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Prinz Edward, Herzog von Edinburgh, winkt zum Abschied vom Alexander Haus.

© dpa/Hannes P Albert

Royaler Besuch in Groß Glienicke: Prinz würdigt Alexanderhaus

Vorzeigeprojekt zur Erinnerung, Versöhnung und interkulturellen Arbeit: Der britische Prinz Edward hat das Alexanderhaus in Potsdam besucht.

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Königliche Ehre für ein bemerkenswertes Projekt: Am Dienstag hat Prinz Edward, Herzog von Edinburgh und Bruder des britischen Königs Charles III., das Alexanderhaus in Groß Glienicke besucht. Royalisten mit Fähnchen suchte man vergebens, stattdessen gab es im Garten am See ein vergleichsweise ungezwungenes Beisammensein mit vielen der Menschen, die daran Anteil haben, dass das frühere Sommerhaus der jüdischen Familie Alexander zu neuem Leben erweckt wurde. Dem einstigen Bauherrn und Chef der Berliner Ärztekammer Alfred Alexander hätte, so kann man vermuten, diese Zusammenkunft gefallen.

Zwei der Alexander-Enkel waren aus London angereist: Vivien Lewis und Michael Harding mit seiner Frau Angela. Die Familie fühle sich sehr geehrt von dem königlichen Besuch, sagte Vivien Lewis den PNN. Was man dem Gast vermitteln wollte, brachte Michael Harding so auf den Punkt: „Dieses Haus hat eine Geschichte, eine Gegenwart und eine Zukunft.“

Gruppenbild mit Royal: Prinz Edward (M.) zwischen den Alexander-Enkeln Michael Harding (l.) und Vivien Lewis (r.) mit Alexanderhaus-Engagierten.

© dpa/Hannes P Albert

Mehr Aufmerksamkeit für das Vorzeigeprojekt schaffen

Ihrer beider Mutter Elsie Harding hatte das Sommerhaus trotz der Erfahrung der Flucht vor den Nazis 1936 stets als „Seelenort“ im Gedächtnis der Familie wach gehalten. Nach dem Mauerfall war sie erstmals wieder zurückgekehrt. Gemeinsam mit vielen helfenden Händen und Köpfen in Groß Glienicke ist dann am Alexanderhaus etwas in Bewegung geraten, was auch in den Augen der britischen Botschafterin Jill Gallard Vorzeigecharakter hat: Hier kämen die Auseinandersetzung mit Geschichte und der Versöhnungsgedanke zusammen, sagte sie den PNN. Mit dem royalen Besuch wolle man „etwas mehr Aufmerksamkeit für das Alexanderhaus schaffen“.

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), der bei der Begrüßung von einer „großen Ehre für mich und meine Stadt“ gesprochen hatte, verband den Besuch mit der Hoffnung auf weitere Schritte zur Stärkung des deutsch-britischen Verhältnisses in Potsdam, wie er den PNN sagte.

Elsies Enkel Thomas Harding, Journalist und Autor, hat die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner im Buch „Sommerhaus am See“ geschildert – und sich für die Sanierung des zwischenzeitlich verwahrlosten Gebäudes eingesetzt. 2013 wurde der Verein Alexanderhaus gegründet.

Prinz Edward (l.), Herzog von Edinburgh, wird ein Exemplar des Buches „Haus am See“ von Alexanderhaus-Leiterin Berlind Wagner (r.) und Geschäftsführer Mortiz Gröning (M.) überreicht.

© dpa/Hannes P Albert

Was seitdem passiert ist, bekam Prinz Edward gestern von Vereinschef Moritz Gröning und anderen Beteiligten berichtet: Die Arbeitseinsätze, bei denen das Haus vom Müll befreit wurde. Die Wiedereröffnung nach der Sanierung 2019, als Schülerinnen und Schüler des Berliner Tiergarten-Gymnasiums Theater spielten – die damalige Schulleiterin war Groß Glienickerin. Die kleine Ausstellung, die die Historikerin Maria Schultz, heute Leiterin der Gedenkstätte Lindenstraße und seinerzeit ebenfalls Groß Glienickerin, ehrenamtlich konzipierte.

Von der Arbeit, die heute im Alexanderhaus stattfindet, berichtete stellvertretend der Berliner Lehrer Helge Reiners, der regelmäßig für Theaterprojekte zum Thema Holocaust nach Groß Glienicke kommt – „anders gedenken“ nennt er das. Die drei Jugendlichen Elsa, Ronahi und Hewan, die aus Eritrea und Syrien als Geflüchtete nach Groß Glienicke gekommen sind, erzählten davon, wie sie das Alexanderhaus bei Theater und Street-Football-Spielen kennengelernt haben. Das von Berlind Wagner geführte Haus versteht sich als Ort des interreligiösen und interkulturellen Austausches, arbeitete mit der Leo Baeck Stiftung und verschiedenen Begabtenförderwerken zusammen.

Prinz Edward sparte nicht mit Lob für alle Beteiligten

Diese Arbeit soll mit dem geplanten Seminargebäude im Garten verstetigt werden, wie Moritz Grönig betonte: Das Bebauungsplanverfahren läuft derzeit. Ob der vom renommierten Architektenbüro Chipperfield projektierte Flachbau tatsächlich schon zum 100. Geburtstag des Alexanderhauses 2027 eröffnen kann, ist unsicher. „Aber wir hoffen, dass wir 2028 am Start sind“, sagt Gröning.

Prinz Edward enthüllte eine Plakette, die an seinen Besuch erinnern soll - für ihn eine in jahrelanger Übung perfektionierte Tätigkeit, wie er scherzte.

© dpa/Hannes P Albert

Der Prinz sparte nicht mit lobenden Worten, bedankte sich bei allen Beteiligten – und bewies auch Humor: Bevor er eine anlässlich des Besuchs gestaltete Gedenkplakette enthüllen sollte, wies er darauf hin, dass er das elegante Enthüllen von Plaketten dank jahrelanger Übung perfektioniert habe. Fast punktgenau eine Stunde nach Ankunft verabschiedete er sich wieder – nächste Station ist Prag, wo der Prinz, wie zuvor in Berlin, Jugendliche beim „The Duke of Edinburgh’s Award“ für außerschulisches Engagement ehrt.

Der Groß Glienicker Ortsvorsteher Winfried Sträter zeigte sich zufrieden. Die Wertschätzung durch das englische Königshaus mache deutlich, dass das Alexanderhaus „nicht nur lokalen, sondern überregionalen Anspruch“ hat, sagte er den PNN: „Dieses Haus konfrontiert uns im lokalen Rahmen mit der Finsternis der Geschichte des 20. Jahrhunderts und gleichzeitig der Möglichkeit, das zu überwinden.“

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