschwindens aussagte. Die 26-jährige Übersetzerin erzählte von ihrem Jungen und von dem Tag, als Elias verschwand. Zu einer möglichen Entschuldigung von S. an die Eltern äußerte sich Anwalt Noll vor Journalisten zunächst nicht. Er sagte aber, sein Mandant sei von den Aussagen des Prozesstages emotional getroffen. „Das geht ihm nahe. Er ist kein Eisblock.“

Das Gericht ging am ersten Tag auch der Frage nach, ob Elias bei Fremden mitgelaufen wäre. Es ist wesentlich für das Strafmaß, ob Elias bei Silvio S. freiwillig mitgegangen war, wie durchgeplant die Tat war. Dazu vernahm das Gericht Zeugen aus dem Umfeld. Demnach wäre der Junge nicht ohne weitere Lockmittel mit Fremden mitgegangen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })