
© Johanna Bergmann
Potsdam: Schiffbauergasse soll attraktiver werden
Der Kulturstandort Schiffbauergasse wird nach knapp zehn Jahren wieder zur Baustelle – damit soll er attraktiver werden. Ein Überblick, was geplant ist.
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Berliner Vorstadt - Knapp zehn Jahre nach Ende der Sanierung der Schiffbauergasse soll der vielfach als zu steril kritisierte Kunst-, Kultur- und Gewerbestandort attraktiver werden. Geplant sind unter anderem ein zentrales Informationsbüro, endlich eine öffentlichen Toilette und ein Spielplatz. Perspektivisch könnte der Standort mit einem großen Künstlerhaus zusätzlich aufgewertet werden.
Das neue Besucherzentrum
Anlass für die geplanten Baumaßnahmen ist eine im Auftrag der Stadt und des kommunalen Sanierungsträgers erstellte Untersuchung dazu, wie mehr Gäste in die Schiffbauergasse gelockt werden können. Diese sogenannte Verdichtungsstudie empfehle die Schaffung einer zentralen Serviceeinrichtung, in der Besucher unkompliziert Tickets kaufen und sich direkt über aktuelle Veranstaltungen informieren können, wie eine Sprecherin des Sanierungsträgers bestätigte. Zudem sei eine Ausstellung zur Geschichte des Ortes geplant. Als idealer Standort habe sich das zwischen dem Waschhaus und der Tanzfabrik gelegene Offizze herauskristallisiert – das nun im nächsten Jahr zum Besucherzentrum umgebaut werden soll. Dort sollen für Veranstaltungen im Freien auch öffentliche Toiletten untergebracht werden, die es bis jetzt nicht gibt. Bemerkenswert: Schon 2010 hatte ein nie umgesetztes Betreiberkonzept der Kölner Beraterfirma AWC eine Toilette am Standort empfohlen.
Im Offizze selbst sind derzeit Lager- und Technikräume, aber auch zwei Gewerbebetriebe angesiedelt. „Die Verlagerung der aktuellen Nutzungen erfolgt hauptsächlich auf dem Gelände selbst“, teilte ein Stadtsprecher auf Nachfrage mit. Zu den Kosten machte die Stadt auf Nachfrage keine genauen Angaben. „Aktuell laufen Voruntersuchungen, die Umbaumaßnahmen werden aus Treuhandmitteln des Sanierungsträgers finanziert“, so der Sprecher. Die Organisation an sich, also wer das Zentrum betreibt, sei noch abzustimmen. Ob der Service und Ticketverkauf im Hans Otto Theater dann noch nötig sein wird, sagte der Sprecher nicht.
Neubauten?
Ebenso beschäftigt sich die Studie mit der Frage, ob der Bau neuer Gebäude die Schiffbauergasse stärken kann. Hier müsse nun abgeglichen werden, wie mögliche Bauflächen derzeit genutzt werden, so der Stadtsprecher: „Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen.“ In dem Zuge wird auch ein Spielplatz geplant. Dazu hat der Sanierungsträger nach PNN-Informationen auch Besucher befragt, ob ein Spielplatz geschaffen werden und wenn ja, was er bieten soll. Der Stadtsprecher teilte vorsichtig mit: „Nach stadtinternen Abstimmungen und abhängig von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln ist der Bau eines Spielplatzes ab 2017 geplant.“
Ein neues Künstlerzentrum?
Derzeit wird die Garde-Husarenkaserne an der Berliner Straße, das frühere Kreiswehrersatzamt, noch von der Bundespolizei genutzt. Für das Gebäude hatten die Stadtverordneten schon 2014 auf Antrag der Grünen beschlossen, dessen Nutzung für die Kreativwirtschaft zu erkunden. Konkrete Verhandlungen fänden derzeit aber noch nicht statt, so der Stadtsprecher – da die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) einen Auszugstermin der Bundespolizei derzeit nicht terminieren kann. Allerdings habe Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) der Bima das Interesse der Stadt an einem Ankauf mitgeteilt.
Über die Möglichkeiten der Nutzung der mit rund 8000 Quadratmetern riesigen Kaserne für die Kultur- und Kreativwirtschaft habe die Verwaltung eine immobilienwirtschaftliche Untersuchung durchgeführt, deren Ergebnisse im Dezember der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt werden. Derzeit wird das Rechenzentrum an der Breiten Straße als Refugium für Künstler genutzt, allerdings können dort aus Lärmschutzgründen beispielsweise Bands nicht proben und untergebracht werden.
Neue Veranstaltungen?
Die besagte Verdichtungsstudie widmet sich auch der Frage, wie bereits bestehende Gebäude und Spielstätten wie die kaum bespielte Open Air Bühne und der Schirrhof intensiver ausgelastet werden können. Auf Nachfrage sagte der Stadtsprecher, mit den in der Untersuchung „aufgezeigten Potenzialen“ könnten nun neue Nutzungen und Optimierungen geplant werden. Vom Sanierungsträger hieß es, erfolgreiche Veranstaltungsformate wie „Stadt für eine Nacht“ oder der „Brandenburgische Sommerabend“ stünden beispielhaft für die gelungene Entwicklung in der Schiffbauergasse und könnten für weitere Veranstaltungen ein Vorbild sein. Die Stadt verwies bereits auf weitere, teils erst in den letzten Jahren etablierte Open Airs – etwa die Lange Nacht der Freien Theater, der Kinosommer, die Workshop-Woche WhatsArt und das internationale Theaterfestival Unidram – auf den Freiflächen des Schirrhofes und rings um und auf der Freiluftbühne. Konkrete neue Formate nannte die Stadt aber noch nicht. Anlass zum Feiern gibt es allerdings: 2017 feiert das Kunst- und Kulturquartier sein 25-jähriges Bestehen.
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Dass nun für die Schiffbauergasse Klo und Spielplatz kommen sollen, ist das Mindeste. Nötig wäre viel mehr. Ein Kommentar >>
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