
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Schlösserknigge für Kaiser Matthias
Besonderer Aufwand für Märchenfilm-Produktion „Des Kaisers neue Kleider“ im Schlosspark Sanssouci
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Sanssouci - Die Aristokratie ist ein Opfer der Hitze. Zumindest an diesem Montagmittag will niemand mit dem Kaiser tauschen, der mit kiloschwerem Hermelin- Umhang, hochgeschlossenem Rüschenhemd und weißer Wallehaar-Perücke im Sonnen- und Scheinwerferlicht in den Neuen Kammern steht. Doch die Stirn unter dem Perückenmonstrum, sie gehört zu Schauspieler Matthias Brandt („Contergan“), glänzt nicht mit dem Blattgold an den Wänden des Festsaals um die Wette. Den Maskenbildnern sei Dank.
Brandt leidet mit Stil unter der kiloschweren Kostümpracht. Immerhin darf er sich im Filmprojekt, das aktuell in den Schlössern des Parks Sanssouci gedreht wird, auf neue Kleidung freuen. Der Westdeutsche Rundfunk verfilmt für die ARD- Märchenreihe „Sechs auf einen Streich“ Hans Christian Andersens „Des Kaisers neue Kleider“ – mit Brandt als Kaiser und Catherine Flemming („Comissario Laurenti“) als Hofschneiderin – die beide vom charmanten Betrüger-Filou Jakob, dargestellt von Nachwuchs-Hoffnung Sergej Moya, genarrt werden.
Seit dem 23. Juni laufen die Dreharbeiten für den Kostümstreifen. Bis nach Prag sei man gefahren, um die Kleider für das Fernsehspiel zu holen, erzählt der verantwortliche Redakteur Wolfgang Wegmann. Auch die Drehorte seien für die Askania-Produktion mit „besonderem Aufwand für uns“ verbunden, gesteht Wegmann. So habe man eigens für die Drehtage im Park Sanssouci einen „Schlösserknigge“ erarbeitet, mit allen Verboten und Einschränkungen, „an die sich jeder ausnahmslos halten muss“, so Wegmann. Auf Stühlen darf nicht gesessen werden, Exponate können nur mit weißen Handschuhen berührt werden, der Boden ist für die Stative der schweren Filmkameras abzukleben. Erst kürzlich ist einer anderen Filmproduktion von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten der Weiterdreh untersagt worden, weil die sich nicht an die Denkmalauflagen gehalten hatten, weiß Wegmann zu berichten.
Doch die historischen Kulissen der Schlösser sind beliebte Drehorte, sagt Stiftungspressesprecher Ulrich Henze. Gut 100 Filmteams seien jährlich in den Stiftungsobjekten zugange – was auch die Stiftungskasse klingeln lasse. Lediglich einzelne Räumen sind von vornherein tabu, beispielsweise die Bibliothek Friedrich des II. im Schloss Sanssouci. „Ansonsten ist vieles in Absprache mit uns möglich“, sagt Ulrich Henze. Nur für Werbeaufnahmen – einerlei welches Produkt – gebe man die Schlösser nicht her.
Für die laut Redakteur Wegmann „gewisse Adaption“ von „Des Kaisers neue Kleider“ allerdings werden die Türen der Neuen Kammern und des Neuen Palais’ geöffnet. „Andersons Märchen ist ja kein klassisches sondern eher ein Kunstmärchen“, so Wegmann, deshalb habe man die Geschichte kindgerecht erweitert. Glück für Schauspielerin Alissa Jung. Deren Rolle wurde erst vom Drehbuchautor David Ungureit geschaffen. Die Aktrice, die bis vor drei Jahren in Nowawes für die Sat1-Daily-Soap „Schmetterlinge im Bauch“ vor der Kamera stand, spielt die Helferin des Betrügers Jakob. Gemeinsam verpassen sie Kaiser Matthias Brandt die neuen Kleider – welcher Art, das zeigt der Film, der zur Weihnachtszeit in der ARD laufen soll. Kay Grimmer
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