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Kleiner Piecks, große Wirkung? Immer mehr Potsdamer lassen sich gegen Schweinegrippe impfen.

© Kay Nietfeld/dpa

Von Henri Kramer: Schweinegrippe auf dem Vormarsch

Zahl gemeldeter Erkrankungen deutlich gestiegen / Ärzte forderten mehr Impfstoff an als vorhanden

Stand:

In Potsdam ist innerhalb von einer Woche die Zahl der gemeldeten Schweinegrippe-Erkrankungen deutlich gestiegen. In dieser Woche sind laut Stadtverwaltung 23 Fälle bekannt geworden, in den zwei Wochen zuvor registrierte die Behörde nur drei. Damit haben sich seit August insgesamt 55 Potsdamer mit der Schweinegrippe infiziert – bislang allerdings ohne gravierende Folgen. „Diese Zahlen sind nicht besorgniserregend“, sagte gestern Sozialdezernentin Elona Müller (parteilos) bei einem Pressegespräch zum Thema Pandemie-Vorsorge.

Betroffen von der Schweinegrippe sind mittlerweile auch Potsdamer Schulen. Bisher gibt es aber lediglich „einzelne Fälle“, so gestern Abend Ulrich Rosenau, Leiter des zuständigen Schulamts in Brandenburg (Havel). Genaue Zahlen könne er nicht nennen, so Rosenau, diese würden in seiner Behörde nicht erfasst. Die Erkrankungen würden jedoch an das zuständige Gesundheitsamt in Potsdam gemeldet, das über Klassen- oder Schulschließungen entscheiden müsse. Entsprechende Informationen über Schweinegrippe-Fälle bei Schülern sind dort aber offenbar nicht angekommen. Während der Pressekonferenz hieß es, Erkrankungen von Potsdamer Schülern seien bislang nicht bekannt. Rosenau warnte vor Panik: Es gäbe saisonal bedingt sowieso „einen erhöhten Krankenstand bei Lehrern und Schülern“.

Parallel zur steigenden Zahl der Erkrankten wächst die Zahl der gegen Schweinegrippe geimpften Potsdamer. Inzwischen sind über das Gesundheitsamt und das kommunale Klinikum rund 1200 Menschen geimpft worden, so Beigeordnete Müller. Vor einer Woche hatte die Verwaltung nur etwa 650 geimpfte Menschen gezählt. Dazu käme jeweils eine unbekannte Zahl jener Bürger, die sich bei ihrem Hausarzt haben impfen lassen, sagte Müller.

Mindestens 710 Potsdamer haben die Impfung von ihrem niedergelassenen Arzt bereits bekommen. Dies hat gestern eine PNN-Umfrage bei elf der insgesamt 39 Ärzte ergeben, die von der Kassenärztlichen Vereinigung in Potsdam als Anbieter von Impfstoff benannt werden. In sieben dieser Praxen wird bereits geimpft. Reinhard Schleuß, Mediziner im Stadtteil Potsdam-West, sagte, die 100 bei ihm geimpften Bürger hätten das Serum „wunderbar“ vertragen, auch er selbst: „Es hat nur drei Tage leicht im Arm gezwiebelt.“ Der in Neu Fahrland praktizierende Arzt Wolf-Rüdiger Boetcher monierte, wie auch andere seiner Kollegen, dass die Bereitstellung des Impfstoffes unregelmäßig verlaufen sei. Anders als in Berlin werden die Potsdamer Ärzte nicht von einer zentralen Apotheke aus mit Impfstoff beliefert. „Hier übernehmen das jeweils die Apotheken in der Nähe“, sagte Michael Klauß, Chef des Landes-Apothekerverbandes mit Sitz in Potsdam. Dies habe „in der Regel“ auch funktioniert. Das einzige Problem aus seiner Sicht: Es sei mehr Impfstoff angefordert worden als vorhanden.

Um künftig besser auf Pandemien wie die Schweinegrippe vorbereitet zu sein, hat die Stadtverwaltung gestern zusammen mit wichtigen Institutionen eine theoretische Katastrophenschutzübung durchgeführt. Bis März 2011 sollen nun die Einsatzpläne für den Fall überarbeitet werden, dass so viele Menschen an einem Virus erkranken, dass das Innenministerium den Katastrophenfall ausruft. Dezernentin Müller erklärte: „Wir haben besprochen, wie wir dann unser Verhalten besser abstimmen.“ So müsse beispielsweise klar sein, wer den Müll der Haushalte wegbringen könne, wo es Quarantäne-Räume gäbe und wie viele freie Betten in den Kliniken vorhanden seien.

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