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Landeshauptstadt: Schlangen: hochverehrt und verketzert Die Kulturgeschichte der Schlange in einer Sonderausstellung des Naturkundemuseums

Die höchst lebendige Vertreterin einer Jahrtausende alten Tiergattung nimmt die Ausstellungseröffnung im Naturkundemuseum gelassen hin. Die kleine Kreuzotter stammt aus künstlicher Nachzucht und ist den Aufenthalt im Terrarium gewöhnt.

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Die höchst lebendige Vertreterin einer Jahrtausende alten Tiergattung nimmt die Ausstellungseröffnung im Naturkundemuseum gelassen hin. Die kleine Kreuzotter stammt aus künstlicher Nachzucht und ist den Aufenthalt im Terrarium gewöhnt. Sie gehört zu den drei Schlangenarten, die im kühlen Brandenburg vorkommen. Sie teilt sich den Lebensraum mit Ringel- und Glattnatter. Insgesamt kommen in Deutschland nur sechs Schlangenarten vor. Ihren Großauftritt haben sie in südlichen Ländern, in Asien und Lateinamerika, wo sie über Jahrtausende verehrt wurden und selbst heute noch Kultstatus genießen. Rund 2900 Arten gibt es.

Das alles zeigt die gestern eröffnete Ausstellung „Verehrt, gefürchtet, verfolgt – die Schlange in der Kulturgeschichte“, die das Naturkundemuseum in enger Zusammenarbeit mit dem Privatsammler Karl Ziegan zusammengestellt hat. Seine Sammlerstücke belegen vor allem die Geschichte, andere stammen aus dem hauseigenen Depot und es kamen auch noch Stücke des Museums für Naturkunde der Humboldt-Universität Berlin hinzu.

Die Idee zur Ausstellung wurde geboren, weil Potsdam vom 3. bis 7. September die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde ausrüstet, auf der unter anderem das Thema Schlangen auf der Tagesordnung steht. Keine Tierart hat die Phantasie der Menschen so sehr angeregt wie die Schlangen. Ihre lautlose Fortbewegung wirkt rätselhaft, ihr Gift kann den Tod aber auch Heilung bringen. Und so findet sich die Schlange auch als medizinisches Symbol wieder. Bei dem afrikanischen Urvolk der San ist die Regenbogenschlange göttergleich und die Ägypter oder die Inder verehren sie noch heute. Selbst die Germanen haben sie geachtet. Sie hielten Ringelnattern im Haus. Erst die christliche Lehre verketzerte die Schlange als Verführerin und das Böse schlechthin und rief zu ihrer Ausrottung auf. Es setzte eine massive Schlangenverfolgung ein, die erst mit der Reformation und der Aufklärung ein Ende fand. Die Schlange durfte ihren wichtigen Platz im Ökosystem als Vertilgerin von Kleingetier wie Ratten und Mäuse wieder einnehmen.

Heute sind Schlangen vor allem durch die verbotene Jagd auf ihre edle Haut gefährdet, durch abergläubische Verwendung in der Medizin und Umweltschäden. Auch das zeigen die Schauvitrinen im Parterre. Die lebendigen Nattern und Ottern, dazu Eidechsen als nahe Verwandte sind im 1. Stock bis zum 21.September zu sehen, dann gehen sie an ihre Züchter beziehungsweise in die freie Wildbahn zurück. Die Ausstellung wird bis zum 8. März 2009 gezeigt. Geöffnet ist das Haus in der Breiten Straße 13 Dienstag bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr.

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