Landeshauptstadt: „Sensibilität wecken“
Erstes Gastroenterologisches Seminar in Potsdam
Stand:
Erstes Gastroenterologisches Seminar in Potsdam Krebsfrüherkennung oder auch Infektionen im Magen-Darm-Bereich waren Themen des 1. Potsdamer Gastroenterologischen Seminars, das jüngst in der Ostdeutschen Sparkassenakademie am Luftschiffhafen stattfand. Zehn Ordinarien, 25 bundesweit bekannte weitere Referenten und knapp 400 Ärzte hatten sich zu der ersten ostdeutschen Tagung dieser Art angemeldet. Die PNN sprachen mit Professor Thomas Weinke, Chefarzt der Medizinischen Klinik am Klinikum Ernst von Bergmann sowie Initiator und Referent des Seminars. Im Land Brandenburg gibt es keine medizinische Fakultät. Dennoch existiert vor Ort eine leistungsfähige Medizin auf durchaus hohem Niveau. Das war der Anlass hier eine Gasteroenterologische Tagung durchzuführen. Standardmäßig führen wir zwei-, dreimal im Jahr Fortbildungen durch, zu denen 120 bis 150 Ärzte aus dem Land kommen. Nun wollten Sie es eine Nummer größer. Das Seminar wurde mit dem Chefarzt der Gastroenterologie der Charité-Universitätsklinik Benjamin Franklin Professor Zeitz organisiert und durchgeführt. 380 Teilnehmer waren da, zu 70 Prozent aus den Neuen Bundesländern. Die Resonanz bestärkt uns, für 2006 ein weiteres Seminar zu planen. Das Programm war organ- und symptombezogen aufgebaut. Wir haben uns mit Erkrankungen der Leber, des Dünn- und Dickdarms beschäftig und mit der Endoskopie, also den Spiegelungen zur Untersuchung des Magen- und Darmtraktes. Gerade bei der Endoskopie gibt es neue Techniken und Methoden, die eingesetzt werden und dies auch in unserem Haus. Mit der Endoskopie verbinden viele Patienten einen unangenehmen Eingriff, bei dem der Magen oder Darm untersucht wird. Heute ist die Endoskopie viel weiter. Viele Untersuchungen erfolgen mit einer Beruhigungsspritze, so dass der Patient die Untersuchung kaum mitbekommt. Teilweise können wir den Patienten mit Hilfe der Endoskopie Operationen ersparen. Ein klassisches Beispiel sind die Gallengangsdarstellungen. Die Gallensteine können aus den Gängen herausgeholt werden. Darüber hinaus gibt es technische Neuentwicklungen. Zusätzlich zu den Endoskopen setzen wir in unserer Klinik die so genannten Endokapseln ein, die der Patient wie eine Tablette schluckt. Mit der zirka 1,5 Zentimeter großen Kapsel können Aufnahmen im gesamten Dünndarm gemacht werden. Ein anderer Schwerpunkt war „Von der chronischen Entzündung zum Malignom“. Hier geht es um die Erkennung von Krebsvorstufen. Bekannt ist der Helicobacter pylori, ein Magenbakterium, das für den Magenkrebs offensichtlich entscheidend ist, und ebenso für die Entstehung von Geschwüren. Es gibt eine Reihe von Beispielen, wo chronische Entzündungen für die spätere Krebsentstehung eine Rolle spielen. Ein großes Anliegen ist es, die Sensibilität für Überwachungsstrategien zu wecken, um so rechtzeitig Handeln zu können. Dazu gehört auch der Bereich der Vorsorgekolnoskopie. Dieses Methode ermöglicht es die Frühformen bösartiger Erkrankungen wie Darmkrebs zeitig zu erkennen. Vorstufen wie Polypen können mit Hilfe eines Endoskops entfernt werden. Wir Ärzte werben dafür, dass alle Menschen ab dem 55. Lebensjahr diese Art der Vorsorge, die von den Kassen übernommen wird, ergreifen. Denn das Kolonkarzinom, der Dickdarmkrebs, ist in Deutschland eine der häufigsten Krebsursachen. Mit diesem Eingriff ist die Krankheit wirklich zu verhindern. Das Gespräch führte Ulrike Strube
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: