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Verspätungen. Wegen einer kaputten Weiche in Berlin gibt es Störungen im Regionalbahnverkehr.

© Andreas Klaer

Fahrplanwechsel: S wird wieder eng

Am ersten Werktag nach der Sperrung der Regionalbahnstrecke zwischen Wannsee und Charlottenburg in Berlin ist das befürchtete Chaos im S-Bahnverkehr ausgeblieben - aber nicht überall.

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Potsdam - Warten. An der Zigarette ziehen. Warten. „Mein Zug hat Verspätung“, knurrt Petra Kautz und wippt an der Bahnsteigkante des Potsdamer Hauptbahnhofs auf den Zehenspitzen auf und ab. „Es sind schon fast zehn Minuten“, sagt die kleine Frau mit den kurzen braunen Haaren. Schon ihre S-Bahn aus Berlin kam zu spät in Potsdam an. „Es ist unmöglich“, ruft sie in die Kälte. Dann knackt der Lautsprecher über ihrem Kopf. „Wegen Verzögerungen im Betriebsablauf hat der Regionalexpress zehn Minuten Verspätung“, rauscht es ihr entgegen. „Sehen Sie!“, ruft die Berufspendlerin aus Berlin. „Das macht doch keinen Spaß mehr.“

Seit Sonntag gilt in Berlin und Brandenburg ein neuer Fahrplan. Mit dem dritten Advent startete die Deutsche Bahn zugleich mit der Vollsperrung einer der meistbefahrenen Fernbahnstrecken der Region. Wegen Bauarbeiten an zum Teil 100 Jahre alten Gleisen und Brücken ist die Regionalbahnstrecke zwischen Berlin-Wannsee und Charlottenburg für ein Jahr gesperrt. Allerdings blieb das befürchtete Pendlerchaos am ersten Werktag nach Start der Umleitung aus. Fahrgäste der Linien RE 1, RE 7 und RB 21 mussten Umwege in Kauf nehmen oder auf S-Bahn und Busse ausweichen. Dort wurde es eng. Die Mehrheit hatte sich darauf eingerichtet – doch Verspätungen sorgten für jede Menge Ärger.

„Mit Wartezeit bin ich fast eine Stunde unterwegs, das ist wirklich ärgerlich“, erzählt eine rothaarige Pendlerin aus Berlin. Konnte sie sonst bequem nach Werder durchfahren, muss sie nun mehrmals umsteigen. „Früher habe ich 25 Minuten gebraucht“, sagt die Sozialpädagogin. Auch die Studentin Meike Kunst ist an diesem Morgen fertig mit den Nerven. „Ein Jahr keine Regionalbahn nach Berlin?“, fragt sie, als sie am Bahnsteig ankommt. „Das kann nicht sein, das kostet mich nicht nur Zeit, sondern auch Nerven.“

Beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg zog man ein durchwachsenes Fazit. Von „Licht und Schatten“ sprach Elke Krokowski. Die Züge auf der S7, die jetzt zusätzlich die bisherigen Fahrgäste des Regionalverkehrs zwischen Berlin und Potsdam aufnehmen müssen, seien in der Regel nicht überfüllt gewesen. An den Umsteigepunkten habe es wenig Probleme gegeben. Anders auf der Umleitungsstrecke des RE1, der fährt nun über Golm und Spandau. „Die Verspätungen hier haben sich hochgeschaukelt.“ Etwa 10 bis 20 Minuten hätten Fahrgäste warten müssen. „Es war klar, dass es ein paar Anlaufschwierigkeiten gibt“, so Krokowski.

Für Anlaufschwierigkeiten haben Henrike Freye und Bianca Brandt an diesem Morgen kein Verständnis. „Es ist zum Kotzen“, sagt Studentin Brandt. Mit ihren Fingern umklammert sie einen Kaffeebecher. Schon eine Viertelstunde stehen sie in Golm am Bahnsteig. Der Zug hat Verspätung, ihr Anschlusszug ist weg. Für ihre Tour nach Magdeburg brauchen die Studentinnen fast drei Stunden. „Sonst schaffen wir das in zwei“, sagt Henrike Freye.

Hans Wendt kann das nicht stören. „Vier Tage noch“, sagt Mann mit dem gemütlichen Bauch. „Dann bin ich Rentner.“ Er lacht. Wendt ist im Auftrag der Bahn unterwegs, kontrolliert auf Bahnhöfen zum Beispiel die Notbeleuchtung. Auch er wartet. „Hauptsache man hat was vernünftiges zu essen dabei“, sagt Wendt. „Das ist immer eine Sache der Perspektive.“ Vier Tage hat er noch mit den Umleitungen zu kämpfen. Andere noch ein ganzes Jahr.

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